07.10.2014, 14:40 Uhr
VMware Workstation 11 im Test
VMware präsentiert die neue VMware Workstation 11. Die Desktop-Virtualisierungs-Software wartet mit zahlreichen Features wie USB-3.0- und EFI-Support sowie eine erweiterte Unterstützung von Gast-Betriebssystemen auf. Was die WMware Workstation 11 wirklich leistet, zeigt unser Test.
Für Software-Hersteller ist es ein einträgliches Geschäft, jedes Jahr eine neue Version herauszubringen. Diese Unsitte hat offenbar auch bei VMware Einzug gehalten - zumindest, wenn es um die für den Desktop-Betrieb konzipierte Workstation-Software geht. Denn erschien von diesem Virtualisierungsprodukt noch bis zur Version 8 lediglich alle zwei Jahre ein Major-Release, wirft VMware inzwischen rund alle 12 Monate eine neue Fassung auf den Markt. Auch im Herbst 2014 beglückt uns VMware wieder mit einem solchen «Major-Release» seiner Workstation-Software. Mit dieser hält eine aktualisierte virtuelle Hardware in Form der sogenannten «Version 11» Einzug. Darin enthalten ist die Unterstützung für die modernen Host-Prozessorarchitekturen Haswell und Broadwell von Intel sowie Jaguar und Steamroller von AMD. Den für die USB 3.0-Unterstützung relevanten virtuellen xHCI (eXtensible Host Controller Interface) -Controller bringt VMware im Zuge dessen auf den aktuellen Stand 1.0 der Intel-Spezifikation. In der Praxis wirke sich dies in höherer Geschwindigkeit und mehr Stabilität beim Umgang mit USB 3.0-Geräten aus. Ebenfalls Bestandteil der virtuellen Hardware-Version 11 ist die Option, die Grösse des Grafikspeichers für jede VM separat einzustellen. Sinnvoll kann das beispielsweise dann sein, wenn auf dem physischen Host zahlreiche virtuelle Maschinen laufen, von denen einige sehr hohe Grafikspeicher-Anforderungen aufweisen. Die individuelle Steuerung dieses Speicherbereichs soll zu einer effizienteren Arbeitsspeichernutzung des Host-Systems führen. Nächste Seite: EFI für virtuelle Maschinen
EFI für virtuelle Maschinen
Ein weiteres Merkmal, das VMware als grosse Neuerung seiner jüngsten Workstation-Inkarnation herausstellt, ist die Unterstützung für EFI (Extensible Firmware Interface) innerhalb einer virtuellen Maschine - als Alternative zum althergebrachten BIOS. Die Entscheidung, ob eine virtuelle Maschine mit EFI- oder BIOS-Firmware bestückt werden soll, lässt sich bei der neuen Version von VMware Workstation bequem über den grafischen Assistenten bei der Erstellung einer neuen VM in den erweiterten Optionen einstellen. Daraufhin ist es am Gast-Betriebssystem, sich darauf einzustellen. Unterstützt werden neben diversen Windows-Varianten die üblichen Linux-Distributionen. In unserem Test klappte das mit der x64-Ausführung von Windows 8.1 problemlos - praktischerweise selbst dann, wenn der physische Host mit einem BIOS zu Werke geht und EFI gar nicht kennt.
Nachdem einige technologische Vorteile der EFI- gegenüber der BIOS-Technologie wie zum Beispiel der modulare Aufbau dieser Firmware in einer virtuellen Umgebung keine Rolle spielen, sprechen in diesem Umfeld andere Faktoren für den BIOS-Nachfolger. Allen voran erlaubt es EFI, auf der Festplatte eine GUID Partition Table (GPT) anstelle eines MBR (Master Boot Record) zu verwenden. Nützlich ist das für entsprechend konfigurierte virtuelle Maschinen etwa aus folgenden Gründen: Beim GPT-Schema lassen sich unendlich viele - unter Windows bis zu 128 - primäre Partitionen auf einer Festplatte erstellen, während bei MBR maximal vier primäre Partitionen möglich sind. Ausserdem kennt GPT keine störende Limitierung auf eine maximale Partitionsgrösse von 2 Terabyte, da diese bis zu 18 Exabyte gross sein dürfen. Nächste Seite: Ein bisschen eine Mogelpackung
Ein bisschen Mogelpackung
Damit endet aber auch schon die Freude über die EFI-Unterstützung in virtuellen Maschinen bei der neuen Version von VMware Workstation. Denn bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus: Diese Funktion ist alles andere als neu. Schnell fördert die Suchmaschine der Wahl zutage, dass VMware dieses Merkmal bereits mit der Version 8 seines Workstation-Produkts eingeführt hat. Seitdem braucht lediglich die Zeile firmware = "efi" in die VMX-Konfigurationsdatei einer virtuellen Maschine aufgenommen zu werden, damit diese mit der EFI- statt der BIOS-Firmware arbeitet. Ein Prüflauf mit der im Jahr 2013 erschienenen Vorgängerversion Workstation 10 zeigt: Ist die VMX-Datei entsprechend erweitert, führt die Auswahl des Eintrags "Power On to BIOS" aus dem Untermenü "Power" im Menü "VM" auch bereits in dieser Version der Software dazu, dass die VM die EFI-Firmware verwendet. Grafikspeicher pro virtuelle Maschine: Die neue Version von VMware Workstation erlaubt es, die Grösse des Grafikspeichers für jede VM individuell festzulegen.Grafikspeicher pro virtuelle Maschine: Die neue Version von VMware Workstation erlaubt es, die Grösse des Grafikspeichers für jede VM individuell festzulegen.Grafikspeicher pro virtuelle Maschine: Die neue Version von VMware Workstation erlaubt es, die Grösse des Grafikspeichers für jede VM individuell festzulegen.
