Gastbeitrag
23.06.2023, 09:40 Uhr
Jetzt zählt der Blick nach innen
Der digitale Arbeitsplatz wird für Firmen zum Wettbewerbsfaktor, denn Mitarbeitende erwarten moderne Arbeitsbedingungen. Die Social Collaboration Studie zeigt, dass sich durch diese die Zufriedenheit und Ergebnisse steigern lassen.
Die Potenziale des digitalen Arbeitsplatzes wurden in der Studie so beurteilt.
(Quelle: Schweizer Social Collaboration Studie)
Die Arbeitswelt durchläuft eine grundlegende Transformation. Nachdem die Corona-Pandemie den Ausbau der Digitalisierung gewissermassen erzwungen hat, verschiebt sich nun der Blick nach innen – und auf langfristige Effekte. Mit dem immer spürbarer werdenden Fachkräftemangel gerät die Employee Experience für Unternehmen viel stärker in den Blick. Denn wenn sie ihre Mitarbeitenden binden und künftig neue Kräfte erfolgreich gewinnen wollen, spielen deren Erfahrungen am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund haben Campana & Schott und die Technische Universität Darmstadt bei der 6. Ausgabe der Schweizer Social Collaboration Studie einen besonderen Schwerpunkt auf die Employee Experience gelegt. Der Studienreport zeigt interessante Erkenntnisse: Es zeigt sich, dass Schweizer Unternehmen bei ihren Projekten zum digitalen Arbeitsplatz rund 10 Prozent weiter sind als der Durchschnitt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders weit vorn liegt dabei die Prozessindustrie, hier haben zwei Drittel diese Projekte fertiggestellt. Insgesamt liegt der Schweizer Markt in seiner Entwicklung grob ein bis zwei Jahre vor Deutschland. Daraus dürfte ein weiterer Schub für die Employee Experience folgen.
38 Prozent der Schweizer Befragten geben an, dass in ihrem Unternehmen die Einführung des digitalen Arbeitsplatzes überwiegend abgeschlossen ist. Bei 31,7 Prozent sind derartige Projekte noch im Gang, bei 16,3 Prozent in der Planungsphase. 13,9 Prozent sagen, dass der digitale Arbeitsplatz für ihr Unternehmen keine Rolle spielt.
Welchen Mehrwert der digitale Arbeitsplatz als zentrale Arbeitsplattform bietet, die Informationen, Tools und Services ortsunabhängig zur Verfügung stellt, dazu haben die Befragten eine klare Meinung: Er fördert die Zusammenarbeit und Kommunikation, auch über Team- und Abteilungsgrenzen hinweg (5,1 auf einer Skala von 1 bis 7) und hilft, die Agilität zu steigern (5,05). Diese Zahlen belegen, dass der erwartete Mehrwert auf der funktionalen Ebene geliefert wird. Der digitale Arbeitsplatz leistet aber weit mehr: Fast zwei Drittel der Befragten sagen, dass er einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellt, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten (insgesamt liegt der Wert bei 4,98 auf einer Skala von 1 bis 7). Zudem legen Mitarbeitende viel Wert auf transparente Kommunikation und vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten. Bei beiden Aspekten kann der digitale Arbeitsplatz einen deutlichen Beitrag leisten.
Employee Experience wird immer wichtiger
Die Studie belegt, dass der Entwicklungsstand des digitalen Arbeitsplatzes stark mit einer positiven Employee Experience zusammenhängt. Das gilt für alle Dimensionen der Mitarbeitererfahrung: Zusammenarbeit, Vertrauen, Motivation und Vision, persönliches Wachstum, Wellbeing und Loyalität. Bei all diesen Aspekten zeigen sich bessere Werte, wenn der digitale Arbeitsplatz reifer ist und reibungsloses Hybrid Work ermöglicht.
Insbesondere fällt auf, dass sich typische Ängste im Zusammenhang mit Hybrid oder Remote Work nicht bestätigen lassen. Hybrid und Remote Work schwächen die Bindung ans Unternehmen nicht, im Gegenteil: Fast 74 Prozent der Hybrid Worker sagen, dass sie sich ihrem Unternehmen zugehörig fühlen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden und Unternehmensbereichen verbessert sich. Daraus folgt sogar grösseres Vertrauen in die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen. Wenn der Reifegrad des digitalen Arbeitsplatzes steigt, verbessert sich dieses Vertrauen von 4,75 auf 5,55.
