25.09.2008, 11:57 Uhr
SAP-Kunden verschieben Migrationsprojekte
Weil SAP bei ihrer Lizenz- und Support-Politik hart bleibt, wollen nun zahlreiche Kunden ihre Investitionen überdenken. Einige denken zudem offen über einen Wechsel des ERP-Systems (Enterprise Ressource Planning) nach.
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) hatte auf ihrer laufenden Jahrestagung SAP aufgefordert, die Pflicht zum Enterprise Support und damit eine faktische Erhöhung der Wartungsgebühr von heute 17 auf demnächst 22 Prozent fallen zu lassen. Hatte die Anwendervereinigung bisher zumindest bei ihren öffentlichen Verlautbarungen eher behutsam agiert, macht sie nun ihre Forderungen gegenüber SAP sehr deutlich.
Genutzt hat es bislang nichts: Der Softwareanbieter erteilte den Kunden eine Abfuhr. Co-CEO Henning Kagermann kündigte den SAP-Nutzern auf der Leipziger Konferenz an, vom eingeschlagenen Weg nicht abzurücken. Resignieren will die DSAG indes nicht. "Das war nicht das letzte Gespräch zu diesem Thema, die Diskussionen fangen gerade erst an", so Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der DSAG. "Wir werden geeignete Massnahmen ergreifen", liess er durchblicken, ohne jedoch näher zu beschreiben, worum es sich dabei handeln könnte. "SAP wird so klug sein, auf ihre Kunden zu hören", sagt der Leiter der Anwendervertretung.
R/3-Migrationsprojekte werden verschoben
Die SAP-Strategie in Sachen Wartung hat bei den Kunden deutliche Spuren hinterlassen. Unternehmen, die in SAP bisher einen Partner sahen, sind enttäuscht. Da höhere Kosten auf sie zukommen, überdenken sie ihre IT-Pläne. Beispielsweise verschieben nach Angaben der DSAG einige die bereits geplante R/3-Ablösung. Ebenso legen Firmen den Erwerb zusätzlicher SAP-Softwarelizenzen auf Eis. Neukunden von SAP-Produkten sowie Nutzer, die weitere Lizenzen ordern, zahlen für diese Produkte sofort einen Wartungssatz von 22 Prozent.
Nach Angaben von DSAG-Chef Liebstückel überlegen Unternehmen zudem, ob sie überhaupt noch SAP-Produkte erwerben. "Langfristige Re- und Neuinvestitionen gehen eher in Richtung von Drittlösungen", so Liebstückel.
Vor allem der Mittelstand ist von der Wartungserhöhung betroffen. Wer mehr als fünf Millionen Euro an Wartungsgebühren im Jahr zahlt, ist davon ausgenommen. Das heisst aber nicht, dass die Konzerne fein raus sind, meint die DSAG. "Auch Grossfirmen, die von Enterprise Support nicht betroffen sind, stellen das Konzept in Frage", erläutert Liebstückels Stellvertreter Andreas Oczko. Die Konzerne befürchten, dass sich ihr Support verschlechtern wird.