Datenbasiertes Krafttraining gegen Muskelschwund
Gesucht: Zeit unter Spannung
Bis anhin werden beim Krafttraining nur die mit einem Gewicht geleistete Arbeit anhand der Anzahl Sätze und Wiederholungen protokolliert. Solche Trainingsdaten sind jedoch unzureichend vergleichbar und damit suboptimal, um mögliche Effekte des Trainings auf die Muskelbildung zu untersuchen. Für die Muskelphysiologie ist das zeitliche Muster der Kraftübung relevant.
Die dazu notwendigen Beschreibungsgrössen sind in der Theorie seit längerem bekannt: Es sind dies unter anderem die «einzelne Wiederholung», welche aus dem Anheben und Absenken der Last besteht; dann die «spezifischen Kontraktionszeiten», welche die jeweilige Spannungsdauer der Muskeln für das Anheben und Absenken angeben; und schliesslich die «totale Spannungsdauer» – sie beziffert, wie lange die Muskulatur während einer Übung insgesamt angespannt ist.
Von der Beschleunigung zur Kontraktion
Bislang gibt es jedoch keinen geeigneten Ansatz, um diese Grössen im Kraftraum zuverlässig zu erfassen. «Dazu wären mehrere Stoppuhren oder sogar mehrere Helfer nötig – doch das ist kaum praktikabel. Deshalb fehlen diese Angaben meistens in Trainingsprotokollen wie auch in wissenschaftlichen Publikationen», erklärt Viecelli, der selber begeistert Krafttraining macht. Auf der Suche nach einer Lösung kam er auf die Idee, das Smartphone als digitales Analysewerkzeug zu benutzen.
Um die Idee zu prüfen, untersuchte Viecelli Trainingsübungen von 22 Probanden auf neun Kraftgeräten im ASVZ Irchel. Das Smartphone befestigte er jeweils am Gewichtsblock, damit es die Beschleunigungen während den Übungen registriert. Eine eigens programmierte App zeichnete die Daten der Sensoren auf. Aus den Beschleunigungsprofilen konnte Viecelli tatsächlich die fraglichen Kontraktionszeiten bestimmen. Durch den Vergleich mit Videoaufnahmen zeigte er zudem, dass die Methode hinreichend exakt ist und zuverlässig funktioniert.
Autor(in)
Michael
Keller, ETH-News