Neu im Herbst-2014-Release der Workstation-Software ist also lediglich die Möglichkeit, diese Vorgabe bei der assistentengestützten Erstellung einer neuen virtuellen Maschine und somit in der grafischen Oberfläche zu treffen. Ausserdem lässt sich dieses Merkmal über die erweiterten Optionen in den Einstellungen einer VM aktivieren. Das war es jedoch bereits. Aus welchem Grund VMware die EFI-Unterstützung in virtuellen Maschinen daher als eines der Top-Features (!) seiner neuen Version von VMware Workstation herausstellt, bleibt unverständlich. Nächste Seite: Lust und Frust
Lust und Frust
Auch in anderer Hinsicht erweist sich die EFI-Unterstützung in der neuen Version von VMware Workstation eher als Ärgernis. Denn die EFI-Technologie ist Voraussetzung für das Secure Boot, das beispielsweise von Windows 8 und Windows Server 2012 unterstützt wird. Dieses Verfahren bewirkt, dass während des Boot-Prozesses nur vertrauenswürdige Startkomponenten geladen werden können, um Rootkits den Garaus zu machen. Secure Boot in einer virtuellen Maschine austesten und so Erfahrungen im Umgang mit dieser Technik sammeln zu können, würde einen echten Pluspunkt für ein Virtualisierungsprodukt bedeuten.
Im Test scheiterten jedoch alle Versuche, Secure Boot bei der neuen Version von VMware Workstation zu nutzen. Ein entsprechender "Secure Boot Mode"-Eintrag im EFI-Konfigurationsmenü fehlte - respektive eine EFI-Firmware, die die entsprechenden Routinen implementiert hat. Solange VMware diese Funktion nicht nachreicht, ist der vermeintliche Vorteil der EFI-Technologie für virtuelle Maschinen dahin. Wie es besser geht, zeigt Microsoft mit seiner kostenlosen Hyper-V-Technologie: Mit Windows Server 2012 R2 als Host besteht die Möglichkeit, virtuelle Maschinen vom Typus der "Generation 2" zu erstellen, die die EFI- anstatt der BIOS-Firmware verwenden und dabei aber auch Secure Boot unterstützen. Nächste Seite: Evolution auf kleiner Flamme
Evolution auf kleiner Flamme
Die Liste der übrigen Neuerungen, die VMware in seiner Beschreibung für das Herbst-2014-Release seiner Workstation-Software aufführt, fällt recht überschaubar aus. Beispielsweise ist von einer besseren Stabilität, Anwendungskompatibilität und Bedienerfreundlichkeit die Rede, ohne dass der Hersteller das weiter erläutert.
