26.01.2015, 14:30 Uhr

IBM, Google, AWS, Microsoft, HP - wer hat die beste PaaS-Cloud?

Entwickler-Plattformen (PaaS) werden den Kampf um die Cloud entscheiden. Von einem guten PaaS profitiert auch der Endanwender. Experton hat die 11 führenden Schweizer Cloud-Anbieter bewertet.
Cloud-Entwicklungsumgebungen sind für Endanwender nicht besonders sexy. Von Platform-as-a-Service (PaaS) bekommen eher die Codefrickler und Programmierer glänzende Augen. Die Arbeit im Hindergrund beeinflusst aber sehr wohl, wie schnell eine Applikation betriebsbereit in den produktiven Einsatz geht (Time-to-Market), wie gut sie funktioniert und wieviel Mehrwert sie generiert. Von einem guten PaaS profitieren daher vor allem die Endanwender in den Unternehmen. Nur merken sie meist nichts davon. Zwar generiert die margenträchtigere Software-Cloud (SaaS) höhere Gewinne, die Infrastruktur-Cloud (IaaS) punktet mit hohen Umsätzen. Der strategisch wichtige Dreh- und Angelpunkt im Kampf um Marktanteile in der Cloud aber sind die Service-Plattformen, da sind sich alle Analysten einig. PaaS-Angebote entscheiden, wer in Zukunft die Cloud dominiert. Wer die Entwickler für sich gewinnt, gewinnt die Cloud. Denn Entwickler programmieren die Business-Apps, mit denen Marketing, Sales und Vertrieb erfolgreich sind, oder eben nicht. Das gewählte Service-Modell, also ob On-Premise-, Managed Private Cloud oder Managed Public Cloud, ist dabei nicht entscheidend. Das bleibt die Entscheidung jedes einzelnen Kunden. Schweiz: 22 marktrelevante Cloud-Anbieter Frank Heuer, Senior Advisor beim Analystenhaus Experton, hat auf dem Schweizer PaaS-Markt 22 marktrelevante Anbieter identifiziert und bewertet. 11 davon stuft Heuer als Marktführer ein, darunter IBM, Fujitsu, Google, Microsoft, Amazon und HP. Als Bewertungskriterien dienten ihm unter anderem die Usability des Self-Service-Portals, automatisierte Provisionierung von Ressourcen, Template-Bibliotheken für Virtuelle Maschinen oder eine Woorkflow-Unterstützung für agile Entwicklungsmethodiken wie Scrum. So bewertet Expertons Heuer die 11 PaaS-Marktführer in der Schweiz (siehe auch den Gartner-Quadranten unten): IBM hat im Cloud-Markt eine Aufholsjagd gestartet. Die Übernahme des Infrastruktur-Anbieters Softlayer kommt dabei auch den höhergelegenen Stack-Schichten zugute, also SaaS und PaaS. IBM offeriert zurzeit 120 fix und fertige Cloud-Software-Angebote. Mit seinem Bluemix-Angebot will Big Blue zudem die Zielgruppe der Entwickler dabei unterstützen, Web- und Mobile-Appikationen zu programmieren. IBMs Strategie wird schon nach lurzer Zeit Früchte tragen. Der Sieger heisst Microsoft Azure Microsoft ist das Urgestein auf dem PaaS-Markt und der Sieger im aktuellen Experton-Ranking. Das Unternehmen offeriert mit seiner Azure-Plattform das umfangreichste und bekannteste Angebot am Markt. Microsofts Cloud-Strategie zielt darauf ab, dem Kunden maximale Flexibilität bei der Wahl des für ihn besten Bereitstellungenmodells zu bieten, also On-Premise, Hosted private Cloud oder Public Cloud. Das beinhaltet explizit auch hybride Architekturen. Microsoft hat die beliebte Entwicklungsplattform Visual Studio in seine Azure-Cloud integriert und zudem ein attraktives Ökosystem aufgebaut. Die Azure-Cloud, so Heuers Fazit, lässt die Konkurrenz weit hinter sich. Google, Amazon Web Services und Salesforce zählen zu den Cloud-Pionieren und haben ausgereifte Plattformen mit umfangreicher Funktionalität und guter Usability aufgebaut. Googles App Engine überzeugt durch technische Raffinesse, einem grossen Funktionsumfang und guter Skalierbarkeit. Es fehlt bislang jedoch eine Workflow Engine und ein Baukasten für Enterprise App Stores, um auch Fachabteilungen bei der Erstellung