26.02.2014, 15:30 Uhr

Schweizer Alternative zu Skype und Google Hangouts

Wer nach dem NSA-Skandal misstrauisch gegenüber Videokonferenzprodukten wie Skype geworden ist, sollte sich die Alternative des Zürcher Start-ups Veeting.com ansehen.
Veeting.com bietet Video-Konferenzen im Web-Browser
Veeting.com bietet eine virtuelle Sitzungsumgebung mit Audio- und Videokonferenzschaltung, Live-Präsentationen, sicherem Austausch von Dokumenten, Text-Chat und weiteren Hilfsmitteln. Neuartig ist die eingesetzte Technologie WebRTC, durch die eine Videokonferenz direkt im Browser abgehalten werden kann, ohne dass vorgängig ein Plugin oder Software installiert werden muss. Veeting.com richtet sich vor allem an Geschäftskunden und legt deshalb grossen Wert auf die Privatsphäre, weshalb der Service komplett auf Servern in der Schweiz betrieben wird.

Videokonferenzen bis zu 30 Minuten sind gratis.

Videokonferenz-Lösungen sind nichts Neues - die bisherigen kommen aber alle mit einem Nachteil: sie setzen voraus, dass alles Gesprächsteilnehmer die Software installiert und auch ein eigenes Konto haben, wie etwa bei Skype. Google Hangouts steht ausserdem nur jenen zur Verfügung, die auch ein Google Plus Konto haben. Im geschäftlichen Umfeld ist das ein Nachteil, da man nicht voraussetzten kann, dass alle bei diesen Diensten registriert sind und auch die Software installiert haben. «Zudem möchte man Gelegenheitskontakte nicht unbedingt auf eine Kontaktliste setzen, vor allem wenn diese auch noch sehen können, ob man online ist oder nicht», fügt Philipp Baumann, Mitgründer von Veeting.com, an. Veeting.com richtet sich nicht unbedingt an Grosskonzerne sondern an kleine und mittelständische Betriebe. «Die grossen internationalen Firmen leisten sich teure Infrastruktur oder schaffen komplizierte Unified Communication Lösungen an - für KMUs sind diese häufig ungeeignet und überdimensioniert. Veeting.com ist eine günstige und sehr praktikable Alternative - vor allem für KMUs, die auch immer internationaler operieren», ist Baumann überzeugt. Dazu passt wohl auch, dass jeder auf Veeting.com gratis Videokonferenzen von bis zu 30 Minuten Länge abhalten kann. Bis zu 5 Video- oder 10 Audioteilnehmer können gemeinsam konferieren während gleichzeitig eine Präsentation gezeigt werden kann. Dank der Zeichnungfunktion können wichtige Punkte auf den Folien im Gespräch markiert und hervorgehoben werden. Videokonferenzen ohne zeitliche Einschränkungen gibt es ab 29 Franken pro Monat. Ein Premium Account bietet zusätzlich den Komfort, dass Einladungen an Videokonferenz-Teilnehmer direkt über Veeting.com verschickt werden können, inklusive einem Eintrag für den Outlook oder Google Kalender. Als Zahlungsmittel werden neben den üblichen Kreditkarten sogar Bitcoins akzeptiert. Nächste Seite: Wahrung der Privatsphäre Seit dem NSA Skandal fragen vor allem Geschäftskunden immer häufiger nach, wo die Server stehen. «Das Vertrauen in amerikanische ICT-Anbieter ist deutlich gesunken, vor allem weil man seit dem NSA Skandal nicht mehr genau weiss, wer alles Zugriff auf die Geschäftsdaten hat», sagt Fabian Bernhard, Mitgründer von Veeting.com. Die Firma verschlüssle deshalb die komplette Datenübertragung und betreibe den Service ausschliesslich auf Servern in der Schweiz. «Wir wollen eine sichere Kommunikationsumgebung bereitstellen und messen dem Daten- und Persönlichkeitsschutz grosse Bedeutung zu. Wir verwenden deshalb nicht einmal Google Analytics zur Auswertung des eigenen Datenverkehrs, da alle daraus gewonnen Daten an Google übermittelt werden würden.»

WebRTC als Basis

Veeting.com basiert auf einem neuen Kommunikationsstandard namens WebRTC, der für «Real-Time-Communication» steht, von Google stammt und derzeit von den Browsern Chrome, Mozilla Firefox und Opera unterstützt wird. Die Technik wurde die letzten Tage vor allem durch die Application Pipe eines Berliners Start-ups bekannt. WebRTC ermöglicht die Verbindung zwischen Browsern basierend auf einer Peer-to-peer-Verbindung (P2P). Dank dieser entfalle der Server in der Mitte, der zum Engpass werden und in dem Sprach- und Videoübertragung zu Verzögerungen führen könne. «Dank WebRTC können wir den Benutzern eine deutlich bessere Video und Audioqualität bieten als viele andere Lösungen», behauptet Bernhard. Veeting.com funktioniert mit den gängigen Browsern Google Chrome, Mozilla Firefox und Opera sowie auf Android Mobiltelefonen. Der Internet Explorer unterstützt derzeit  WebRTC noch nicht. Eigenen Angaben zufolge arbeitet Veeting.com an einer Erweiterung für den Internet Explorer, die in ca. 1-2 Monaten verfügbar sein wird.



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