08.05.2014, 04:38 Uhr
Bauplan für die perfekte hybride Cloud
EMC und VMware präsentieren in Las Vegas ihre Blaupause für eine weltweite, hybride Cloud. Kostenvorteile und Effizienzgewinne überzeugen schon. Aber der Masterplan hat einen Haken.
Joe Tucci und seine Mannschaft haben einen Masterplan ausgeheckt, um die hybride Cloud-Welt zu erobern.
Früh hat EMC auf die private Cloud gesetzt. Jacques Boschung, Ex-Chef von EMC-Schweiz, und der amtierende Stefano Camuso nennen sie den ersten Schritt Richtung Cloud - die Hausaufgaben. Die hybride Cloud, die auch externe IT-Dienste einbindet, ist dann der logische zweite Schritt. Damit werden Schweizer Unternehmen noch agiler, können schneller neue IT-Dienste ausrollen und Kosten - HR und IT-Ressourcen - reduzieren. Auf der EMC World in Las Vegas präsentierte der Infrastrukturanbieter nun einen Masterplan für die perfekte hybride CLoud. Was steckt dahinter? Dan Mitchell, Chef der Cloud Solutions Business Unit, lässt die Katze aus dem Sack: Auf Planungsebene seien sechs Komponenten erfolgsentscheidend. Die perfekte hybride Cloud: - erlaubt die freue Wahl des Endgerätes/der Maschine (Konsumerisierung) - hat ein transparentes Preismodell (Pay as you go) und transparente Service Levels - bietet standardisierte IT-Dienste an - kann automatisiert ausgerollt werden - gestattet "Self Provisioning" innerhalb der Unternehmens-Policies - funktioniert "brokered" und auch im Eigenbau EMC ist Infrastrukturanbieter und hat zwei Integrationslayer eingezogen, die für den Aufbau hybrider Cloud-Architekturen entscheidend sind. Das erste Layer, die neue Software ViPR 2.0, verheiratet EMCs eigene Speichermaschinen (VNX, VMAX, Avamar etc.) mit den Lösungen von Drittanbietern und mit einfacher, preisgünstiger Commodity-Hardware. Das neue Release 2.0 sorgt ausserdem über weltweit verteilte Standorte hinweg für Datenintegrität, Compliance, Backup- und Desaster-Recovery (Multi-Site-Unterstützung). Dabei kommen neue sogenannte "geoskalierende Speicherfunktionen" zum Einsatz. EMC nennt das cloud-like Backup-as-a-Service und Desaster-Recovery-as-a-Service.
ViPR zähmt Exabytes
ViPR baut also auf Storage-Hardware-Ebene eine sichere hybride Cloud. Kunden nutzen den Speicher gleich welcher Anbieter, den sie bereits eingekauft haben, und schützen so ihre Investitionen. Manuvir Das, der Architekt von ViPR, demonstrierte auf der EMC World die dabei eingesetzten Optimierungsstrategien recht eindrucksvoll. Die Datenvolumina, die das Storage-Betriebssystem ViPR 2.0 managen kann, sind im Prinzip grenzenlos, stossen auch locker in Exabyte-Regionen vor (Box in a box in a box...). Mit ViPR 2.0 wird Storage transparent, standardisiert und automatisiert.
Weltweite hybride Cloud
Die zweite Integrationsschicht auf dem Weg in die hybride Cloud kommt von der EMC-Tochter VMware und ist auf dem höheren Virtualisierungslayer angesiedelt:die vCloud Hybrid Services (vCHS). Die vCHS sind eine Infrastructure-as-a-Service-Cloud auf Grundlage von VMwares vSphere. Damit können Unternehmen über mehrere weltweite Standorte hinweg Virtuelle Maschinen, also Applikations-Container oder fertig konfigurierte Produktionsumgebungen, hin und herschieben, migrieren, sichern oder austauschen. VMware bietet die vCHS als Cloud-Dienst an, den Kunden mieten können: und zwar als dedizierte Cloud (single tenant) oder als virtuelle private Cloud (multi-tenant), zu unterschiedlichen mehrmonatigen Subskriptionsraten. Ein neues, in Las Vegas lanciertes Premium-Angebot, die EMC Hybrid Cloud Solution, enthält zusätzlich auch noch die Big Data Suite der jüngsten EMC-Neugründung Pivotal und die Pivotal Cloud Foundry, ein PaaS zum Entwickeln und weltweiten Ausrollen von Applikationen.
Vendor Lock-in: VMware-Kunden only
Zwei Integrationslayer sind also entscheidend und bauen aufeinander auf: ViPR bastelt die hybride Hardware-Cloud, die vCHS bauen die hybride Software-Cloud. Soweit funktioniert das sicher ganz prächtig oder zumindest leidlich. Und obwohl EMC mithilfe dieser Cloud-Blaupause natürlich vor allem die eigenen Storage-, Backup-, und Archivierungsmaschinen verkaufen will, ist ViPR (über OpenStack) auch offen für Storagelösungen von Drittanbietern. Nicht so jedoch beim zweiten Layer. Die vCHS und die EMC Hybrid Cloud Solution geben sich sehr zugeknöpft. Bislang werden ausschliesslich VMware-Umgebungen unterstützt. Beide Standorte respektive Subsysteme müssen auf VMware-Technologie laufen, damit die Integration in eine einzige Cloud funktioniert. Die neue, hybride Cloud-Welt steht also bislang nur VMware-Kunden offen. Zwar verspricht EMC, zukünftig auch auf dem zweiten Layer Open-Stack - und Microsoft-Umgebungen - zu unterstützen. Aber wann das sein wird, hat Joe Tucci und seine Manschaft in Las Vegas noch nicht verraten.