Welcher Vendor installiert sie am Besten?

SAP Hana, die performante In-Memory-Plattform aus Walldorf, hatte einen schweren Start. Konkurrenten wie Oracle und Teradata schossen aus allen Rohren. Zu teuer, völlig unnötig, zu kompliziert - lauteten einige der Argumente. Mittlerweile sind Referenzprojekte im analytischen Einsatzbereich deutlich gewachsen. Denn besonders bei anspruchsvolleren Big-Data-Analysen kann Hana durch Performance punkten. Diese Vorteile haben weltweit 6800 Kunden überzeugt. Aber auch bei transaktionalen Einsatzszenarien werde sich 2016/2017 ein deutlicher Wandel abzeichnen, prognostizieren die Analysten von Experton. Lösungen wie S/4 Finance und die Enterprise Suite S/4 Hana markieren einen Wendepunkt. Mittlerweile sei den meisten Dienstleistern und Anwenderunternehmen klar geworden, dass Hana keine Modeerscheinung, sondern ein ernst zu nehmender Schritt in die Zukunft sei. SAP haut kräftig auf die Pauke und spricht von einer Revolution, die den Unternehmen bevorstünde. In der Schweiz setzen zum Beispiel das Unispital Basel und der Automatenkomponentenhersteller Güdel auf Hana. Güdel steuert damit 21 Niederlassungen mit insgesamt 1150 Mitarbeitern.

Die technische Migration sei in wenigen Stunden an einem Wochenende erledigt, sagte Sven Denecken, SVP Product Management S/4 Hana, zu Computerworld. Alle Prozesse laufen (nach der technischen Migration) wie bisher, aber der Kunde habe die Möglichkeit, seine Geschäftsprozesse zu optimieren. Und genau dort liegt der Hase im Pfeffer. Die Migration auf Hana ist kein reines IT-Projekt, und schon gar kein rein technischer Release-Wechsel. IT und Business müssen eng zusammenarbeiten. Experton und West Trax haben daher im Herbst dieses Jahres einen Hana-Dienstleister-Benchmark durchgeführt. Aus einem Feld von 150 Anbietern wurden 33 evaluiert, deren Lösungsangebot als ausgereift und einsatzfähig bezeichnet werden kann, und die bereits Referenzen vorweisen können. An die Spitze haben sich Atos, Dell, IBM und T-Systems gesetzt. Auch Capgemini, Accenture und itelligence konnten sich sehr gut positionieren.

Für Anwenderunternehmen seien geschäftlich verwertbare Lösungen gefragt, und weniger technische Produkte. Ein Mehrwert für die Geschäftsprozesse des Kunden sollte deutlich erkennbar sein, unterstreicht Experton. Das heisst konkret: Dienstleistungsanbieter müssen kundeneigene Hana-Strategien entwickeln und den individuellen Nutzen für den Kunden durch belastbare Business Cases aufzeigen. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) hat im Herbst dieses Jahres eine Mitgliederumfrage durchgeführt und S/4 Hana einem Realitätscheck unterzogen. Die Ergebnisse weisen in die gleiche Richtung. 72 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Informationen darüber, welche Funktionen die Lösung S/4 Hana, also die Enterprise Suite auf Hana, abdeckt. "Der Erfolg eines ERP für Kunden wird sich über die Funktionalität entscheiden. Sie ist der Schlüssel für Digitalisierungsvorhaben", betont DSAG-Vorstand Marco Lenck. Aus diesen Gründen sei eine gewisse Zurückhaltung und Skepsis unter den DSAG-Mitgliedern zu spüren. SAP stelle diese Informationen bislang noch nicht ausreichend bereit. Anwenderunternehmen wünschen sich, laut DSAG-Umfrage, konkrete Aussagen zum Geschäftsnutzen, zum Lizenzmodell und zu den Voraussetzungen, unter denen Unternehmen auf S/4 Hana migrieren können.

Die Historie der SAP-Landschaften bei Endanwendern sei sehr vielfältig, eine standardisierte Ausgangsbasis existiere nicht, betonen die Analysten von Experton. Für Dienstleister sei es erfolgsentscheidend, den Kunden "abzuholen", seine individuelle Situation zu kennen und darauf reagieren zu können. Sie müssen Kunden dabei helfen, die Vorteile von Hana optimal auszuschöpfen. Ein solch kundennaher Ansatz könnte sich schnell auszahlen. Dem Thema Software im Kontext SAP Hana attestieren die Experten für die Zukunft ein enorm hohes Marktpotenzial.