01.09.2016, 14:38 Uhr
BW/4Hana - SAP läutet neue Data-Warehousing-Ära ein
SAPs neues Business Warehouse on Hana führt historische Daten, Echtzeit-, Streaming-, Sensor- und semi-strukturierte Daten auf einer Plattform zusammen. In Kürze soll eine speicher- und kostenoptimierte Version auf AWS folgen.
SAPs Business Warehouse on Hana (BW/4Hana) geht am 7. September an den Start. BW/4Hana sei nicht nur ein weiteres Release, sondern ein ganz neuer Entwurf, betonten SAP-Offizielle auf der telefonischen Pressekonferenz am heutigen Donnerstagvormittag. Das neue BW sei einfacher, schneller und kostengünstiger, es führt historische und Echtzeitdaten auf einer Plattform zusammen. "In Kürze" sollen Versionen auf AWS und in der SAP Hana Enterprise Cloud folgen - zusätzlich zur traditionellen lokalen Installation.
Klassische Cubes - zu alt für die Zukunft
Das klassische Data Warehouse, wo Admins mehrdimensionale Cubes bauten und die Daten über ETL-Prozesse (Extract - Transform - Load) hochgeladen haben, ist mittlerweile 40 Jahre alt. Für transaktionale Daten aus relationalen Datenbanken haben Cubes auch perfekt funktioniert, die Abfragen wurden performanter beantwortet. Aber die Geschäftsanforderungen haben sich geändert. Für die heutigen Daten-Sets - Live-Streaming, Sensordaten, soziale Netze, semi-strukturierte Daten/Texte - sind Cubes nicht mehr die optimale Lösung.
SAP spricht daher mit einigem Recht von einen Data Warehouse der nächsten Generation. Hilfskonstruktionen wie Indizes, Dimensionen und ETL-Prozesse werden auf BW/4Hana nicht mehr benötigt. Sie sind redundant und fallen weg. Schon allein dadurch ergäben sich Performance-Gewinne und Kosteneinsparungen, sagte SAP auf der Pressekonferenz. Konkrete Zahlen - also Beschleunigungsfaktoren - nannte der Anbieter aber nicht. "Als frühe Nutzer von SAP BW/4Hana auf AWS haben wir unsere Gesamtproduktionszeit um 50 Prozent verkürzt. Dadurch konnten wir in nur drei Monaten eine leistungsstarke neue Analyseplattform bei minimaler Anfangsinvestition bereitstellen", zitiert SAP Diego Lombardi in einer Pressemitteilung, die gestern (Mittwoch) verschickt wurde. Lombardini ist Head of Finance Systems beim australischen Medienunternehmen Fairfax Media.
Optimiert für AWS-Speicherinstanzen
Zeitgleich zum Marktstart des neuen BW on Hana hat SAP eine Zertifizierung für die speicheroptimierten X1-Instanzen von AWS herausgegeben. AWS empfiehlt seine sogenannte X1-Instanzen für extrem grosse In-Memory-Unternehmensanwendungen. Sie zeichneten sich durch die niedrigsten Kosten pro GByte RAM unter allen Amazon EC2-Instanztypen aus. "Wir empfehlen X1-Instanzen für die Ausführung von In-Memory-Datenbanken wie SAP Hana, grossen Datenverarbeitungs-Engines wie Apache, Spark oder Presto und High-Performance-Computing", schreibt Amazon auf seiner Website. Beim Umstieg vom klassischen BW auf BW/4Hana hilft der Anbieter seinen Kunden durch "Hilfsapplikationen" (Add-on Option). SAP-CTO Irfan Khan sprach auf der Pressekonferenz von "Migration Factories". Da es sich um eine neue Analytics-Applikation handelt, können alte Lizenzen für das klassische BW nicht übernommen werden.
SAP Business Warehouse vor dem Aus?
Die SAP-Anwenderorganisation DSAG befürchtet, dass das klassische Business Warehouse in Zukunft unter die Räder kommt. Die DSAG "begrüsst, dass SAP sich innovativer Technologien bedient, um sich und ihre Kunden für das digitale Zeitalter zu rüsten", schreibt die Kundenvertretung in einer Pressemitteilung. SAP solle aber die Weiterentwicklung seiner klassischen Bestandslösungen nicht vernachlässigen, und nicht den Grossteil seiner Ressourcen in neue Produkte stecken. "Wir lassen keinen einzigen unsere Kunden im Regen stehen" (We don't leave a single customer standing), bekräftigte der aus London zugeschaltete Irfan Khan auf der Telefonkonferenz. BW/4Hana ist vollständig an den Digital Boardroom, die Dashboard-Kommandozentrale für Kunden, angebunden. Ausserdem besteht eine "nahtlose Anbindung an die SAP BusinessObjects Cloud (Analytics), wodurch eine leistungsfähige Umgebung für Visualisierung, Storytelling und Datenauswertung entsteht", schreibt SAP in einer Pressemitteilung vom Mittwoch.