14.09.2011, 14:35 Uhr

Alles neu macht das iPhone 5

Mit dem iPhone 5 bringt Apple auch das überarbeitete Betriebssystem iOS 5 auf den Markt. Dieses soll insgesamt 200 neue Funktionen aufweisen. Unsere deutsche Schwesterpublikation MacWelt hat die wichtigsten Neuerungen zusammengetragen.
Eine der vielen Neuerungen in iOS 5: die Bearbeitung von gerade gemachten Bildern
Das neue iOS für die beiden iPad-Modelle, fürs iPhone (ab 3GS einschliesslich 4 und 5), für den iPod Touch (ab der dritten Generation) und natürlich für alle kommenden Geräte bietet laut Apple über 200 neue Funktionen. Wie bei Apple üblich liebt es das Unternehmen, mit grossen Zahlen zu beeindrucken. Unter den über 200 neuen Funktionen sind neben echten «Knallern» wie Benachrichtigungszentrale, iMessage oder Erinnerungen natürlich auch auf den ersten Blick kleinere Neuerungen wie Emoji-Symbole, lokales Wetter, neue Klingeltöne und mehr.

Einschnitt: PC-freie Zone

Mit iOS 5 macht Apple einen gewaltigen Schnitt, denn erstmals benötigt der Benutzer keinen PC oder Mac mehr, um die Geräte mit iOS-Updates, Musik, Apps und anderem zu bestücken. Sogar die Erstaktivierung erfolgt per Wi-Fi-Verbindung. Kabel sind passé. iOS 5 wird «PC Free», wie Apple das nennt: Da immer mehr Kunden den Wunsch haben, ihr iPad oder iPhone als einzigen Computer zu nutzen, entfällt sogar die Notwendigkeit der Synchronisation mit iTunes.

Käufer des kommenden iPhone 5 werden die ersten sein, die komplett ohne einen PC auskommen können. Besitzer eines iPhone 4 oder 3GS müssen natürlich bei Verfügbarkeit von iOS 5 das neue Betriebssystem zunächst über iTunes und PC einspielen, schon die Aktivierung erfolgt dann aber ohne PC. Sogar das Backup beim Synchronisieren klappt dank iCloud optional automatisch und ohne PC. Einmal täglich wird bei Wi-Fi-Verbindung ins Internet im Hintergrund verschlüsselt ein Backup an iCloud übertragen. Bei Updates des iOS wird dann auch nicht mehr wie bisher das komplette iOS neu installiert, «Delta-Updates» sind klein, weil sie nur die geänderten Elemente enthalten.

Natürlich lassen sich iOS-Geräte und iTunes weiter abgleichen, auch hier hat Apple endlich einen radikalen Schnitt vollzogen: Der Datenabgleich erfolgt alternativ über eine Wi-Fi-Verbindung mit dem PC. Auch die USB-Option wird vermutlich weiter ihren Sinn haben, sollte das iPhone einmal derart streiken, dass eine «harte» Wiederherstellung nötig wird.

Benachrichtigungszentrale

Als Push-Nachrichten vor zwei Jahren aufkamen, waren sie der letzte Schrei. Per Pop-up informierte das iOS über Termine, Push-News einzelner Apps und so weiter. Inzwischen nervt es die meisten Benutzer, besonders wenn in kurzer Zeit mehrere Nachrichten eintreffen und die normale Arbeit oder ein Spiel stören. Unter iOS 4 gibt es zudem keine zentrale Stelle für die Benachrichtigungen, Apples Apps und die von App-Entwicklern bringen die Nachrichten einfach auf das Display des iPhone.

Unter iOS 5 wird «Benachrichtigungszentrale» eingeführt. Hier kann man sich alle verpassten Meldungen anzeigen lassen und bei Bedarf per Fingertipp die zugehörige App öffnen. Gleichzeitig verbessert Apple die Darstellung der Benachrichtigungen deutlich. So gibt es beispielsweise die «subtilen Benachrichtigungen», die nur dezent am oberen Bildschirmrand eingeblendet werden. Per Tipp landet man in der entsprechenden App. Zudem gibt es endlich eine sinnvolle Übersicht über verpasste Meldungen.