Von echtem Nutzen hingegen könnte die Beschleunigung von Suspend- und Resume-Operationen virtueller Maschinen sein, sofern diese mit der virtuellen Hardwareversion 11 oder höher agieren. Dazu ist die VMX-Konfigurationsdatei der jeweiligen Virtuellen Maschine um die beiden Zeilen mainMem.save.vmem="FALSE"checkpoint.compressDumper="TRUE" zu erweitern. Laut Hersteller sollen sich durch diese leistungssteigernde Massnahme die Ladezeiten zwischen 20 und 60% verkürzen. Allerdings hat VMware dieses Feature derzeit noch als experimentell klassifiziert, sodass es möglicherweise nicht immer wie vorgesehen funktioniert. Des Weiteren will der Hersteller den Unity-Modus auf Windows-8.x-Hosts im Zusammenspiel mit dem Kachel-Startbildschirm und Windows-8.x-VMs verbessert haben. Inwieweit dieses "Nice to have"-Merkmal eine echte Praxisrelevanz besitzt, dürfte vom Einzelfall abhängen, schliesslich erfreut sich die Kacheloberfläche von Microsoft keiner grossen Beliebtheit. Generell hat VMware die Unterstützung für Gast-Betriebssysteme auf den neuestens Stand gebracht. Ausdrücklich genannt werden Ubuntu, Fedora, RHEL und OpenSUSE. Experimentell lässt sich die Betaversion der hauseigenen Servervirtualisierungslösung vSphere 6 als Gastbetriebssystem einsetzen. Ferner ist davon auszugehen, dass das Herbst-2014-Release von VMware Workstation mit der Betaversion von Windows 10 zurechtkommen wird - und zwar als Gast- und als Host-Betriebssystem. Im Test war dies jedoch noch nicht der Fall, da Microsoft bis zum Ende dieses Tests keine Betaversion des Windows-8-Nachfolger öffentlich zugänglich gemacht hat. Dementsprechend war Windows 10 bei dem von uns zum Test verwendeten "VMware Workstation Technology Preview 2014 June Release" noch nicht als unterstütztes Gast-Betriebssystem aufgeführt. Nächste Seite: Fazit
Von echtem Nutzen hingegen könnte die Beschleunigung von Suspend- und Resume-Operationen virtueller Maschinen sein, sofern diese mit der virtuellen Hardwareversion 11 oder höher agieren. Dazu ist die VMX-Konfigurationsdatei der jeweiligen Virtuellen Maschine um die beiden Zeilen mainMem.save.vmem="FALSE"checkpoint.compressDumper="TRUE" zu erweitern. Laut Hersteller sollen sich durch diese leistungssteigernde Massnahme die Ladezeiten zwischen 20 und 60% verkürzen. Allerdings hat VMware dieses Feature derzeit noch als experimentell klassifiziert, sodass es möglicherweise nicht immer wie vorgesehen funktioniert. Des Weiteren will der Hersteller den Unity-Modus auf Windows-8.x-Hosts im Zusammenspiel mit dem Kachel-Startbildschirm und Windows-8.x-VMs verbessert haben. Inwieweit dieses "Nice to have"-Merkmal eine echte Praxisrelevanz besitzt, dürfte vom Einzelfall abhängen, schliesslich erfreut sich die Kacheloberfläche von Microsoft keiner grossen Beliebtheit. Generell hat VMware die Unterstützung für Gast-Betriebssysteme auf den neuestens Stand gebracht. Ausdrücklich genannt werden Ubuntu, Fedora, RHEL und OpenSUSE. Experimentell lässt sich die Betaversion der hauseigenen Servervirtualisierungslösung vSphere 6 als Gastbetriebssystem einsetzen. Ferner ist davon auszugehen, dass das Herbst-2014-Release von VMware Workstation mit der Betaversion von Windows 10 zurechtkommen wird - und zwar als Gast- und als Host-Betriebssystem. Im Test war dies jedoch noch nicht der Fall, da Microsoft bis zum Ende dieses Tests keine Betaversion des Windows-8-Nachfolger öffentlich zugänglich gemacht hat. Dementsprechend war Windows 10 bei dem von uns zum Test verwendeten "VMware Workstation Technology Preview 2014 June Release" noch nicht als unterstütztes Gast-Betriebssystem aufgeführt. Nächste Seite: Fazit
Fazit
Wie schon bei der jüngsten Version 10 fallen die Neuerungen zur Vorgängerversion auch im Herbst-2014-Release der Workstation-Software relativ bescheiden aus. Hier und da ein wenig mehr Geschwindigkeit und eine Unterstützung für aktuellere Betriebssystem-Gäste - so lassen sich die Neuerungen mehr oder weniger zusammenfassen. Einen faden Geschmack, zumindest bei der von uns getesteten Preview-Version der Workstation-Software, die auf den Juni 2014 datiert war, hinterlässt die EFI-Unterstützung in Virtuellen Maschinen. Warum VMware eine Funktion als Hauptneuerung vermarktet, die schon seit Jahren vorhanden und jetzt lediglich grafisch konfigurierbar ist, erschliesst sich uns nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hersteller die Chance, im Zuge dessen Secure-Boot-Experimente in Virtuellen Maschinen zu ermöglichen, ungenutzt verstreichen lässt.
Unter dem Strich bleibt somit leider Folgendes festzuhalten: An den einst riesigen technologischen Vorsprung, den der VMware-Primus gegenüber kostenlosen Konkurrenten wie Microsoft Hyper-V und Oracle VirtualBox früher einmal hatte, kann der Hersteller mit der neuen Version auch dieses Mal nicht anknüpfen. Stattdessen enthält auch dieses vermeintliche Major-Release von VMware Workstation nur noch Minor-Neuerungen, für die der Kunde voraussichtlich empfindlich zur Kasse gebeten wird: Zwar hat VMware zum Kaufpreis für das Herbst-2014-Release seiner Workstation-Software bis zum Ende dieses Tests noch keine Angaben gemacht. Sollte der Kaufpreis für die Vollversion jedoch derselbe sein wie bei der Vorgängerversion Workstation 10, dann werden wieder 225 Euro fällig - ein Preis, den wohl nur eingefleischte Fans der Software berappen dürften. Die meisten anderen Anwender sind nach wie vor mit den kostenlosen Virtualisierungssoftware-Offerten von Microsoft und Oracle deutlich besser bedient.