13.10.2010, 14:34 Uhr

IBM und Oracle machen gemeinsame Sache

Gegen Apache und Android: IBM schlägt sich bei Java auf die Seite des Datenbankriesen Oracle.
IBM will sich verstärkt in der OpenJDK-Community für die quelloffene Entwicklung von Java SE engagieren. Hinter OpenJDK steht nach der Übernahme von Sun Microsystems nun Oracle. Für IBM bedeutet der Schritt eine Abkehr vom konkurrierenden Apache-Projekt «Harmony». Big Blue entsendet nicht nur Entwickler zu OpenJDK, sondern unterstützt auch die von Oracle auf seiner Hausmesse OpenWorld mit integrierter JavaOne vorgeschlagene Roadmap für JDK 7 und 8.
OpenJDK wird mit der Rückendeckung des Schwergewichts IBM nun zu einer zentralen Schaltstelle für Änderungen an Java SE. Bob Sutor, Big Blues Vice President für Open Systems und Linux, schreibt in seinem Blog: «IBM wird mit Oracle und der Java-Community daran arbeiten, dass OpenJDK die führende hochleistungsfähige Open-Source-Runtime für Java wird.»
Ein bemerkenswerter Sinneswandel, hatte IBM doch jahrelang mit nicht unerheblichem Aufwand versucht, Project Harmony als mit dem offiziellen Java-Standard kompatibel zertifiziert zu bekommen. Für die Apache Software Foundation ist das bei ihren Bemühungen um die Zertifizierung, die noch zu Sun-Zeiten begonnen hatten, natürlich ein herber Rückschlag.
Dass Harmony bislang noch kein Zertifikat trägt, ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass sich zuerst Sun und später auch Oracle weigerten, die Java Test Compatibility Kits (TCKs) unter einer Open-Source-Lizenz zu veröffentlichen. «Statt weiterhin Harmony als inoffizielle und unzertifizierte Java-Bemühung voranzutreiben, haben wir uns entschieden, die Richtung zu wechseln und uns bei OpenJDK zu engagieren», so Bob Sutor.
IBM strebt gemäss Sutor eine Führungsrolle bei der Betreuung und technischen Roadmap von OpenJDK an. OpenJDK war bis dato ein zwar respektiertes, aber eher zweckloses Community-Projekt, dass von Sun gestartet worden war.
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Dabei geht IBM nach Einschätzung von «The Register» offensichtlich auch davon aus, dass das offiziell für die Weiterentwicklung von Java zuständige Gremium Java Community Process (JCP) endlich neu aufgestellt wird. «Wir erwarten auch ein paar lange überfällige Reformen im JCP, um diesen demokratischer, transparenter und offener zu machen», fährt Sutor fort. «IBM und tatsächlich auch Oracle haben diesen Umbau seit Jahren gefordert und wir freuen uns, dass er jetzt passiert.»
Oracle dürfte im Gegenzug bereit sein, die Verantwortung für Java SE vom JCP zu übernehmen. So meint der Konzern zum Deal mit IBM: «Die beiden Firmen werden die OpenJDK-Community zum Hauptsitz der quelloffenen Java-SE-Entwicklung machen. Der JCP bleibt die zentrale Standardisierungsinstanz für die Arbeit an der Java-Spezifikation und beide Unternehmen werden weiterhin bei der Verbesserung des JCP zusammenarbeiten.»
IBM, das eine Menge Geld in den Erfolg von Java gesetzt hat, braucht Fortschritt bei der weiteren Entwicklung. Für die Roadmap zu JDK 7 und 8 gab es allerdings bisher so gut wie keine Unterstützung ausserhalb von Oracle und Sun - und ohne neue Java Specification Requests (JSRs) wären JSR 7 und 8 wohl kaum im Zeitplan fertig geworden.
Interessant ist nun auch die Frage, wie Google mit seinem Smartphone-Betriebssystem Android auf die neue Situation reagiert. Android verwendet eine Untermenge von Apache Harmony. Genauer gesagt verschiedene Klassenbibliotheken und die Dalvik Java Virtual Machine (JVM).
Nachdem mit IBM nun der wichtigste Unterstützer von Project Harmony von Bord ist, stellt sich die Frage nach der Zukunft des Projekts. Google könnte entweder den Platz von IBM bei Harmony einnehmen - oder Android auf OpenJDK umstellen. Oracle hatte erst kürzlich Google wegen Android verklagt, weil der Internet-Riese dafür auf Harmony zurückgegriffen hatte, statt Java Mobile Edition (JME) zu verwenden (und dafür entsprechend Lizenzgebühren abzudrücken, versteht sich).



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