Entwickler müssen ihre Apps offensichtlich nicht für die Nutzung von Benachrichtigungszentrale anpassen, neben den Apps von Apple funktioniert die neue Art der Benachrichtigung bereits in den Vorversionen von iOS 5 mit allen Apps, die Push-Benachrichtigungen unterstützen. Diese elegante Art der Nachrichtendarstellung funktionierte bisher nur mit Jailbreak-Anwendungen wie Mobile Notifier von Peter Hajas. Hajas soll - wie auch ein Top-Entwickler für Notifications von Palm - inzwischen bei Apple angeheuert haben.

iMessage

Wenn es um einen kostenlosen Ersatz für SMS und MMS geht, setzen viele iPhone-Benutzer auf Whatsapp. Die Nachrichten-App nutzt Wi-Fi- und UMTS-Verbindungen und sendet neben Text und Bildern auch Audio, Video, Vcards und Standortinformationen. Whatsapp gibt es für iPhone, Blackberry, Android und Nokia-Smartphones, aber nicht für iPad und iPod Touch. Nun stellt Apple die App iMessage vor, die Whatsapp unter iOS überflüssig machen sollte. iMessage sendet und empfängt Direktnachrichten, die auch Bilder und Videos enthalten können, ist kostenlos und basiert auf zeitgemässer Datenübertragung statt auf alten Mobilfunkstandards wie SMS. Dem Vernehmen nach soll die Einführung von iMessage bei Mobilfunkanbietern nicht für grosse Freude sorgen, gehen hier doch Einnahmen aus SMS und MMS verloren.

Ähnlich wie Facetime nutzt iMessage am iPhone die Telefonnummer des Smartphone als Kennung, optional auch eine E-Mail-Adresse. Auf iPod Touch und iPad wird eine ausgewählte E-Mail-Adresse zur iMessage-ID.

Virtueller Zeitungskiosk

Mit iOS 5 wird ein neuer Bereich im App Store eingeführt. Im «Newsstand» sollen alle Magazine für iPad und iPhone zu finden sein. Dort kann man Titel abonnieren, die sogar automatisch im Hintergrund heruntergeladen werden. Man vermisst aber einige Details: Weder ist klar, in welchem Format die Zeitschriften dort zu finden sein werden, noch, ob Newsstand bisherige Zeitschriften-Apps ergänzen oder ersetzen soll. Aus den bisherigen Informationen lässt sich eher ableiten, dass Newsstand nur für die per In-App-Abo bestellten Magazine zuständig ist und die Inhalte dort zentral zu finden sind.

Neuigkeiten gibt es auch für E-Books: Bereits mit iTunes 10.3 hat Apple endlich den iBookstore in iTunes integriert. Bislang war man gezwungen, etwa bei der Suche nach Büchern die App iBooks zu nutzen, was zumindest am kleinen iPhone-Display recht beschwerlich ist.

iPhone = Digitalkamera

Im Fokus der Apple-Entwickler stand die Fotofunktion von iPhone und Co. Nicht nur soll das im Herbst erwartete iPhone 5 eine nochmals verbesserte Kamera enthalten (und vielleicht später auch das iPad 3) - auch Besitzer eines kompatiblen iPhone können sich freuen, denn mit iOS 5 wird der Benutzer die Kamerafunktion wesentlich einfacher einsetzen können. Das iPhone steht dann kaum noch hinter einer echten Digitalkamera zurück. So startet der Benutzer ab iOS 5 die Kamera-App direkt über einen neuen Knopf auf dem Sperrbildschirm. Auch in der Multitasking-Leiste lässt sich die Kamera jetzt jederzeit starten.

Immer wieder hatte es Foto-Apps im Store gegeben, die den Lautstärkeregler als Auslöser für die Kamera nutzten. Regelmässig lehnte Apple diese Apps ab oder entfernte sie aus dem Store. Nun hat Apple genau diese Funktion ins kommende iOS integriert. Endlich muss man also nicht mehr den digitalen Auslöser auf dem Touchscreen treffen, um den perfekten Schnappschuss zu landen. Stattdessen lassen sich das iPhone wie eine «echte Kamera» halten und Fotos ohne Verrenkungen und Verwackler schiessen.

Darüber hinaus beherrscht die Foto-App ab iOS 5 die rudimentäre Nachbearbeitung von Fotos, also wichtige Funktionen der Bildbearbeitung: Beschneiden, Rote-Augen-Entfernung, Autokorrektur und so weiter.

Surfen und E-Mail

Auch Mo
bile Safari erhält neue Funktionen. So bekommt der Browser die von der Mac- und PC-Version bekannte Reader-Funktion, mit deren Hilfe Webartikel lesefreundlch dargestellt werden, indem nur Text und Bilder übrig bleiben. Zudem hat sich Apple von Anbietern wie Read It Later oder Instapaper inspirieren lassen. Der Browser unter iOS 5 unterstützt eine «Leseliste», bei der man Artikel in einer Art Warteschlange parken kann, um sie später zu lesen. Auf dem iPad unterstützt Safari zukünftig auch Tabs, was paralleles Surfen etwas übersichtlicher machen sollte.

