20.02.2015, 13:32 Uhr

NSA im Besitz von SIM-Karten-Codes - Schweiz ev. betroffen

Neuste Snowden-Enthüllung: Die NSA soll im Besitz von Verschlüsselungscodes des weltgrössten SIM-Karten Herstellers Gemalto sein. Dieser liefert auch an die drei grossen Schweizer Telcos.
Auch 2015 gehen die Snowden-Enthllungen weiter. Die Webseite The Intercept berichtet, dass sowohl die NSA wie auch sein britisches Pendant GCHQ Verschlüsselungscodes für SIM-Karten gestohlen haben. Die Codes seien auf dem Weg vom SIM-Karten-Hersteller Gemalto ? der Marktführer in diesem Segment ? und den Netzbetreibern abgefangen worden.

Gemalto beliefert Schweizer Telkos

Stimmt die Nachricht, könnte auch die Schweiz betroffen sein. Swisscom bezieht ihre Karten unter anderem von Gemalto. Man kläre ab, ob und in welcher Form die an Swisscom gelieferten SIM Karten betroffen sind, heisst es auf unsere Nachfrage. Bisher habe man keine Anzeichen für eine Infiltrierung gefunden. Auch Orange zählt Gemalto zu den Lieferanten. «Orange ist bezüglich der SIM-Kartensicherheit mit Gemalto in Kontakt, ob Sicherheitslücken bestehen könnten», sagt Sprecherin Therese Wenger. Es würde zudem die Möglichkeit bestehen, zukünftig auf Gemalto als Lieferanten zu verzichten.Bei Sunrise klingt es ähnlich: «Wir beziehen SIM-Karten von Gemalto. Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass Verschlüsselungscodes für die von uns verwendeten SIM-Karten betroffen sein könnten. Wir nehmen Sicherheitsfragen sehr ernst, und unsere Experten beobachten und analysieren das Geschehen genau. Sie sind dabei auch im direkten Kontakt mit den SIM-Karten-Herstellern, um bei Bedarf allfällige notwendige Schritte einzuleiten.» Cablecom derweil bezieht keine Karten von Gemalto.  Sollte die NSA tatsächlich im Besitz der Verschlüsselungscodes sein, können sie problemlos sämtliche Handy-Kommunikation überwachen und Daten anzapfen. Die Codes sind eigentlich dazu vorgesehen, einzelne Telefone im Netz eindeutig identifizieren zu können. Gemalto äussert sich in einem Statement mit den Worten: «Wir nehmen diese Veröffentlichungen sehr ernst und werden alle nötigen Ressourcen aktivieren, um die Vorkommnisse umfassend aufzuklären.»

Gemalto grossflächig überwacht?

Wie die NSA in den Besitz der Daten gekommen ist, ist fraglich. Es wird vermutet, dass Gemalto-Mitarbeiter überwacht und deren persönliche Kommunikation abgefangen wurde. Die Aktion soll bereits im Jahr 2010 stattgefunden und 3 Monate gedauert haben. Gemalto produziert jährlich gemäss eigenen Angaben etwa 2 Milliarden SIM-Karten und versorgt damit rund 450 Netzbetreiber weltweit. Nebst Gemalto sollen gemäss den Snowden-Dokumenten auch andere SIM-Karten-Hersteller vom Datendiebstahl betroffen gewesen sein. NSA und GCHQ äusserte sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Belege, dass die Geheimdienste tatsächlich im Besitz der Codes sind und die Daten missbraucht haben, gibt es bislang nicht.



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