Strategien für das Multi-Cloud-Management
Umsetzung mit Partnern
Vor allem bei Mittelständlern sind teils keine eigenständigen IT-Abteilungen vorhanden oder es fehlen die technischen Skills für eine Multi-Cloud, so die Erfahrung von Ditpro-Geschäftsführer Markus Richter.
Khaled Chaar gibt zu bedenken, dass trotz der ungeahnten Möglichkeiten einer Multi-Cloud vor allem das entsprechende Know-how unverzichtbar ist. So sind beispielsweise die IaaS- und PaaS-Angebote der führenden Hyperscaler hochstandardisiert und können so sehr preisgünstig angeboten werden. «Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass der Cloud-Provider dazu weder ergänzende Services wie Consulting vorgesehen hat noch individualisierte Angebote», so Khaled Chaar. Nicht alle Unternehmen verfügten über das nötige Know-how, um diese Public-Cloud-Dienste mit maximalem Nutzen einzusetzen, und hätten daher Beratungsbedarf.
Der Mittelstand holt sich in Sachen Multi-Cloud häufig Hilfe, da es inhouse schlicht an den entsprechenden Ressourcen mangelt. So wendet sich laut Crisp Research knapp ein Drittel der deutschen Unternehmen beim übergreifenden Management von Cloud-Workloads an sogenannte Managed-Service-Provider, an IT-Dienstleister, die die Verantwortung für die Bereitstellung der Multi-Cloud übernehmen und sie verwalten. Knapp ein Fünftel der Unternehmen fragt einen Unternehmensberater und gut 15 Prozent setzen auf ein Systemhaus, wobei es sich bei den Managed-Service-Providern ebenfalls häufig um Systemhäuser handelt. Den langen Weg in die Multi-Cloud gehen viele also am liebsten mit einem externen Partner.
Markus Richter von Ditpro fasst das folgendermassen zusammen: «Der Kunde möchte an die Hand genommen werden, da er in den meisten Fällen nicht über ausreichend oder entsprechend geschultes Personal verfügt.» Seine Erfahrungen dahingehend sind, dass der Mittelständler mit der Orchestrierung einer Multi-Cloud schnell überfordert ist und deswegen einen Cloud-Anbieter mit Full-Service präferiert, sprich einen Anbieter, der ihm die gesamte Verwaltung der Cloud abnimmt.
“„Der Multi-Cloud-Anbieter, der beim Management unterstützt, sollte als echter Partner angesehen werden, der als Single Point of Contact in allen Multi-Cloud-Fragen ansprechbar ist.“„
Dabei stellt sich natürlich die Frage: Macht man sich als Unternehmen dann nicht zu sehr von dem Dienstleister abhängig, der die multiple Cloud verwaltet? «Der Multi-Cloud-Anbieter, der beim Management unterstützt und im günstigsten Fall auch mit Beratungsleistungen zur Seite steht, sollte als echter Partner angesehen werden, der als Single Point of Contact in allen Multi-Cloud-Fragen ansprechbar ist», so Khaled Chaar von Cancom. Markus Richter von Ditpro ist da etwas deutlicher: «Ein gewisses Mass an Abhängigkeit wird es im Verhältnis Auftraggeber – Systemhaus (als Cloud-Provider) immer geben.» Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, wie wichtig es sei, die vertraglichen Regelungen für einen etwaigen Exit möglichst einfach zu gestalten, sodass hier im Fall der Fälle keine hohen Transaktionskosten entstehen, zum Beispiel beim Exportieren von virtuellen Maschinen. «Eine Abhängigkeit steht und fällt mit der internen Verantwortung des KMU, also gibt es jemanden, der den Überblick hat, die Cloud-Umgebung betreut und strategisch vorantreibt und als Schnittstelle zwischen Systemhaus und Auftraggeber fungiert?»
Cancom sieht laut Chaar seine Kunden als Partner, mit denen man gemeinsam die passende IT-Lösung für die jeweilige Business-Herausforderung finde wolle. Sollte der Kunde die Geschäftsbeziehung beenden wollen – etwa weil nach der Übernahme eines Unternehmens IT-Dienste künftig grundsätzlich von dem neuen Konzern selbst oder dessen Cloud-Dienstleister erbracht werden, so werde man gemeinsam auch in diesem Szenario die bestmögliche, individuelle Lösung suchen.