KI-Wunder
27.08.2014, 15:09 Uhr
«Robo Brain» lernt von Internetquellen
US-Forscher wollen einen Roboter bauen, der sein Wissen und seine Fähigkeiten aus dem Internet gewinnt sowie diese mit anderen Robotern teilt.
Forscher der US-Universitäten Cornell, Brown, Stanford und California haben mit Unterstützung von Google und Microsoft ein Konzept für eine neuartige selbstlernende KI-Technologie entwickelt. Wie die Computerwissenschaftler auf der Website des Projekts erläutern, handelt es sich beim sogenannten «Robo Brain» um ein super-intelligentes künstliches Gehirn, das in der Lage ist, sich selbständig neues Wissen und neue Fähigkeiten anzueignen, indem es Millionen von Internetadressen nach hilfreichen Informationen durchforstet. Diese werden nicht nur gesammelt, sondern auch genau analysiert und «verstanden». Die gewonnenen Einsichten und Fähigkeiten stellt das KI-Supergehirn dann auch anderen Robotern rund um den Globus zur Verfügung.
Lernen und verstehen
«Robo Brain ist ein gross angelegtes Computersystem, das sich selbst etwas beibringen kann, indem es von öffentlich zugänglichen Internetressourcen, Computersimulationen und Robotertests im wirklichen Leben lernt», erklären die verantwortlichen Forscher auf ihrer Website. Das Wort «lernen» sei dabei besonders wichtig. «Das System ist nicht nur in der Lage, Objekte zu erkennen, sondern versteht auch, wie diese gebraucht werden», betont Projektmitarbeiter Ashutosh Saxena von der Cornell University gegenüber der New York Times. Dies soll dann längerfristig sogar für kompliziertere Konzepte wie etwa die menschliche Sprache funktionieren, hofft der Experte. Das selbständige Erlernen neuer Fähigkeiten ist aber nur eines der grundlegenden Ziele, das die Forscher der US-Universitäten gemeinsam mit Google und Microsoft im Auge haben. «Unsere Idee ist es, ein riesiges Archiv an Informationen zu erschaffen, auf das alle Roboter auf dieser Welt zugreifen können, um mit dessen Hilfe spezielle Aufgaben erledigen zu können», fasst Saxena die Vision in Worte. «Wenn ein Roboter zum ersten Mal auf ein neues Problem stösst, kann er bei Robo Brain in der Cloud nachfragen, wie es zu lösen ist», schildert der Wissenschaftler das geplante Konzept. Nächste Seite: «RoboEarth» versus Robo Brain
«RoboEarth» versus Robo Brain
Dass sich Roboter über das Internet kurzschliessen können, um wichtige Informationen zu tauschen und sich gegenseitig bei spezifischen Problemstellungen unter die Arme zu greifen, ist ein Gedanke, der Computerwissenschaftler seit geraumer Zeit gleichsam fasziniert wie antreibt. Erst Anfang 2014 sorgte etwa die Technische Universität Eindhoven mit einem ähnlich angelegten Projekt für Aufsehen, bei dem ebenfalls die kollaborative Zusammenarbeit künstlicher Intelligenzen im Fokus steht. Im Gegensatz zum «RoboEarth» getauften Unterfangen in Europa, bei dem auch die ETH Zrich mit von der Partie ist, geht das aktuell vorgestellte US-Pendant allerdings einen Schritt weiter, wie deren Initiatoren klarstellen. «Anders als bei RoboEarth kann Robo Brain selbständig ein Verständnis aus den erhaltenen Informationen aus dem Web entwickeln und muss dafür nicht von Menschen programmiert werden», erläutert Saxena den Unterschied. Das KI-Gehirn hat mit seinem Lernprozess im vergangenen Monat begonnen. «Es wird rund eine Milliarde Bilder, 120'000 YouTube-Videos und 100 Millionen Bedienungsanleitungen studieren», so der Forscher. (www.pressetext.com)