Die Mail-App hat kosmetische Verbesserungen bekommen. Unter iOS 5 lassen sich mehrere Mails markieren und mit einem Etikett kennzeichnen oder als gelesen beziehungsweise ungelesen markieren. Zudem lädt Mail HTML-Mails komplett mit allen Elementen und speichert diese. Damit lassen sie sich öffnen und vollständig anzeigen, auch wenn etwa im Flugmodus keine Internet-Verbindung zur Verfügung steht. Die Zahl der am iPhone angezeigten Mails ist bis iOS 4 auf 200 begrenzt, unter iOS 5 lassen sich bis zu 1000 anzeigen.

Intelligente Aufgabenverwaltung

Vier Jahre hat sich Apple Zeit gelassen, um eine eigene To-do-Verwaltung ins iOS zu integrieren. Nun gibt es die App Erinnerungen. Mit ihr können Nutzer Aufgaben aus Outlook oder iCal mit dem iOS-Gerät abgleichen. Daneben gibt es noch ortsbezogene Erinnerungen: Wer einen bestimmten Ort verlässt oder betritt, wird an eine Aufgabe erinnert, etwa beim Verlassen der Wohnung mit der Meldung «Flugticket dabei?».

Twitter, Apple TV und mehr

Der Kurznachrichtendienst Twitter ist ab iOS 5 fester Bestandteil des Systems. Der Nutzer kann sich in den Systemeinstellungen einloggen und somit verschiedene Systemfunktionen in Kombination mit Twitter nutzen. Beispielsweise kann man aufgenommene Fotos direkt twittern, Webseiten aus Safari heraus an seine Follower weiterleiten oder Youtube-Filme und Maps-Standorte mit anderen per Twitter teilen. Auch Apple TV 2 bekommt iOS 5, bezieht Musik und Fotos aus iCloud und unterstützt Bildschirmsynchronisation über Air Play am iPad 2. Damit lässt sich der Bildschirminhalt des iPad sogar drahtlos auf einen HDTV-Fernseher streamen.

Neben den genannten Highlights bietet iOS 5 zahlreiche weitere Verbesserungen. Ab Herbst gibt es das System für alle, die über ein kompatibles iOS-Gerät verfügen, sowie für die erwarteten neuen iOS-Geräte.

iPhone ohne PC und Mac einrichten

Wer sich aktuell ein iOS-Gerät neu kauft, benötigt einen Windows-PC oder Mac, um das Gerät überhaupt in Betrieb nehmen zu können. Erst nachdem iOS-Gerät und PC verbunden sind und iTunes gestartet wurde, werden iPod Touch und iPad «freigeschaltet». Am iPhone wird über iTunes und die Verbindung zu Apples Servern zudem die Aktivierung des Telefons erst ermöglicht.

Mit iOS 5 ändert sich das grundlegend für die iOS-Geräte, die das neue Betriebssystem nutzen können, natürlich auch für zukünftige. Optional lässt sich die komplette Aktivierung, Einrichtung und Verwaltung auch erledigen, wenn kein PC im Haus vorhanden ist. Beim ersten Start von iPhone & Co. landet der Benutzer auf einem neuen Startscreen, mit «slide to setup» (zum Einrichten entriegeln) startet der Prozess. Das gilt natürlich nur für kommende iOS-Geräte, sie werden ja bereits mit iOS 5 vorinstalliert ausgeliefert. Besitzer von aktuellen Geräten müssen traditionell zunächst iOS 5 bei dessen Verfügbarkeit per iTunes-Verbindung laden, können dann aber die Verbindung zum PC trennen.

In den nächsten Schritten sind Sprache und Land zu wählen. Damit die Aktivierung klappt, benötigt das iPhone eine Verbindung ins Internet. Da zu diesem Zeitpunkt die Datenverbindung über UMTS noch nicht aktiv ist, sucht das Gerät im nächsten Schritt Verbindung zu einem Wi-Fi-Netzwerk. Das kann zu Hause sein, natürlich auch in einem Internet-Café unterwegs. Am iPhone erfolgt dann per Wi-Fi-Verbindung die Aktivierung der Telefonfunktion, am iPad mit UMTS-Unterstützung die Aktivierung der Datenfunktion. Am iPod Touch wird der Schritt ob der fehlenden Mobilfunkoption natürlich übersprungen.

