Modelle für die digitale Schweiz
Modellgemeinden St. Moritz, Sursee, Val-de-Travers
St. Moritz: Tennisplatzreservation
Die Platzreservation im Tennis-Center Corviglia in St. Moritz sollte komplett automatisiert werden. Für das eine von acht Projekten im Engadiner Ferienort spannte das Tennis-Center mit der Firma Tecuria und der PTT zusammen. Sie entwickelten ein Programm, das durch Spracherkennung über Telefon direkte Buchungen aufnehmen, verwalten und bestätigen konnte. Das System «Teres» nahm die Angaben des Anrufers auf und las sie vollautomatisch in die Reservationsliste des Tennis-Centers ein.
Die Anlage blieb nach Ende des Betriebsversuchs im Tennis-Center Corviglia noch einige Jahre in Betrieb. Das Spracherkennungssystem bot nach Einschätzung der Projektinitianten zwar Potenzial für ähnlich gelagerte Einsatzbereiche. Jedoch verschwand die Technik in der Versenkung.
Sursee: Telearbeit für Behinderte
Die Modellgemeinde Sursee hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Telearbeitsplatz für Behinderte zu schaffen. Der Betriebsversuch wurde als eines von zwei Projekten in der Kleinstadt von der Invalidenversicherung, der PTT und der Videotex-Stadt Sursee realisiert. Mit dem Kommunikationsmedium Videotex wurde ein Telearbeitsplatz eingerichtet, der eine Hotline für Videotex-Anwenderprobleme bot. Die berufliche Rehabilitation Behinderter konnte dank eines speziellen Ausbildungsprogramms im Informatikbereich erfolgreich angegangen werden.
Das einzige Non-Profit-Vorhaben im Rahmen der Modellgemeinden-Projekte wurde per Ende 1989 abgeschlossen. Die beiden im Projekt engagierten Personen beschäftigte anschliessend das Unternehmen Videotex Luzern weiter. Die Invalidenversicherung unterstützte fortan die Informatikweiterbildung finanziell.
Val-de-Travers: Patientendossiers
Einen Prototyp eines elektronischen Patientendossiers wollte Val-de-Travers entwickeln. Das eine von zehn Projekten in der Neuenburger Gemeinde setzte wie so viele Modellgemeinde-Vorhaben auf Videotex. Dafür spannte die PTT mit dem Informatikdienst der Stadt Neuenburg und dem Verein Valcom zusammen. Sie installierten einen Zentralrechner, der via Videotex zugänglich war. So konnten Ärzte vorhandene Patientendossiers abrufen und Diagnosen für die weitere Behandlung vorbereiten. Auch liessen sich medizinische Daten zwischen den Ärzten und den Spitälern austauschen. Die Projektbeteiligten nannten die erzielte Zeitersparnis «beträchtlich».
Bis Ende 1993 wurden alle Spitäler und die Mehrheit der Privatärzte des Kantons Neuenburg an das System angeschlossen. Daneben wurden Videotex-Terminals im Universitätsspital des Kantons Waadt und dem Genfer Kantonsspital installiert. Durch die Möglichkeit der Bildübertragung zwischen Kreis- und Universitätsspitälern liess sich die Beurteilung von Gewebeanalysen und Radiologiebildern beschleunigen.