Gastbeitrag
12.04.2024, 08:15 Uhr
KI und Cloud treiben Datacenter-Boom an
Immer mehr Unternehmen geben eigene Rechenzentren auf. Die bestehende On-Premise-Infrastruktur kann die Anforderungen an Strom und Kühlung ohne hohe Investitionen nicht mehr leisten. Was steckt hinter dieser Entwicklung? Wohin treibt es die Workloads?
(Quelle: Shutterstock/Gorodenkoff)
In den letzten Jahren ist ein deutlicher Trend zu beobachten: Immer mehr Unternehmen trennen sich von ihren eigenen Rechenzentren und ziehen ins outgesourcte Datacenter. Diese Entwicklung wird von verschiedenen Faktoren angetrieben. Die steigenden Anforderungen an Rechenleistung und Datenverarbeitung durch KI sowie andere datenintensive Technologien spielen hierbei eine zentrale Rolle. In der Schweiz hat das über die letzten Jahre einen regelrechten Rechenzentrum-Boom ausgelöst.
Die verstärkte Nutzung von Cloud-Services, innovativen KI-Anwendungen sowie die Voraussetzung lokaler Datenhaltung haben dazu geführt, dass die Digital Realty-Rechenzentren in der Schweiz zwischen 2019 und 2024 ihre Leistungskapazität von 4 auf 45 Megawatt gesteigert haben. Der gesamte Markt verzeichnete im gleichen Zeitraum ein Wachstum von über 100 %. Grund genug, im Rahmen der Swiss IT Studie 2024 nachzufragen, wo die IT von Schweizer Unternehmen aktuell steht und welche Zukunftspläne sie verfolgt.
Schweizer Unternehmen sind sich einig
Die befragten Unternehmen betreiben gegenwärtig nicht mal mehr die Hälfte ihrer Workloads im eigenen Rechenzentrum, sei es als monolithische Anwendung (29,9 %) oder auf Basis einer Private Cloud (15,5 %). 21.1 Prozent der Befragten geben an, dass sie die Private Cloud(s) in einem outgesourcten Datacenter nutzen.
Diese Zahlen gehen weiter zurück, denn im Jahr zuvor waren es noch über die Hälfte, die ihre Workloads im eigenen Rechenzentrum (29,6 % als monolithische Anwendungen und 21,9 % auf Basis einer Private Cloud) betrieben. Ausserdem fällt auf, dass die Schweizer Unternehmen sich heute in mehr als die Hälfte aller Fälle (19,3 % von 33,5 %) für die Public Cloud eines globalen Anbieters wie AWS, Google oder Microsoft entscheiden und lokale Cloud-Anbieter nur 14,2 Prozent aller Anwendungen beherbergen.
Diese Zahlen gehen weiter zurück, denn im Jahr zuvor waren es noch über die Hälfte, die ihre Workloads im eigenen Rechenzentrum (29,6 % als monolithische Anwendungen und 21,9 % auf Basis einer Private Cloud) betrieben. Ausserdem fällt auf, dass die Schweizer Unternehmen sich heute in mehr als die Hälfte aller Fälle (19,3 % von 33,5 %) für die Public Cloud eines globalen Anbieters wie AWS, Google oder Microsoft entscheiden und lokale Cloud-Anbieter nur 14,2 Prozent aller Anwendungen beherbergen.
Hyperscaler-Clouds gewinnen an Bedeutung
Schweizer Unternehmen planen, in Zukunft vermehrt Anwendungen in Richtung Cloud zu verlagern, insbesondere auf den Plattformen der Hyperscaler (28,5 % bzw. +47,6 %). Der Anteil der lokalen Anbieter soll sich von 14,2 auf 14 Prozent ganz leicht reduzieren (-1,4 %). Monolithische Anwendungen im eigenen Rechenzentrum gehen in den kommenden 5 Jahren von 29.9 auf 17.7 Prozent weiter zurück, während Private Clouds im outgesourcten Datacenter von 21,1 % auf 25,6 % weiterwachsen (+21,3 %).
Interessant ist, dass viele Unternehmen, die cloudifizieren, den «digitalen Kern» weiterhin ausserhalb der Cloud betreiben wollen. Die Swiss IT Studie zeigt, dass heimische Unternehmen planen, ihre Anwendungen in immer stärkerem Umfang in Orte weg vom eigenen Rechenzentrum zu verlagern. Dies treibt den Neubau von Rechenzentren, ebenso wie wachsende Data Repatriation, das Rückholen von im Ausland gespeicherten personenbezogenen Daten in die Schweiz.
