LzLabs-Migration 14.05.2019, 13:48 Uhr

Swisscom hat die Mainframes abgeschaltet

Seit über 30 Jahren hat Swisscom Mainframes betrieben. Im März wurden die Maschinen nun abgeschaltet. Neu laufen die Altanwendungen unverändert in einer Umgebung von LzLabs.
Thilo Rockmann von LzLabs und Markus Tschumper von Swisscom (von links) vor dem ausrangierten Mainframe
(Quelle: computerworld.ch)
Swisscom hat zusammen mit dem Walliseller Software-Hersteller LzLabs seine Mainframe-Anwendungen in die Cloud migriert. Wie Markus Tschumper, Head of General IT Services bei Swisscom, an einem Medienanlass von LzLabs in Wallisellen der Computerworld sagte, mussten dafür weder die Altanwendungen neukompiliert noch die Daten neu formatiert werden. Allerdings sei das zweijährige Projekt mit einigen Herausforderungen verbunden gewesen, doppelte er nach.
Vor circa drei Jahren lancierte das Projektteam rund um Tschumper gemeinsam mit LzLabs einen Proof of Concept. Das Ziel war, die Anwendungen «Swibi», (Swisscom Billing, Handling der Abonnemente und Festnetz-Anschlüsse für Analogtelefonie), «Terco» (Telephon Rationalisierung mit Computern, Inventar und Festnetz-Anschlussverwaltung Analogtelefonie, Ende 1960er Jahre in Auftrag gegeben) und «ZNV» (Zentrale Nummern Verwaltung, für Analog- und IP-Festnetz) in eine x86-Umgebung zu migrieren. Die drei Applikationen liefen auf zwei Mainframes mit einer Leistung von insgesamt 2500 MIPS (Million Instructions per Second). Parallel mussten 20 Terabyte DB2-Storage migriert werden. Der Pilot war erfolgreich, so dass Swisscom im Januar 2017 das Projekt startete.

Kultur und Technik

Wie Tschumper sagte, ging es einerseits um die Technologie, andererseits aber auch um einen kulturellen Wandel. Der Mainframe hatte über 30 Jahre einwandfreie Dienste geleistet. Das 13 Personen zählende IT-Team musste auf den Wandel vorbereitet werden. Tschumper selbst als Projektauftraggeber und auch Thilo Rockmann von LzLabs stellten sich regelmässig den Fragen der Kollegen. Sehr hilfreich sei gewesen, dass neben den beiden Führungskräften auch der in der Belegschaft geschätzte Mainframe Solutions Architect Christian Hodel an den Projekterfolg glaubte.
Sowohl Swisscom als auch LzLabs hatten mit dem Migrieren der Anwendungen und Daten viel Arbeit, sagte Tschumper. Die Mainframe-Experten bei Swisscom verwendeten viel Zeit auf das Testing, um die Funktionsweisen der Applikationen, der Jobs und der Schnittstellen zu identifizieren. So stellte sich heraus, dass teilweise das Wissen über Interdependenzen lückenhaft war. LzLabs-COO Rockmann und seine Kollegen entwickelten parallel ihre Lösung weiter, denn Transaktionen nach IMS (Information Management System von IBM) wurden bis anhin nicht unterstützt und mussten neu implementiert werden.

Mainframe as a Service

Im März dieses Jahres konnte schliesslich die neue Lösung in der Swisscom Enterprise Cloud live gehen und die Mainframes heruntergefahren werden. Neu laufen die Anwendungen auf x86-Computern mit acht virtuellen Prozessoren. Die Datenbanken wurden von DB2 auf Postgres migriert. Nach den Worten von Tschumper läuft die neue Umgebung bis anhin fehlerfrei und die Rechnungsläufe hätten problemlos funktioniert. «Swisscom spart rund 50 Prozent der Mainframe-Betriebskosten ein», sagte der Projektauftraggeber.
Auf der Basis der eigenen Projekterfahrung lancieren Swisscom und LzLabs ein «Mainframe as a Service»-Angebot. Damit können Unternehmen ihre Mainframe-Anwendungen in die Swisscom Enterprise Service Cloud portieren. Die Partner agieren dabei sowohl als Integratoren und Operatoren: Sie analysieren, planen und migrieren die nativen Mainframe-Anwendungen mittels Open-Source-Lösungen in die Cloud. Der Service wendet sich nach den Worten Tschumpers hauptsächlich an Schweizer Firmen.
International hat LzLabs laut COO Rockmann selbst bereits einige weitere Projekte in der Pipeline. Rund ein Dutzend Unternehmen hauptsächlich aus Europa testen die LzLabs-Lösung mit ihren Mainframe-Umgebungen. Die meisten Firmen bevorzugen als Zielsystem eine Private Cloud, sagte Rockmann auf Nachfrage von Computerworld.



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