Die Möglichkeit zu Hybrid oder Remote Work führt zudem nicht dazu, dass Mitarbeitende überhaupt nicht mehr ins Büro kommen wollen. 42 Prozent möchten ihre Arbeitszeit rund 50/50 auf Büro und Home Office aufteilen, um die jeweiligen Vorteile zu verbinden. Unter den 18- bis 33-Jährigen sagt das sogar rund die Hälfte. Für die Mitarbeitenden – und zwar von Gen Z bis hin zu Babyboomern – geht es darum, dass die Mischung stimmt. Sie schätzen die Flexibilität, aber auch den sozialen Austausch im Büro. Dies dürfte mit dadurch bedingt sein, dass es den Firmen insgesamt gelungen ist, ihre Meetingkultur gut zu organisieren. Es herrscht Klarheit darüber, wann sich Präsenzmeetings besser eignen, wann hybride Besprechungen angesetzt werden sollten und wie sie sich so gestalten lassen, dass auch remote Arbeitende fair eingebunden sind.
Auch Frontline Worker müssen profitieren
Die positiven Auswirkungen des digitalen Arbeitsplatzes zeigen sich bei den Frontline Workern ebenfalls – denjenigen Mitarbeitenden, die nicht schwerpunktmässig am Computer arbeiten, sondern etwa in der Produktion, der Logistik oder auf der Verkaufsfläche. Auch hier verbessert sich mit dem Reifegrad des digitalen Arbeitsplatzes die Employee Experience. Besonders deutlich steigen die Werte bei Loyalität, Zusammenarbeit sowie Motivation. Firmen sind also gut beraten, diese wichtige Gruppe bei der Digitalisierung nicht zu vernachlässigen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Einführung des digitalen Arbeitsplatzes bei ihnen weniger weit fortgeschritten ist (2,45 im Vergleich zu 2,95 bei Information Workern). Auch hier würden Unternehmen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte vom digitalen Arbeitsplatz und von einer verbesserten Zusammenarbeit und Produktivität profitieren.
Natürlich ist in diesem Segment Hybrid oder Remote Work bei vielen Tätigkeiten nicht möglich. Der digitale Arbeitsplatz bietet aber gerade durch die Vernetzung mit dem restlichen Unternehmen und der Pflege der Unternehmenskultur Vorteile: So schätzen 89 Prozent der Frontline Worker die transparente Unternehmenskommunikation sowie das Vorleben von Strategien und Vorgaben durch Führungskräfte als entscheidende Faktoren ein.
Unternehmenskultur verbessern
Zum Gesamtbild des digitalen Arbeitsplatzes und der hybriden Arbeitswelt gehört aber nicht nur die Technologie. Die Unternehmenskultur spielt eine erhebliche Rolle – und hier zeigt sich das grösste Verbesserungspotenzial. Während die Befragten wie erwähnt mit der Zusammenarbeit mit anderen zufrieden sind, fallen die Werte bei Work-Life-Balance, persönlichem Wohlbefinden sowie Möglichkeiten zur Weiterbildung und dem persönlichen Wachstum mittelmässig aus. Noch weniger sagen, dass ihr Unternehmen einer klaren Vision folge.
Unternehmen können hier mithilfe des digitalen Arbeitsplatzes und einer integrierten Employee Experience deutliche Verbesserungen erreichen. Sie sind gefragt, ihre Vision und Werte nachvollziehbar zu vermitteln – für alle. Zudem müssen diese sich im Handeln der Firma und der Führungskräfte spiegeln. Zufriedenheit und Produktivität steigen zusätzlich, wenn Unternehmen eine Employee-Experience-Plattform nutzen, um Mitarbeitenden individuell relevante Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten.
Den technologischen Part von Hybrid Work haben die Schweizer Unternehmen bereits recht gut gemeistert. Nun sollten sie ihr Augenmerk darauf richten, auch die Unternehmenskultur auf die neue Arbeitswelt auszurichten.
Bei dieser Aufgabe können erfahrene Beraterinnen und Berater wertvolle Unterstützung bieten.
Bei dieser Aufgabe können erfahrene Beraterinnen und Berater wertvolle Unterstützung bieten.
Der Autor
Pascal Brunner ist Practice Lead Modern Work Switzerland bei Campana & Schott und sieht die Mitarbeitererfahrung als nachhaltigen Erfolgsfaktor für Unternehmen. Zudem ist er als einer von fünf Schweizer Microsoft MVPs in M365 Apps & Services immer am Puls der Zeit. www.campana-schott.com