Zur Konfiguration stehen dem Benutzer jetzt drei Wege zur Wahl: Per iTunes-Verbindung lassen sich Daten, Musik, Apps & Co. wie bisher auf das iOS-Gerät übertragen, das iPhone wird gewohnt eingerichtet. Alternativ lässt sich das Gerät - ohne PC-Verbindung - mit der Option «Als neues iPhone konfigurieren» komplett neu aufsetzen. Setzt der Benutzer zum Backup seines alten iPhone schon iCloud ein und will die Daten nun am neuen iPhone übernehmen, wählt er «Von iCloud-Backup». Dieser Schritt entspricht im Prinzip dem unter iOS 4, wenn ein neues Gerät eingerichtet wurde. Am Ende der Einrichtung bot und bietet iTunes hier an, das neue iPhone aus dem Backup des alten Modells zu konfigurieren.

Wer noch über keine Apple-ID verfügt, kann sie im nächsten Schritt einrichten, alternativ kann sich der Benutzer jetzt mit seiner bestehenden Apple-ID anmelden. Die Einrichtung ist damit abgeschlossen. Apple hat den Schnitt endlich vollzogen, PC und iTunes sind nicht mehr zwingend notwendig. In der Übergangsphase wird der Weg über iTunes von Besitzern aktueller iOS-Geräte noch genutzt werden müssen, einmal unter iOS 5, lassen sich die Kabel dann kappen. Optional kann der traditionelle Weg über iTunes und PC aber weiter genutzt werden.

«Delta-Updates»

Damit eine PC-lose Benutzung der iOS-Geräte funktioniert, muss natürlich auch die Möglichkeit bestehen, iOS-Updates ohne Hilfe von iTunes zu laden. Mit iOS 5 führt Apple sogenannte «Delta-Updates» ein. Wie am PC wird nicht ein komplett neues System installiert, das Update enthält nur die veränderten oder neuen Dateien - ist also kleiner. Auf iPhone & Co. lassen sich Updates über «Einstellungen > Allgemein > Softwareaktualisierung» ab iOS 5 ganz einfach und ohne PC erledigen.

Synchronisation

Damit das PC-freie Leben klappt, musste Apple ferner die Synchronisation samt Backup neu konzipieren. Wer Synchronisation und Backup wie bisher durchführen möchte, kann das weiterhin tun - per USB-Kabelverbindung mit iTunes. Optional kann das auch ohne Kabel erfolgen, in iTunes gibt es bei angeschlossenem iOS-Gerät unter iOS 5 die Option «Synchronisation über Wi-Fi». Ist die gewählt und befindet sich das iOS-Gerät an der Stromversorgung, wird die Synchronisation per Wi-Fi durchgeführt. Der dritte Weg führt PC-los über iCloud.

Töne und mehr

Während Benutzer unter iOS 4 lediglich den Klingelton und den für SMS frei wählen können, wird es unter iOS 5 die freie Wahl für diverse Aktionen geben. So klingen eingehende Mails anders als Kalenderhinweise. Das Feature wird schon lange von vielen Benutzern gefordert, bisher musste dazu ein Jailbreak vorgenommen werden. Auch bei den Bedienungshilfen wird es Neues geben. iOS 5 kann Text vorlesen, für Menschen mit Hörproblemen lässt sich bei eingehenden Nachrichten der LED-Blitz auslösen. Zudem kann man den Kontakten individuelle Vibrationsmuster zuordnen.

Texteingabe

Die Texteingabe am iPhone ist schon ob des kleinen Displays nicht wirklich einfach. Mit iOS 5 führt Apple aber einige Verbesserungen und Hilfen ein, die die Nutzung erheblich vereinfachen. Wer Schwierigkeiten bei der Nutzung der Umlaute hat (Finger auf einen Vokal halten und dann den Umlaut wählen), der ändert unter iOS 5 die «Software-Tastaturbelegung» einfach von der voreingestellten «QUERTZ» auf «Deutsch». Dann stellt die Tastatur die deutschen Umlaute gleich dar. Emoji-Symbole, jene kleinen Grinsemännchen, die viele SMS und Mails zieren, gibt es ab iOS 5 mit dem System dazu. Sie sind in den Einstellungen als zusätzliche Tastatur zu wählen und stehen dann zur Verfügung. In den Einstellungen zu «Tastatur» lassen sich unter iOS 5 zudem Kurzbefehle festlegen, etwa Textkürzel. Der Benutzer tippt dann einfach den Kurzbefehl ein, iOS 5 setzt den kompletten zugehörigen Text ein. Für Benutzer eines iPad bietet sich zudem eine teilbare Tastatur, die bei der Texteingabe freien Blick auf den Text bietet. Die gibt es natürlich nicht für iPhone und iPod Touch.



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