27.05.2010, 10:37 Uhr
Forscher pflanzt sich Computervirus ein
Ein britischer Wissenschaftler hat sich einen RFID-Chip implantiert, der von einem Computervirus befallen ist.
Die Geschichte könnte auch aus einem Science-Fiction-Roman stammen: Ein britischer Wissenschaftler der Universität Reading hat sich einen RFID-Chip implantiert, der ihm unter anderem Türen öffnen und sein Mobiltelefon aktivieren soll, berichtet die BBC. Das ist an sich nichts wirklich Neues. Der Forscher Mark Gasson wollte aber wissen, was passiert, wenn dieser Chip von einem Computervirus befallen ist. Also infizierte er den Chip vor dem Einsetzen mit einer Malware. Danach war es ihm tatsächlich möglich, den Schädling auf andere Geräte zu übermitteln, die anschliessend ebenfalls die Malware weitertragen.
Gasson meint zu seinem Experiment, dass es durchaus einen ernsten Hintergrund hat. Bereits heutzutage werden etwa ausgefeilte Mini-Computer in medizinischen Implantaten wie Herzschrittmachern verwendet - es liegt nahe, dass in der künftigen Medizin Computer auch im Körper weit verbreitet sind. Die Hersteller müssen also bereits jetzt dafür Sorge tragen, dass ihre Systeme gegen Malware-Angriffe geschützt sind.
Graham Clueley, Forscher bei Sophos, sieht die Gefahr dagegen deutlich geringer. In seinem Blogeintrag beschuldigt er den Forscher der unnötigen Panikmache. Dieses Angriffsszenario sei äusserst unwahrscheinlich. So würde der Virus erst aktiv, wenn er von einem RFID-Reader gelesen wird - und dann müsste der Reader exakt die Schwachstelle aufweisen, die der Virus attackiert. Clueley sehe eine grössere Chance, dass er von einem herunterfallenden Piano erschlagen werde als dass er sich auf diese Art infiziere. Es würde zudem keinerlei Unterschied machen, ob ein Chip in der Jacke getragen werde oder unter die Haut implantiert wird - ausser dass letztere Methode die Aufmerksamkeit der Presse garantiere.