von Applikationen zu helfen. Aber was nicht ist, kann noch kommen. Google entwickelt sein Framework stetig weiter... Nächste Seite: Damit punkten Microsofts Verfolger Amazon: grossartiges PaaS-Gesamtsystem Amazon Web Services (AWS) ist hinter Microsoft die starke Nummer zwei auf dem PaaS-Cloud-Markt. Den Infrastrukturmarkt (IaaS) dominiert das Unternehmen mit hoher technischer Kompetenz sowieso. Das könnte Microsoft gefährlich werden. AWS integriert beliebte Entwicklungsumgebungen und bietet grösste Kompatibilität zum Markt der Open-Source-Tools. Auch Microsoft Windows/.NET laufen in der Amazon Cloud. Hinsichtlich der Anwendungsszenarien gibt es keinen Fokus und keine Einschränkung. AWS, so Heuer, schafft mit CloudFormation, elastic beanstalk und opswork ein grossartiges PaaS-Gesamtsystem. Salesforce: starkes Partnernetz Salesforce bietet, mit seiner Entwicklungsplattform force.com im Rücken, eines der grössten und profiliertesten Ökosysteme zur cloud-gestützten Anwendungsentwicklung. Besonders interne Enterprise-Kunden greifen gerne zu Salesforce. Enterprise App Stores werden von Salesforce mit Inhalten befüllt und direkt abrechenbar auf Kostenstellen angeboten. Für Firmenkunden besonders attraktiv ist die Integration in das Salesforce-CRM. Mit Heroku hat der Cloud-Dienstleister zudem ein klassisches PaaS im Angebot. Die Plattform glänzt mit einem hohen Automatisierungsgrad, einer guten Dokumentation und grosser Kompatibilität zu gängigen Tools und Programmiersprachen. Lediglich der Bereich persistenter Speicher, so Heuer, könnte noch optimiert werden. T-Systems stellt seit Kurzem bedarfsgerechte Entwicklungs- und Testumgebungen bereit, in denen Unternehmenskunden Cloud-Services entwickeln können. Das Angebot fusst auf Red Hats Open Shift. T-Systems kooperiert neben traditionellen Partners wie SAP, Microsoft, Cisco und VMware auch verstärkt mit Softwarefirmen. Mit seinen Dynamics Services for SAP Projects stellt T-Systems ein interessantes Angebot für Enterprise-Kunden bereit. Funktional bleiben kaum Wünsche offen, lediglich eine Workflow Engine (public Cloud) und eine Developer Sandbox (private cloud) fehlen noch. Oracle: auf Performance und Skalierbarkeit getrimmt Oracle liefert eine auf das Oracle-Universum zugeschnittene Plattform für die auf Java basierende Anwendungsenbtwicklung. Heuer lobt die enge Verzahnung mit klassischen Oracle-Applikationen wie der weit verbreiteten Oracle Datenbank und der Datenbank-Appliance Exadata. Die Plattform ist auf Performance und Skalierbarkeit getrimmt. Als absolutes Plus sieht Heuer die enterprise-konformen, angedockten Backup-Lösungen. Pivotal, neben EMC Infrastruktur und VMware ein Mitglied der EMC-Gruppe, stützt sich auf den Open-Source-Ansatz und erhält durch gewichtige Marktbegleiter wie HP, IBM, Rackspace und SAP Rückendeckung. Ende 2013 wurde mit Pivotal One eine kommerzielle Version des Open-Source-PaaS Cloud Founfry auf den Markt gebracht. Cloud Foundry konkurriert unter anderem mit Red Hats OpenShift, aber auch mit Salesforce Heroku. Die Plattform unterstützt unterschiedliche Programmiersprachen und Web-Frameworks, müsste aber in Europa punkto Wettbewerbsstärke noch weiter zulegen. HP: Konzentration aufs Wesentliche Fujitsu hat sich im PaaS-Markt durch den Zukauf von Runmyprocess und durch die enge Zusammenarbeit mit vielen ISVs verbessert. Hewlett-Packard bietet mittlerweile ein reichhaltiges Cloud-Angebot inklusive PaaS. Die Angebote sind vielfältig und umfassen neben E-Commerce und Digital Marketing auch Portale, Social Intranets und ERP-Workloads. Punkto Tools und Sprachen konzentriert sich HP jedoch auf das Wesentliche: Java und PHP.



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