20.09.2010, 07:58 Uhr
Ellison zündet Mega-Knaller
Larry Ellison präsentiert auf der Oracle Open World die «Cloud in der Schachtel». Ausserdem sollen 100 Fusion Apps, die zukünftigen SAP-Killer, im ersten Quartal 2011 kommen. Computerworld berichtet live aus San Francisco.
Oracle-Chef Larry Ellison zündete zum Auftakt der Oracle Open World, der Hausmesse des Unternehmens, zwei Mega-Knaller. Die «Exalogic Elastic Cloud», eine Art Cloud in der Schachtel (cloud in the box), ist eine auf Cloud Computing optimierte Sun/Oracle-Appliance mit beeindruckenden Performance-Benchmarks. Damit können Unternehmen auch ihre private Cloud betreiben. Die zweite Neuheit: 100 Module der Fusion Applications sollen definitiv im ersten Quartal 2011 kommen. Zuvor wurde die Geduld der Zuhörer jedoch auf eine harte Probe gestellt. Der als narzistisch und selbstverliebt bekannte Ellison liess sich vorab minutenlang (im Video) als Sieger des America's Cup feiern, schweifte in seiner Keynote immer wieder ab und traktierte das Publikum mit Dutzenden technischer Details. Viele Zuhörer verliessen währenddessen entnervt den Saal. Die Vorträge der beiden HP-Oberen Ann Livermoore und Dave Donatelli, die vor Ellison sprachen, glichen eher einer Werbeveranstaltung für HP Produkte. Das war Vielen dann doch zu happig. Wer bis zum Ende ausharrte, bekam jedoch eine recht genaue Vorstellung davon, wie Ellison sich seine "Cloud in der Schachtel" vorstellt. Die "Exalogic Elastic Cloud" besteht aus einem Server-Verbund von 30 Servern mit insgesamt 360 Kernen. Als Speicher kommen Oracle Storage-Server mit der Datenbank Exadata zum Einsatz. Den Datenverkehr zwischen den Einzelkomponenten übernimmt die Netzwerk-Technologie Infiniband mit einem Datendurchsatz von 40 Gigabyte pro Sekunden und einer Latenzzeit von 1,2 Mikrosekunden. Ein voll bestücktes Rack bringt es auf 2,8 Terabyte DRAM, 960 Gigabyte Flash-Speicher (SSD) und 40 Terabyte Plattenspeicher. Die Cloud in der Schachtel lässt sich bis auf acht Racks aufrüsten.
Schlappe 1,075 Millionen Dollar
Auch der Preis für Oracle Exalogic Cloud sei recht attraktiv, meinte Ellison: Die Lösung kostet nämlich nur schlappe 1,075 Millionen US-Dollar. Verglichen mit dem Konkurrenzprodukt von Big Blue, der IBM Power 795, bietet Oracles Lösung die zehnfache Kapazität, kostet aber nur ein Viertel. Für die Power 795 müssen Käufer 4,440 Millionen Dollar auf den Tisch legen. So gesehen ist «Exalogic Elastic Cloud» ein Super-Produkt. Nächste Seite: Wie weit ist Oracle mit dem SAP-Killer, den Fusion Apps?
Oracle Fusion Apps wird Business-Anwendungen wie Marketing und Vertrieb, Personalverwaltung, Beschaffungswesen, Supply Chain Management, Governance Risk & Compliance und andere enthalten.Oracle hat in den letzten Jahren über 40 Firmen aufgekauft. Wir wollten die besten Features aus Peoplesoft, J.D Edwards und Siebel miteinander kombinieren, auf Grundlage einer neuen, komplett in Java geschriebenen Infrastruktur (Fusion Middleware) reimplementieren, sagte Ellison. «Das war eine Riesen-Herausforderungen für unsere Software-Ingenieure, aber wir haben es fast geschafft», meinte der Oracle-Chef. 100 Module der Fusion Apps sollen im ersten Quartal 2011 auf den Markt kommen.
Oracle nimmt Industriestandards ernst
Ellison zeigte in seiner Keynote nur eine kurze Sneak-Preview. Wie es tatsächlich um die Fusion Apps bestellt ist, werden die nächsten Tage zeigen. Module wie Customer Relationship Management (CRM) und Personal-Management (HR) würden sehr leicht zusammen mit SAP-Löungen funktionieren, betonte Ellison. Walldorf sollten also Augen und Ohren offen halten. Ellison strich ausserdem immer wieder die Bedeutung von Industriestandards hervor. Hier scheint's, dass Oracle die Nase vorn hat. Wer Java kenne, der kenne auch Fusion, so der Oracle-Frontmann. Es sei das erste Mal, dass ein komplettes ERP (Fusion Apps) auf Grundlage einer Middleware entwickelt wurde, die vollständig Industriestandards genügt. SAP und Salesforce dagegen setzen auf proprietäre Sprachen. Ausserdem laufen die Fusion Apps, im Gegensatz zu SAPs Business ByDesign, on-demand und on-premise. Kunden haben also die Wahl und können schrittweise in die Cloud migrieren.