Interview mit Greens Cloud-Architekt
17.09.2019, 06:07 Uhr
«Wir stossen in neue Dimensionen vor»
Zusammen mit seinem Team und externen Partnern hat Reto Meier das Data Center Zürich-West 3 für den Anbieter Green gebaut. Computerworld konnte sich im Vorfeld mit dem RZ-Architekten über das Megaprojekt unterhalten.
Data-Center-Architekt Reto Meier ist Designer und Projektleiter des Rechenzentrums Zürich-West 3
(Quelle: Werner Rolli)
Unter den Hyperscalern ist ein Wettstreit entbrannt. Sie drängen auf den Schweizer Markt, um Anwenderunternehmen ihre Services direkt anbieten zu können. Das erfordert völlig neue Rechenzentren (RZ). Wer diese bauen kann, wird in eine neue Liga am Markt für Data Center katapultiert.
Dadurch werden auch die Karten im heimischen Colocation neu gemischt. Neben Equinix, E-Shelter und Interxion steht ein weiterer Gewinner fest: Green Datacenter. Der Colocation-Spezialist hat mit Zürich-West 3 ein Megaprojekt für die Cloud-Anbieter dieser Welt realisiert.
Verantwortlich dafür war der Data-Center-Architekt Reto Meier. Im Interview spricht er über die Besonderheiten des Projekts, erläutert, wohin sich der Colocation-Markt entwickelt und wie das Data Center der Zukunft aussehen könnte.
Computerworld: Mit Zürich-West 3 hat Green Datacenter ein High-Density-Rechenzentrum gebaut. Weshalb? Welche Kundengruppen benötigen solche Infrastrukturen?
Reto Meier: Wir haben das Rechenzentrum Zürich-West 3 für die internationalen Cloud-Anbieter gebaut, die sogenannten Hyperscaler wie beispielsweise Amazon Web Services oder Microsoft Azure. Unsere Anlage ist in erster Linie auf deren Bedürfnisse ausgerichtet. Die Cloud-Dienstleister bieten ihre Services über verschiedene Standorte für Versorgungsregionen an. Diese können ein Raum wie die EU sein oder auch ein Land. Die Nachfrage nach Cloud-Services wächst, weshalb die Anbieter ihre Netze verfeinern. Nun kommen sie auch zu uns und bauen eine Region Schweiz auf. Diese Kunden haben spezielle Anforderungen. Sie suchen Data Center, die auf kleinem Raum hohe Energielasten abführen können, die modular und skalierbar aufgebaut sind und mit denen sie ihren Wachstumspfad abbilden können.
CW: Wie sieht dieser Wachstumspfad aus?
Meier: Normalerweise wächst das Geschäft in den Regionen exponentiell. Entsprechend steigt in den RZs der Bedarf an Leistung. Typischerweise steigt diese bei der Energieversorgung über die Jahre zwischen 1 und 2 Megawatt. Die Hyperscaler planen hingegen in grösseren Dimensionen. Sie rechnen für die nächsten fünf bis zehn Jahre mit einem Wachstum zwischen 15 und 20 Megawatt (MW). Sie beginnen mit Anlagen mit einem Leistungsverbrauch von 2 MW, dann geht es weiter mit 4, 6, 15 MW und mehr über die nächste Dekade.
CW: Was bedeutet das für die Bauweise Ihres Data Centers? Worauf mussten Sie achten?
Meier: Wir arbeiten modulweise. Das heisst, dass wir im Stromversorgungsbereich Module mit einer Leistung von 2 MW und in der Kühlung Komponenten mit 4 MW Leistung nutzen. Die einzelnen Module kombinieren wir nach den Wünschen der Kunden. Benötigt etwa jemand 10 MW Strom, stecken wir vereinfacht gesagt fünf Module zusammen oder bei einem Strombedarf von 20 MW eben zehn Stück. Dafür ist die Struktur unseres Gebäudes ausgelegt. Das ist einzigartig in der Schweiz. Das kennen unsere Kunden sonst nur aus dem Ausland.
Zur Person
Reto Meier
ist Data-Center-Architekt. Er gestaltet und betreut den Bau neuer Rechenzentren. Seit letztem Jahr ist er Designer und Projektleiter von Zürich-West 3 bei der Green Datacenter AG. Zuvor betreute er auf internationaler Ebene verschiedene Bauprojekte für Hyperscale-Data-Center. Neben seiner anspruchsvollen Aufgabe hält er sich mit dem Rennvelo und mit Wandern fit. Bauhelm und Pläne legt der 42-Jährige auch mal über Mittag beiseite und tankt auf dem Bike Energie.