Digitale Spürnase
17.05.2018, 06:05 Uhr
ETH entwickelt elektronischen Rettungshund
ETH-Wissenschaftler entwickelten die mit Abstand kleinste und günstigste Apparatur, mit der Menschen am Geruch detektiert werden können. Sie eignet sich für die Suche nach Personen, die bei einem Erdbeben oder von einer Lawine verschüttet worden sind.
Nach Lawinenkatastrophen kommen Spürhunde zum Einsatz, weil sie mit ihrer empfindlichen Nase Menschen auffinden können.
(Quelle: Gerhard Huber / Wikipedia)
Trainierte Rettungshunde sind noch immer die besten Katastrophenhelfer. Dank ihrer empfindlichen Nase können sie Menschen aufspüren, die bei einem Erdbeben oder von einer Lawine verschüttet worden sind. Wie alle Lebewesen brauchen Hunde allerdings ab und an Erholungspausen. Ausserdem sind sie oft nicht sofort in Katastrophengebieten verfügbar, und Hundestaffeln müssen von weit her anreisen.
Pausenlos einsatzbereit ist hingegen eine neue Messapparatur von Forschern um Sotiris Pratsinis, Professor für Verfahrenstechnik an der ETH Zürich. In den vergangenen Jahren entwickelten die Wissenschaftler kleine und äusserst empfindliche Gassensoren für Azeton, Ammoniak und Isopren – alles Stoffwechselprodukte unseres Körpers, die wir in geringen Konzentrationen ausatmen und ausdünsten. Die Forschenden kombinierten diese Sensoren nun in einem Gerät mit zwei kommerziellen Sensoren für CO2 und Feuchtigkeit.
Chemischer «Fingerabdruck»
Wie Labortests in Zusammenarbeit mit österreichischen und zyprischen Wissenschaftlern ergaben, lassen sich mit dieser Sensorkombination sehr gut verschüttete Personen aufspüren. Die Forschenden nutzten eine als Verschüttungssimulator entwickelte Versuchskammer am Institut für Atemgasanalytik der Universität Innsbruck in Dornbirn, in welcher freiwillige Versuchspersonen einzeln während zwei Stunden ausharrten.
«Die Kombination von Sensoren für unterschiedliche chemische Verbindungen ist wichtig, weil die einzelnen Stoffe auch andere Quellen als den Menschen haben können. CO2 zum Beispiel kann sowohl von einer verschütteten Person als auch von einem Brandherd stammen», erklärt Andreas Güntner, Postdoktorand in Pratsinis Gruppe und Erstautor der in der Fachzeitschrift Analytical Chemistry veröffentlichten Studie. Dank der Kombination der Sensoren erhalten die Wissenschaftler zuverlässige Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen.
Autor(in)
Fabio
Bergamin, ETH-News