Sichere Kommunikation
27.04.2020, 09:13 Uhr
Schweizer Videokonferenzsystem für Spitäler
Das in der Schweiz entwickelte, Web-basierte und abhörsichere Videokonferenzsystem «Wizard Live» soll in Spitälern trotz Corona-Krise den persönlichen Kontakt zwischen Ärzten und Patienten ermöglichen.
Viele Spitäler können ihre bestehenden Patientinnen und Patienten derzeit schlecht persönlich betreuen. Zu gross ist die Angst und die Gefahr vor einer Ansteckung mit Covid-19 beim Krankenhausbesuch. In die Bresche können auch hier Videokonferenz-Lösungen springen. Allerdings gelten für das vertrauliche Gespräch zwischen Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient besondere Ansprüche an die Security und Abhörsicherheit.
Diesen Vorgaben will der im Zürcher Effretikon beheimatete Systemanbieter Wizard Smart Solutions mit der Video-Software «Wizard Live» erfüllen können. Immerhin ist das Tool ursprünglich für die Finanzindustrie entwickelt worden und verfügt über das Gütesiegel für Datensicherheit der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma.
Die Video-Lösung verwendet für die Abhörsicherheit End-zu-End-Verschlüsselung auf Basis des offenen Standards WebRTC (Web Real-Time Communication). Weitere Kommunikationsverfahren werden gemäss Herstellerangaben über SwissSign oder bestehende Unternehmenszertifikate abgesichert. Der Wizard Live Cloud Service werde zudem in der Schweiz betrieben, wird versichert.
Adaption für den Spitaleinsatz
Das Tool konnte nun gemäss Anbieter kurzfristig auf die Bedürfnisse von Spitälern umprogrammiert werden. Zu den ersten Kunden gehört das Spital Bülach, das in der Telemedizin mit dem Produkt von Wizard Smart Solutions arbeitet. Patienten, die nicht notfallmässig im Spital behandelt werden müssen, können nun per Videokonferenz zuhause betreut werden.
«Wir konnten die Applikation für unseren Einsatz im Spital speditiv und unkompliziert testen, evaluieren, schulten unser Personal, und das Video-Tool ist bereits in der Handchirurgie/Ergotherapie, präoperativen Patientensprechstunde, Diabetesberatung und im Sozialdienst im Einsatz», betont Rolf Gilgen, CEO Spital Bülach.
«Um den regelmässigen Austausch mit den Patienten während dieser schwierigen Covid-19-Zeit zu gewährleisten, bin ich dankbar über das einfach zu bedienende Video-Tool», fügt Waltraut Gut, Leiterin Diabetesberatung am Spital Bülach, an. «Mit der Screen-Sharing-Funktion kann ich meine Patienten trotz Distanz umfassend beraten und betreuen», ergänzt sie.
Einsatz auch für virtuelle Krankenbesuche
Weiter wird das Video-Tool auch auf den Bettenstationen mittels Tablets eingesetzt, um die Kommunikation zwischen Patienten und Angehörigen zu ermöglichen. «Da zurzeit ein Besuchsverbot im Spital herrscht, ist der Spitalaufenthalt ohne Freunde und Familie eine zusätzliche Belastung», sagt Gilgen. «Das Video-Tool schafft trotz Distanz eine Verbundenheit und somit Nähe mit seinen Angehörigen», fügt er an. In einem späteren Schritt sieht er bereits die Möglichkeit von Videokonferenzen für ambulante Erstkonsultationen.
Das Wizard-System ist webbasiert, vom Spital und den Patienten einfach zu bedienen, und es protokolliert bei Bedarf die Gespräche für die Krankengeschichte sowie die Abrechnung. Darüber hinaus verfügt es über Wartezimmerfunktionen zur Patienbetreung. Neben Bülach steht die Applikation für Fernkonsultationen auch in der Schulthess Klinik in Zürich sowie in der Zürcher Forel Klinik im Einsatz.
Gemäss Urs Staubli, Miteigentümer von Wizard, kann das Produkts für potentielle Kunden rasch angepasst werden. «Die Applikation kann unkompliziert für den spezifische Einsatz online geprüft werden und ermöglicht Krankenhäusern sowie Altersheimen einen einfachen Weg in ein menschengerechtes, digitales Zeitalter», meint er.