Digitalisierung
16.04.2025, 10:00 Uhr
So wird künstliche Intelligenz beim Bund eingesetzt
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag ist in aller Munde. So auch beim Bund, bei dem diesbezüglich und im kleineren Umfang zahlreiche Projekte in verschiedenen Departementen laufen. Die Bandbreite reicht von der Betrugserkennung bis zur Pollenmessung.
Machbarkeitsstudien zu Projekten mit künstlicher Intelligenz (KI) werden in allen Departementen durchgeführt, wie die Bundeskanzlei auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
Produktiv kommt KI gemäss der Projektdatenbank des Kompetenznetzwerks für künstliche Intelligenz (CNAI) seit 2017 etwa bei der automatischen Pollenmessung durch das Bundesamt für Meteorologie (Meteoschweiz) zum Einsatz. Dabei werden die Umgebungsluft und die darin enthaltenen Partikel, darunter auch Pollenkörner, in ein Messgerät eingesaugt und ausgemessen.
Die Auswertung der Resultate wird durch ein KI-System vorgenommen. Dieses liefert die verschiedenen Pollenarten und deren Konzentration in der Umgebungsluft. Die Technologie ermögliche es, eine grosse Anzahl von Partikeln sehr schnell zu zählen - und Schwankungen der Pollenkonzentrationen aufzuzeigen. Auch könnten gemäss der CNAI bald auch andere Aerosole wie beispielsweise Pilzsporen, die für Allergien oder Pflanzenkrankheiten verantwortlich sind, überwacht werden.
Seit 2018 nutzt das Bundesamt für Statistik (BFS) ein künstliches neuronales Netz vom Typ Deep Learning für die Vorklassifizierung von Luftbildern im Bereich der Arealstatistik (Adele-System). Die vom BFS bereitgestellte Statistik teilt die Fläche der Schweiz auf nationaler Ebene in 72 Klassen der Bodennutzung und -bedeckung ein.
In einem zusätzlichen Schritt wird dann ein Random Forest Modell (ein Machine-Learning-Algorithmus) verwendet, das Sekundärdaten fusionieren und so die Genauigkeit der Vorhersagen deutlich verbessern kann. So werden Veränderungen der Bodennutzung und -bedeckung schneller und genauer vorhergesagt.
Betrugserkennung und mehrere Chatbots
KI wird seit 2017 mitunter auch bei der Betrugserkennung und Plausibilitätsüberprüfung durch die Wettbewerbskommission (Weko) und andere Wettbewerbsbehörden eingesetzt. So werden sogenannte "Screens" und Bilder zur Unterscheidung zwischen kollusivem und wettbewerblichem Verhalten verwendet, wie es in der CNAI-Projektdatenbank weiter heisst.
Die KI zeigt hierbei zum Beispiel Warnsignale betreffend verbotene Absprachen bei Ausschreibungen unter Unternehmen auf, die gegen das Kartellgesetz verstossen. Auch einzelne kollusive Unternehmen und Angebote soll die KI herausfiltern - mittels überwachtem Lernen und basierend auf Statistiken.
Dann gibt es auch "Esi", den Chatbot der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht (ESA). Er beantwortet Fragen von bundesexternen Fachpersonen zu Stiftungen. Bisher gibt es "Esi" aber nur auf Deutsch. Versionen auf Französisch und Italienisch sind noch ausstehend.
Noch in der Initialisierungsphase befindet sich ein "Public Chatbot" beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Er soll sich um Bürgeranfragen kümmern, die in den vergangenen Jahren stetig zugenommen haben. So sollen personelle Ressourcen freigespielt werden.
In der Einführungsphase befindet sich ein Chatbot mit dem Projektnamen "KI-Chatbot ParlData", wie der Projektdatenbank weiter zu entnehmen ist. Mit ihm sollen statistische Daten des Parlaments auf Grundlage der Parlamentsdatenbank in allen drei Amtssprachen abgefragt werden können.
KI hält auch im Parlament Einzug
In der gesamten Bundesverwaltung und insbesondere bei den verschiedenen Sprachdiensten werden zudem vermehrt maschinelle Übersetzungswerkzeuge benutzt, wie die Bundeskanzlei auf Anfrage mitteilte. Dabei werde ein sogenanntes Computer Assisted Translation-Tool (CAT) eingesetzt. Hinzu komme das ebenfalls KI-basierte Programm Deepl Pro für Rohübersetzungen.
Die Werkzeuge kämen aber nur unterstützend zum Einsatz, Texte würden von Menschen übersetzt, teilte die Bundeskanzlei weiter mit. Rohübersetzungen würden geprüft und nachbearbeitet, um die nötige Qualität sicherzustellen.
Auf KI wird seit Ende 2023 auch im Rahmen der automatischen Spracherkennung für das amtliche Bulletin der Parlamentsdienste gesetzt. Die KI transkribiert dabei die Voten der Ratsmitglieder, wie eine Sprecherin der Parlamentsdienste auf Anfrage mitteilte. So könnten sich die Mitarbeitenden stärker auf ihre Hauptaufgabe, die redaktionelle Bearbeitung der Redetexte, konzentrieren.
Momentan würden dafür vor allem Standardtools genutzt. Eigenentwicklungen hätten eben erst begonnen und hätten noch den Status von Pilotprojekten.
Auch in den Parlamentskommissionen soll die KI Einzug halten - für Simultanübersetzungen während der Kommissionssitzungen. Im September des vergangenen Jahres überwies der Nationalrat ein entsprechendes Postulat. Aktuell arbeite eine Projektgruppe an dessen Umsetzung, hiess es vonseiten der Parlamentsdienste. Der Schlussbericht dazu sei spätestens für den August 2026 geplant.