10.07.2007, 08:52 Uhr
Fundament für freie Software
Die Free Software Foundation will mit der Veröffentlichung der dritten Version der General Public License für mehr Rechtssicherheit sorgen.
Sie seien ganz einfach «töricht». So lautet das Urteil von Richard Stallman, Vorsitzender der Free Software Foundation (FSF), über Firmen, die nicht früher oder später auf Open-Source-Software setzen würden. Auch für Unternehmen sei es an der Zeit, die Kontrolle über die bei sich installierten Betriebssysteme und Anwendungen zu gewinnen, führt der Guru der freien Software-Bewegung weiter aus.
Anlass des bissigen Kommentars war die Veröffentlichung der dritten Version der GPL (General Public License). Diese soll die seit mitt-lerweile 16 Jahren gültige GPL2 ersetzen und die Einsehung, Verteilung sowie Abänderung von quelloffener Software regeln. Die neue Lizenz bietet nun ein juristisches Fundament für viele Fragen, die unter der GPL 2 nur impliziert waren und jetzt endlich ausformuliert sind. Im Grunde genommen trägt GPL 3 der rasanten Entwicklung von Open-Source-Software Rechnung, die sich von akademischen Spielereien zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. Sie soll laut Stallman nun auch den Weg ebnen zu einer breiten Anwendung in der Firmeninformatik.
Zu den wichtigsten Neuerungen gehört der Umgang mit Patenten. Jeder, der einem GPL-3-Projekt Software zur Verfügung stellt, verpflichtet sich dazu, nie für Patente, die mit dem Code in Zusammenhang stehen, Lizenzgebühren zu erheben. Zudem muss sich gemäss GPL 3 künftig niemand mehr vor Patentrechtsklagen fürchten - eine Klausel, die Deals wie jenen zwischen Novell und Microsoft verhindern soll. «Wer künftig einem Teil seiner Klientel Schutz vor Patentrechtsklagen gewährt wie beim Microsoft-Novell-Vertrag, räumt allen denselben Schutz ein, egal wie sie in den Besitz der Software gekommen sind», erklärt Brett Smith von FSF. Schliesslich ist GPL3 nun auch kompatibel mit der Apache-Lizenz.
Die jüngste GPL steht und fällt mit der Akzeptanz in der Industrie. Unkenrufen zum Trotz scheint diese grösser auszufallen als zunächst angenommen. Nach der Lancierung haben sich unter anderem IBM, Sun Microsystems, Red Hat, Novell und My-SQL zur GPL 3 bekannt.