In die Cloud oder nahe an der Cloud
Die grossen internationalen Anbieter wie AWS, Microsoft, Oracle und Google sind heute mit eigener Cloud-Infrastruktur in der Schweiz vor Ort präsent. Anwendungen, die nicht in die Cloud wandern, müssen möglichst nahe an der Cloud installiert werden, damit der Datenaustausch schnell, effizient und sicher stattfinden kann. Deshalb verlagern Unternehmen den selbst betriebenen Anteil ihrer Hybrid-Cloud-Infrastruktur oft in das hochvernetzte Colocation-Datacenter, das auch den Netzwerkknoten der vom Unternehmen genutzten Haupt-Cloud beherbergt – dies garantiert minimalste Latenzzeiten bei gleichzeitig höchster Sicherheit, da das öffentliche Internet komplett vermieden werden kann.
Datenwachstum verändert IT-Anforderungen
Der Trend zur Cloud trägt massgeblich zum rapiden Datenwachstum bei. Laut IDC wird das globale Datenwachstum bis 2025 fast unvorstellbare 175 Zettabyte erreichen. Mit steigenden Datenmengen nimmt die Komplexität von IT-Infrastrukturen zu und die Verlagerungen hin zu Cloud-Services intensiviert die Herausforderungen an die Infrastruktur weiter.
Auch entsteht ein wachsender Bedarf an Echtzeitdaten, die am besten in externen Rechenzentren aufgehoben sind, da eigene On-Premise-Rechenzentren meist nicht die notwendige Konnektivität bieten. Die Schweiz, insbesondere Zürich, gilt als eines der globalen Zentren für Finanz- und Versicherungsdaten. In diesen Branchen wird ein überdurchschnittliches Wachstum der Datenmengen erwartet, was neue Anforderungen an die Datenhaltung und -verknüpfung mit sich bringt.
Schweizer Unternehmen erkennen das Potenzial von Daten und konzentrieren sich darauf, wie sie durch deren Nutzung ihre Kundenbeziehungen verbessern können. Um die Wertschöpfung zu maximieren und sich zukunftsfähig aufzustellen, sind eine nahtlose Konnektivität, ein sicherer Datenaustausch mit dem gesamten Ökosystem und eine weltweite Verfügbarkeit unerlässlich.
Die wachsende Bedeutung von KI
KI hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und durchdringt immer mehr Bereiche unseres Lebens. Laut einer neuen PwC-Studie hat die Schweiz unter 20 Industrieländern das grösste Wachstumspotenzial im Bereich der generativen KI.
KI-induzierte Datenströme und zentralisierte Datenspeicherung führen zu mehr Datenverkehr und steigenden Latenzzeiten. Das belastet die aktuellen Architekturen zunehmend. Die Relevanz von Rechenzentren für KI liegt darin, dass sie Big Data effizient verarbeiten können. Darüber hinaus bieten Rechenzentren die Skalierbarkeit, die für die Entwicklung und Bereitstellung von KI-Anwendungen unerlässlich ist. Sie können schnell und flexibel Ressourcen bereitstellen, wie beispielsweise bei der Verarbeitung von Streaming-Daten und sind die unsichtbaren, aber entscheidenden Partner hinter den bahnbrechenden KI-Anwendungen.
Cloudifizierung und Datenwachstum gewinnen an Dynamik
Fest steht, dass das Betreiben von eigenen Rechenzentren immer unwirtschaftlicher wird. Die IT-Infrastruktur muss heute leistungsfähig und zu jeder Zeit verfügbar sein. Vielen Unternehmen fehlt allerdings das Fachpersonal und das Budget, um die IT-Infrastruktur rund um die Uhr zu betreuen. Ausserdem erhöht sich der Aufwand für Datenschutz, Sicherheit und Compliance mit der Menge an Daten und der Komplexität der Infrastruktur. Im Datacenter werden die Kosten für Betrieb, Wartung und Instandhaltung auf alle Nutzer umgelegt, wodurch der eigene Anteil eines Unternehmens deutlich geringer ausfällt.
Neben wirtschaftlichen Überlegungen motivieren auch ökologische Aspekte eine Verlagerung der eigenen Workloads in Colocation oder in die Cloud, da die grossen Datacenter deutlich effizienter betrieben werden können. Die Asut-Studie «Energetische Auswirkungen von IT-Verlagerungen von internen zu externen Rechenzentren» von 2023 geht von total 30 % weniger Energieverbrauch aus.
Cloudifizierung und Datenwachstum sind ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich die Datenverarbeitung weiter industrialisiert und standardisiert. In den kommenden Jahren werden tendenziell immer mehr Services und Rechenleistung aus der Cloud bezogen werden und Datacenter vielen Unternehmen ein neues Zuhause bieten – und das effizienter, günstiger und umweltfreundlicher als zuvor.
Der Autor
Thomas Kreser ist Marketing Manager Schweiz bei Digital Realty. ch.digitalrealty.com