Telekom 23.03.2018, 10:15 Uhr

Quickline mit Umsatzrekord und Verkauf des Enterprise-Geschäfts

Der Kabelnetzverbund Quickline schrieb im vergangenen Jahr ein rekordhohes Umsatzwachstum. Nun stösst das Unternehmen sein Enterprise-Geschäft ab, um sich ganz auf die Privatkunden zu konzentrieren.
(Quelle: Quickline)
Der Kabelnetzverbund Quickline ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen und hat einen neuen Umsatzrekord aufgestellt. Einziger Wermutstropfen ist das Fernsehgeschäft, wo die Gruppe trotz dem Start einer neuen TV-Plattform und dem Sportsender MySports erneut Kunden verlor.
Insgesamt sank die Zahl der Fernsehkunden um 6 Prozent auf 357'000, wie Quickline am Donnerstag mitteilte. Der grösste des Teil des Rückgangs sei auf den Wechsel des Kabelnetzbetreibers EBL zur UPC zurückzuführen, sagte Quickline-Chef Nicolas Perrenoud im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Ohne den Austritt von EBL hätte der vor allem im Mittelland tätige Verbund lediglich 2 Prozent der TV-Kunden eingebüsst. Das sei weniger als bei vielen anderen Kabelnetzbetreibern. Hierbei habe der mit viel Pomp im letzten Herbst gestartete Sportsender MySports die Abwanderung verlangsamt – aber nicht gestoppt. «Ich mache keinen Hehl daraus: Das Ziel ist es, keine TV-Kunden mehr zu verlieren», sagte Perrenoud.
Mit der Qualität und dem Inhalt von MySports sei man sehr glücklich. Der grösste Trumpf des Senders sind die Rechte für die Schweizer Eishockeymeisterschaft, welche die Kabelnetzbetreiber der Swisscom entrissen hatten. Bei der Zahl der Abonnenten liege MySports nach fünf Monaten über den Erwartungen, sagte Perrenoud. Ebenfalls beim Zusatzumsatz, den der Sender in die Kasse gebracht habe. Allerdings habe MySports weniger Kunden von der Konkurrenz abgejagt als erhofft, sagte Perrenoud. Von der Swisscom habe Quickline bis heute nicht sehr viele Kunden gewonnen: «Wir betrachten MySports aber als Mehrjahresprojekt.»
Bei Quickline habe fast die Hälfte der Kunden nur den digitalen Anschluss. Diese hätten beispielsweise Internet und Telefon bei der Swisscom oder Sunrise und würden nun auch mit dem TV dorthin wechseln. Die Herausforderung für Quickline sei, die Kunden zu Kombiabos zu bewegen, erklärte Perrenoud, denn dann wechselten viel weniger zu einem anderen Anbieter.

Mobilfunk verleiht Schub

Der Umsatz des Quickline-Verbundes aus 23 Kabelnetzbetreibern ist im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 276 Millionen Franken gestiegen. Das sei ein neuer Rekord, sagte Perrenoud: «Wir sind sehr happy.» Die Zahl der Telefoniekunden stieg um rund ein Viertel auf 149'000. Schub verlieh dabei der noch kleine Mobilfunk. Im Internet gewann Quickline 6 Prozent mehr Kunden hinzu und zählt nun 181'000 Surfer. Dank Serviceorganisation und Kundenbindung habe man sich besser geschlagen als die Branche.
Die Aussichten sind allerdings durchzogen. Die bisherige Mobilfunkanbieterin Salt ist am vergangenen Dienstag mit Kampfpreisen und Spitzengeschwindigkeiten ins Festnetzgeschäft eingestiegen. Die Auswirkungen werde man sehen, sagte Perrenoud. Das Salt-Angebot mit einer Surfgeschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) und einem Preis für TV, Festnetztelefonie und Internet von knapp 50 Franken pro Monat habe die Voraussetzungen, den Markt umzuwälzen. Denn es sei 10 Mal schneller und 60 Prozent günstiger als die Konkurrenz, sagte Perrenoud. Eine Einschränkung sei, dass das Salt-Angebot nur auf dem Glasfasernetz erhältlich sei. Das hätten nur 10 Prozent der Haushalte im Quickline-Gebiet, sagte Perrenoud. Zudem müsse Salt die hohen Qualitätsanforderungen in der Schweiz auch beim Kundendienst erfüllen. Wenn Salt das schaffe, dürfte es zu einer grösseren Abwanderung von Kunden bei der Konkurrenz kommen, sagte Perrenoud: «Dann werden Swisscom, Sunrise und UPC sich bewegen müssen.» Die Swisscom-Billigmarke Wingo habe ja bereits schon die Preise um ein Drittel gesenkt.

Firmenkundengeschäft verkauft

Um sich voll auf das Privatkundengeschäft zu konzentrieren, hat Quickline das Firmenkundengeschäft verkauft. Zusammen mit dem Rechenzentrum wird es an die Datahub-Gruppe abgetreten. Damit gebe Quickline 10 Prozent des Umsatzes ab, um sich auf die restlichen 90 Prozent zu konzentrieren, die das Privatkundengeschäft beisteuere, sagte Perrenoud. Mit der TV-App will Quickline sich schweizweit ausrichten und den Marktanteil vergrössern. Zudem werde man in Kürze neue Angebote lancieren, sagte Perrenoud auf die Frage, ob die Preise gesenkt würden.



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