Studie 05.04.2018, 14:28 Uhr

Verstärkter Krypto-Malware-Befall bei Industrierechnern

Welche Branche hat in Zeiten der Industrie 4.0 mit den meisten Cyberattacken zu kämpfen? Kaspersky Lab registrierte in der zweiten Jahreshälfte 2017 besonders viele Cyberattacken gegen Organisationen aus den Branchen Energie sowie Maschinenbau und Industrie.
Verteilung der Schwachstellen nach ICS-Komponenten
(Quelle: Kaspersky)
Im aktuellen Kaspersky-CERT-Bericht zu Cyberbedrohungen für industrielle Automationssysteme wurden Angriffe analysiert, die sich gegen Automationssysteme und speziell gegen Rechner für industrielle Kontrollsysteme (ICS, Industrial Control Systems) richten.
Mangelnde Cybersicherheit von Industrieanlagen kann zu erheblichen Konsequenzen für Industrieprozesse und den Umsatz führen. Die Experten des Kaspersky ICS CERT zeigen in ihrer aktuellen Analyse die derzeitigen Cybergefahren und Trends für industrielle Systeme auf.
So wurden 38,7 Prozent der analysierten ICS-Rechner der Energiebranche und 35,3 Prozent der industriellen Rechner in den Bereichen Maschinenbau und ICS-Integration in der zweiten Jahreshälfte 2017 mindestens einmal von Malware angegriffen. Die Baubranche verzeichnete im Vergleich zum ersten Halbjahr den höchsten Anstieg. Hier waren 31,1 Prozent aller ICS-Rechner von einem Angriff betroffen.
Automatisierung ist für diese Branche ein noch neues Gebiet. Der Cybersicherheit werde daher noch nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet, warnt Kaspersky. In anderen Branchen wie Nahrungsmittel, Bildung, Gesundheitswesen, Telekommunikation, Industriebeteiligungen, Versorgung und Fertigung lag der Anteil bei knapp unter 30 Prozent. Eine grosse Mehrheit der Angriffe kann dabei als Zufallstreffer gewertet werden.

Energiebranche besonders betroffen

Die Energiebranche ist Vorreiter beim breiten Einsatz von Automatisierungslösungen, und zählt zu den Branchen mit dem höchsten Rechnereinsatz. Moderne Stromnetze gehören zu den ausgedehntesten Systemen miteinander verbundener Industrieanlagen mit vielen Rechnern, die zugleich relativ gefährdet sind. Die Cybersicherheitsvorfälle der vergangenen Jahre sowie verschärfte Auflagen zwingen Strom- und Energiekonzerne zu einer Anpassung der Cybersicherheit ihrer Systeme im Bereich Operative Technologie (OT). Weitere, ernste Probleme der letzten Jahre wurden hier von Zulieferern versursacht.
Evgeny Goncharov ist Leiter des ICS CERT von Kaspersky Lab
Quelle: pd
«Die Ergebnisse unsere Untersuchung attackierter ICS-Rechner aus verschiedenen Branchen haben uns überrascht. So zeigt zum Beispiel der grosse Prozentsatz angegriffener ICS-Rechner bei Unternehmen der Strom- und Energiebranche, dass deren Bemühungen um die Cybersicherheit ihrer Automationssysteme nach einigen schweren Vorfällen nicht ausreichen. Noch sind zahlreiche Schlupflöcher offen für Cyberangreifer», sagt Evgeny Goncharov, Leiter des Kaspersky Lab ICS CERT.

Krypto-Malware bei Industrierechnern angekommen

Auch ICS-Rechner erfahren seit September 2017 verstärkt Angriffe mit Krypto-Malware. Die Experten von Kaspersky ICS CERT führen dies auf den allgemeinen Trend Hype von Bitcom und Co. zurück. Haben schädliche Mining-Aktivitäten zum heimlichen Schürfen digitaler Währungen auf Rechnern im industriellen Umfeld einen bestimmten Umfang erreicht, hat dies negative Auswirkungen auf die Leistung und Stabilität der ICS-Rechner. Von Februar 2017 bis Januar 2018 griff Mining-Malware 3,3 Prozent aller Rechner zur industriellen Automation an. In den meisten Fällen erfolgten die Attacken rein zufällig.
Den kompletten Bericht zu den Cyberbedrohungen für industrielle Automationssysteme findet sich auf dieser Webseite.



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