Kampf der Standards
18.12.2019, 05:55 Uhr
5G contra Wi-Fi: Wer ist wo stärker?
Auch wenn alles von 5G spricht. Für viele Einsatzgebiete ist Wi-Fi die bessere Technologie. 5G eignet sich vor allem für den Ausseneinsatz und lange Strecken. Auf kurzer Distanz hat WLAN oft bessere Karten.
Der neue Mobilfunkstandard 5G ist der grosse Hoffnungsträger der Netzbetreiber, schliesslich ermöglicht er deutlich höhere Übertragungsraten als 4G bei sehr kurzen Latenzzeiten. Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich - und könnten Technologien wie WLAN in Zukunft ersetzen.
Doch fragt man die Hersteller von Routern und Access-Points, ob sie ihr Business durch 5G in Zukunft gefährdet sehen, winken sie (erwartungsgemäss) ab: «Mit jedem neuen Mobilfunkstandard wird fast schon reflexartig das Ende von WLAN vorhergesagt», erklärt beispielsweise Michael Müller, Vice President WLAN und Switches beim Hersteller Lancom Systems. Bewahrheitet habe sich diese Annahme bisher jedoch noch nie.
Am Ende aber gibt es Felder, in denen WLAN dem Mobilfunk unterlegen ist, und umgekehrt.
Wo Funk WLAN schlägt
«Mobilfunkdienste wie zukünftig 5G sind sehr effektiv im Hinblick auf eine grossflächige Funkabdeckung sowie die Mobilitätseigenschaften bei schnellen Bewegungen», erklärt Markus Schütz, Head of Product Marketing Central Europe bei D-Link. Er sieht die Stärken von 5G vor allem im Aussenbereich und in der möglichst landesweiten Abdeckung mit schnelleren mobilen Breitbandverbindungen. Hans Dieter Wahl, Produktmanager beim Hersteller Bintec Elmeg, verweist zudem auf das schnelle Roaming zur nächsten Funkzelle, was ein weiterer Vorteil der 5G-Technik sei - vor allem im Umfeld von Automotive-Lösungen. «In diesem Bereich ist bereits ein Glaubenskrieg 5G versus WLAN in vollem Gange», sagt er.
Smart Metering mit intelligenten Stromzählern oder vernetztes Fahren - Anwendungen, die ortsungebunden und über grosse Distanzen hinweg stattfinden, sind für Michael Müller die Szenarien, in denen WLAN dem Mobilfunk deutlich unterlegen ist. «Sie alle dürften mit 5G wirklich Realität werden. Was hier zählt, ist eine weitreichende Netzabdeckung mit nahtloser Authentifizierung, wie sie das Roaming beim Wechsel von einer Mobilfunkzelle in die nächste ermöglicht», erklärt er. Auch viele Smart-City-Applikationen seien ohne den flächendeckenden Ausbau von 5G nicht denkbar. Potenzial für 5G sieht er darüber hinaus als Back-up-Verbindung für geschäftskritische Prozesse.
“Mit jedem neuen Mobilfunkstandard wird fast schon reflexartig das Ende von WLAN vorhergesagt.„
Michael Müller. Vice President WLAN and Switches bei Lancom System
Hohe Kosten für Netzbetreiber
Ein Sprecher von Vodafone hebt zudem die Sicherheit von Mobilfunkanbindungen hervor. «5G ist lizenziert, Daten werden speziell gesichert übertragen», sagt er. Fragt man wiederum die Hersteller, in welchem Bereich WLAN besser ist als Mobilfunk, so kommt als erstes Argument der Preis. Falko Binder, Head of Enterprise Networking Architecture Germany bei Cisco, sagt etwa: «5G wird über lizenzierte Bänder bereitgestellt, für deren Nutzung den Netzbetreibern hohe Kosten entstehen, die sie an ihre Kunden weitergeben müssen.» Er glaubt darüber hinaus, dass eine flächendeckende 5G-Versorgung kaum zu realisieren ist. «Dafür müsste alle 1000 Meter ein Funkmast aufgebaut werden, 5G wird also nicht überall verfügbar sein, vor allem innerhalb von Gebäuden» In räumlich klar eingegrenzten Umgebungen, zum Beispiel innerhalb von Büros, zu Hause oder an Flughäfen, werde für die Abdeckung kabelloser Anwendungen WLAN das erste Mittel der Wahl bleiben.
Autor(in)
Waltraud
Ritzer