Studie der Uni Zürich 24.10.2019, 09:54 Uhr

Schweizer Internetnutzer: Grosse Angst vor Überwachung

Mehr als die Hälfte der Internetnutzerinnen und -nutzer in der Schweiz lässt sich von freier Informationssuche oder Meinungsäusserung im Netz abschrecken, weil sie eine Überwachung vermutet. Dies zeigt eine Befragung der Uni Zürich zur Internetnutzung in der Schweiz.
Die vermutete Überwachung im Internet schreckt viele ab, sich online frei zu äussern
(Quelle: Thorben Wengert/pixelio.de)
Wer mit Suchmaschinen recherchiert oder auf Facebook und WhatsApp seine Meinungen äussert, hinterlässt zahlreiche digitale Spuren. Internetnutzerinnen und -nutzer haben das Gefühl, dass diese Spuren zu Überwachungszwecken genutzt werden. Gemäss der Studie der UZH sind 43 Prozent der 1122 befragten Personen der Ansicht, die Online-Überwachung schade der Gesellschaft. Zudem zeigt sich ein grosser Anteil der Schweizer Internetnutzer (45 Prozent) besorgt, dass Unternehmen wie Facebook ihre Privatsphäre online verletzen.
Eine Folge davon ist, dass sich Internetnutzer online einschränken: Mehr als die Hälfte gibt an, dass die mögliche Überwachung sie von freier Informationssuche (59 Prozent) – etwa dem Recherchieren von sensiblen politischen Inhalten – oder vom Äussern von Meinungen, Interessen oder Gefühlen (56 Prozent) abschreckt. «Abschreckungseffekte aufgrund eines Überwachungsgefühls sind demokratiepolitisch bedenklich», betont Michael Latzer, Professor für Medienwandel & Innovation an der Universität Zürich. «Sie bedrohen die Ausübung von Grundrechten und die gesellschaftliche Teilhabe via Internet.»

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Wie nutzen Schweizerinnen und Schweizer das Internet?

Acht von zehn Schweizern nutzen das Internet unterwegs

Die von Latzer und seinem Team zum fünften Mal durchgeführte Befragung zeigt, dass 2019 noch einmal mehr Schweizerinnen und Schweizer online sind als 2017. 92 Prozent der Schweizer Bevölkerung nutzen heute das Internet, bei den unter 50-Jährigen sind es fast 100 Prozent. 80 Prozent der Gesamtbevölkerung sind auch unterwegs online.
Die durchschnittliche Nutzungszeit verdoppelte sich seit 2011 und beträgt heute 25 Stunden pro Woche. 40 Prozent der Offliner profitieren jedoch indirekt vom Internet, indem sie andere für sich recherchieren oder Aufgaben erledigen lassen. Die Anzahl der Nichtnutzer wurde in den letzten acht Jahren mehr als halbiert.  Die Zahl der absoluten Nichtnutzer (ohne Proxynutzer) liegt damit in der Schweiz bei ca. 340'000 Personen. Im Durchschnitt werden die Fähigkeiten im Umgang mit dem Internet seit 2011 relativ gleich eingeschätzt. Frauen beurteilen ihre Internetfähigkeiten schlechter als Männer.

Internet wichtigste Informations- und Unterhaltungsquelle

Das Internet ist 2019 die bedeutendste mediale Informationsquelle in der Schweiz, gefolgt von Zeitung und Fernsehen. Neu liegt es auch für Unterhaltungszwecke auf dem ersten Platz vor dem Fernsehen. Eine Ausnahme bildet die Altersgruppe 70+: Für sie sind Zeitung und Radio immer noch wichtiger.

Autor(in) pd/ jst



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