04.10.2010, 10:47 Uhr

Microsoft zieht Motorola vor den Kadi

Microsoft verklagt Motorola wegen deren Android-Smartphones. Der Software-Riese wirft der Firma Patentrechtsverletzungen vor.
Die Klagen wurden an einem US-Bundesgericht und bei der US-Behörde International Trade Commission deponiert. Darin behauptet Microsoft, Motorola habe insgesamt neun Patente des Software-Riesen verletzt. Dabei geht es um die Smartphone von Motorola, die auf dem Open-Source-Betriebssystem Android von Google basieren. Da es sich zum Teil um Android-spezifische Techniken handelt, die zur Disposition stehen, könnten auch Smartphone-Plattformen anderer Hersteller von der Klage betroffen sein.
Speziell stösst sich Microsoft an der Implementation von Microsoft Exchange ActiveSync. Dabei handelt es sich um eine Software, die E-Mail-Nachrichten, Adressen und Kalendereinträge zwischen dem Smartphone und dem Exchange-Server abgleicht. Zwar hat Google ActiveSync für Android lizenziert. Microsoft könnte sich laut Rechtsexperten aber auf den Standpunkt stellen, dass Smartphone-Hersteller, die Android für ihre Hardware-Plattform erweitern, eine spezielle ActiveSync-Lizenz lösen müssten. Motorola ist demnach der einzige Android-Hersteller, der kein separates Lizenz-Abkommen mit den Redmondern geschlossen hat. HTC, Samsung, Sony Ericsson und Dell hätten alle ActiveSync lizenziert.
Dabei geht es um viel Geld. "Wir sprechen von mehreren hundert Millionen Dollar", erklärt Chris Hazelton, Analyst bei der "451 Group". Dies sei ein happiger Batzen für eine Firma wie Motorola, die sich gerade in mehrere Unternehmen aufteile und in den letzten Jahren hart zu kämpfen hatte, urteilt Hazelton weiter.
Es gibt aber noch weitere Motive für das gerichtliche Vorgehen seitens der Redmonder. "Microsoft versucht, das Android-Wachstum zu bremsen", meint der Analyst Jack Gold von J. Gold Associates. "Ein Blick auf die Verkaufszahlen zeigt alles: Android ist ein Killer", ergänzt er. Hazelton meint daher, dass Microsoft durch die Klage Motorola dazu bringen könnte, auf das hauseigene, neue Smartphone-Betriebssystem Windows Phone 7 zu setzen. Gold sieht in diesem Zusammenhang das Timing der Klage als deplatziert. "Wenn man eine neue Smartphone-Plattform lanciert, will man dann, dass über das frische OS berichtet wird oder über einen Patent-Streit mit der Konkurrenz?", fragt sich der Analyst.



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