28.11.2013, 08:03 Uhr
Google Now im Praxistest
Der Echtzeithelfer Google Now variiert in seinem Nutzen stark. Von mühsam und unnötig bis unheimlich genau ist die Palette gross.
Auf mobilen Geräten ist die Google-App schon seit Längerem mehr als nur eine Suchmaschine. In der normalen Such-App kann der eingebaute Dienst Google Now aktiviert werden. Dieser soll die Informationen bereits liefern, bevor der Nutzer danach sucht. In den Demonstrationsvideos im stark vernetzten San Francisco funktioniert das immer bestens. Doch wie gut ist Google Now in Zürich? Durchzogen, lautet die Antwort auf diese Frage. Einige der Features funktionieren nicht schlecht. Nähert man sich einem Bahnhof oder einer grösseren Tramhaltestelle, bringt Google Now mehr oder weniger zuverlässig die nächsten Abfahrten. Über eine Verknüpfung lässt sich der Fahrplan auch in einer externen App wie SBB Mobile öffnen. Wirklich nötig sind diese Informationen aber nicht. Bis Google die Position des Nutzers erkannt und die Daten geladen hat, hat man die Abfahrtsmonitore der SBB bereits mehrfach gelesen.
Feierabend um 10 Uhr morgens
Auch auf dem Arbeitsweg versucht Google Now zu helfen. Als ÖV-Pendler erkennt Google, wenn man das Haus oder den Arbeitsplatz verlässt, und zeigt automatisch passende Verbindungen an. Da der durchschnittliche Pendler aber seine Verbindungen meist auswendig kann, bringt das eher wenig. Wirklich nützlich sind die Verbindungsvorschläge nur, wenn sich etwas am Arbeitsweg ändert. Das funktioniert mit Google nicht schlecht, jedoch nicht so gut wie mit SBB Mobile. Zudem versagt dann und wann die Ortserkennung und Google meint, man sei morgens um 10 bereits wieder auf dem Nachhauseweg, respektive abends um 11 wieder in Richtung Büro unterwegs. Ab und zu bringt Google Now ein neues Wetter-Update. Die Daten dafür stammen von Accu Weather. Auch hier sind spezialisierte Wetter-Apps wie MeteoSwiss besser. Andere Informationen wie Resultate des Lieblingsvereins der NLA sind in der Schweiz nicht verfügbar. Angaben zu Kinos und Restaurants in der Nähe sind zwar zuverlässig und praktisch, jedoch recht situationell. Da die Infos aber bei jeder Gelegenheit erscheinen, ist man hauptsächlich mit dem Wegwischen der Karten beschäftigt. Google steht hier vor einem Problem. Wie soll gemessen werden, ob ein Nutzer gerade Lust auf einen Kinobesuch hat? Beim Hunger gäbe es wohl technische Möglichkeiten, beispielsweise über Fitnessarmbänder. Ohne Hilfsmittel oder Inputs des Nutzers sind aber viele Informationen entweder ungenau oder irrelevant. Nächste Seite: Unausgereifte Spracherkennung
Treffer und Potenzial
Von Zeit zu Zeit gelingt Google Now jedoch ein Coup und bringt exakt die richtige Information. Das bringt dann meistens zwei Gefühle mit sich: Zuerst ist man ob der Technologie erstaunt, dann fragt man sich mit einem etwas unguten Gefühl, ob Google nicht doch zu viel über einen weiss. Ein solches Beispiel wäre: Sie googlen nach Informationen zu einem neuen Film. Einige Stunden später steigen Sie am Bahnhof Stadelhofen aus dem Tram und bekommen von Google Now eine Meldung, dass der von Ihnen gesuchte Film in zwei Kinos im näheren Umkreis läuft. Google Now zeigt einiges an Potenzial, macht aber noch den Fehler, sich hauptsächlich auf eine automatisierte Darstellung von Informationen zu fokussieren. Viele der Kinderkrankheiten von Google Now könnten durch ein wenig Nutzer-Input bereits korrigiert werden. Beispielsweise einige Buttons für Wetter, Verkehr, Restaurants oder häufig verwendete Funktionen könnten das Informationsangebot von Google effektiv nutzen und dem User mehr relevante Informationen liefern. Die Automatisierung könnte parallel dazu weiterentwickelt und eher schrittweise implementiert werden.
Spracherkennung noch unausgereift
Einen ersten Schritt in diese Richtung macht Google mit der Sprachaktivierung von Google Now. Per Sprachbefehl nach einem Kino in der Umgebung zu suchen, ist bereits deutlich angenehmer als über die Bildschirmtastatur. Leider ist die Erkennung nur für reines Englisch geeignet. Bereits mit wenig Akzent versteht Google Now kaum noch etwas. Selbst mit deutscher Unterstützung dürfte die Spracherkennung in der Schweiz nur wenige Freunde finden. Die Mundart wird es kaum in den Sprachenkatalog von Google schaffen und das Nutzererlebnis bleibt automatisch unnatürlich. Google Now zeigt seit seiner Einführung viel Potenzial und wenig nützliche Ergebnisse. Der Echtzeithelfer verlässt sich noch zu stark auf unausgereifte Technologien und fällt ausserhalb einiger weniger Märkte schnell zusammen.