«Domino setzt auf Kooperation statt Konfrontation»
800 Entwickler für Domino und Notes
Computerworld: Wo steht HCL bei der Marktbearbeitung für Domino und Notes?
Jefts: Wir wissen, dass wir im operativen Geschäft noch Optimierungspotenzial haben. Insbesondere müssen wir die Effizienz und die Konsistenz des Betriebs verbessern. Wir haben in den vergangenen Monaten auch unter der Tatsache gelitten, dass wir durch das Rekrutieren neuer Mitarbeiter stark gewachsen sind. Beispielsweise beschäftigen wir in Manila (Philippinen) neu annähernd 300 Personen. Damit sind wir nun in der Lange, nach dem «Follow the Sun»-Prinzip rund um die Uhr entwickeln zu können. An den indischen Standorten Bangalore und Pune wurden die Belegschaften signifikant aufgestockt, am US-amerikanischen Hauptsitz in Boston ebenfalls – und auch in D-A-CH.
Weiter habe ich drei frühere Kollegen von Cisco für HCL gewinnen können, die eine grosse Expertise in der Software-Entwicklung mitbringen. Sie fokussieren nun auf die operationale Effizienz und Konsistenz innerhalb der 800 Personen starken Developer Group. Aktuell analysieren sie im Detail, wie bis anhin Software entwickelt wurde, welche Baustellen offen sind und wie Kundenbedürfnisse noch besser adressiert werden. Ihr Ziel ist, eine agile Organisation zu schaffen, in der die Agilität auch wirklich gelebt wird. Ein Problem der Vergangenheit war, dass viel über Agilität gesprochen wurde, die Entwicklung und die Prozesse aber eher weniger agil waren. Vieles funktionierte noch wie ein Wasserfall.
Computerworld: Sind agile Methoden tatsächlich das Allheilmittel? Tut es ein Wasserfall-Vorgehen nicht für einige Projekte ebenfalls?
Jefts: Durchaus! Einige unserer Legacy-Projekte werden auch weiterhin nach der Wasserfall-Methode fortgeführt. Für alle anderen sind allerdings agile Vorgehen mit zwei- oder vierwöchigen Sprints der optimale Ansatz. Dieser Wandel muss nun vorangetrieben werden, damit wir unsere ambitionierten Ziele erreichen können.
Jenseits davon bauen wir in Person von Jason Gary derzeit eine eigenständige Research-Organisation auf. Gary war früher verantwortlich für das Digital Experience Portal auf Basis von WebSphere. Diese Kenntnisse soll er in Zukunft zusammen mit rund 40 Programmierern in coolen Lösungen sowie Produkten umsetzen. Von den Ergebnissen werden sich nicht alle realisieren lassen, das wissen wir schon jetzt. Allerdings können wir auch mit Prototypen auf die Kunden zugehen, um ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Dann ist dieses Geld für den Research-Bereich ebenfalls gut angelegt.
Unter dem Strich: Wir wandeln unsere bestehende Entwickler-Organisation in eine moderne Software-Fabrik. Und wir forschen im Research-Bereich an potenziell innovativen Lösungen. Diese Änderungen sind zwingend notwendig, denn in den vergangenen 18 Monaten haben wir zwar einige Dinge wirklich gut gemacht, bei anderen haben wir weniger gut performt oder gar Fehler gemacht.
Computerworld: Was wurde wirklich gut gemacht und wo haben Sie Fehler erkannt?
Jefts: Gut war, dass wir unsere Versprechen eingehalten haben. Die Version 10 von Notes und Domino wurde vor etwas mehr als einem Jahr lanciert, Version 11 folgte Ende des vergangenen Jahres und an Version 12 wird derzeit gearbeitet.
Weniger erfreulich war, dass intern noch recht viel suboptimal gelaufen ist. Es gab viele Ineffizienzen und Inkonsistenzen – unter denen auch die Kunden und Partner gelitten haben. In den USA haben wir das Sprichwort: «You don't want to know how the Sausage is made.» (Deutsch: «Du willst nicht wissen, wie die Wurst gemacht wurde.») Die internen Unzulänglichkeiten müssen wir abstellen. Oder jedenfalls so gut managen, dass niemand ausserhalb der Organisation darunter leidet.
Uns ist bewusst, dass die Partner in Zukunft mehr Aufmerksamkeit bekommen müssen. Sie sind diejenigen Personen, die permanent in Kontakt mit den Kunden sind. Dafür benötigen sie unseren Support. Seien es die Ansprechpartner bei HCL, Demos und Werbemittel für das Marketing oder auch «nur» ein frischer Look für die bestehenden Produkte.
Zur Firma
HCL Technologies
ist ein global tätiges IT-Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in der nordindischen Industriestadt Noida. Der Konzern ist in 39 Ländern mit eigenen Niederlassungen präsent und beschäftigt weltweit rund 120'000 Mitarbeiter. Im Sommer 2019 übernahm HCL das geistige Eigentum an unter anderem Connections, Domino und Notes von IBM.