24.06.2009, 11:54 Uhr
Kein Supercomputer aus der Cloud
Auch in Zeiten des Cloud Computing bleiben Supercomputer stationäre Installationen. Nach Meinung von Experten wird sich daran auch nichts ändern.
Die schnellsten Computer der Welt führen heute Billiarden Gleitkommaberechnungen in der Sekunde durch. Eine vergleichbare Leistung kann nach Ansicht des Computerwissenschaftlers Professor Thomas Sterling von der US-amerikanischen Louisiana State University mit Cloud Computing nicht erreicht werden. Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die Kapazitäten dieser Grössenordnung benötigten, seien auf Rechenanlagen vor Ort angewiesen. Sterling zufolge könnten Computer in der Cloud nicht derart synchron zusammengeschaltet werden, dass sie die Leistung eines Supercomputers erreichen würden.
Das Interesse an Hochleistungsrechnern sei ungebrochen, konstatierte Professor Hans Meuer, Mitbegründer der Internationalen Supercomputer Konferenz, an der Veranstaltung in Hamburg. Dies dokumentierte auch die Rekordteilnehmerzahl von über 1600 Fachbesuchern. Den Zulauf in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bezeichnete Meuer als «ISC-Wunder von Hamburg».
Keine Leistungsgrenze in Sicht
Obgleich es keine Änderung an der Spitze der Supercomputer-Weltrangliste gab, steht die Entwicklung bei den Hochleistungsrechnern auch in Krisenzeiten nicht still. Professor Sterling sieht im ersten Jahr nach dem Knacken der Petaflops-Grenze immer mehr Rechner im Markt, die auf der neuen Generation der Multicore-Prozessoren mit vier Kernen und mehr basieren.
Chiplieferant für diese Systeme ist vielfach Intel, weiss Richard Dracott, General Manager High Performance Computing beim weltgrössten Halbleiterhersteller: «80 Prozent der Top-500-Systeme basieren auf der Intel-Plattform», sagte Dracott an einer Medienkonferenz in Hamburg. Von Zwischenspeichern auf SSD-Basis (Solid State Disc) versprach der Intel-Manager einen weiteren Leistungsschub im HPC-Bereich (High Performance Computing).
HPC bedienen wie Windows
Technischen Fortschritt zugunsten des Anwenders versprach Vince Mendillo, HPC Director Marketing bei Microsoft von der HPC-Version von Windows Server. Administratoren könnten damit auch Supercomputer mithilfe gewohnter Tools auf der Windows-Oberfläche verwalten. Auch seien Standardanwendungen unter dem Standardbetriebssystem lauffähig, was die Entwicklungskosten drücke.
Microsofts Argumente für Windows HPC Server haben fünf Supercomputerbesitzer in der Top-500-Weltrangliste überzeugt - fast 390 Systeme laufen mit Linux. Von einem verschwindend geringen Marktanteil will Mendillo aber nichts wissen: «Unser Fokus ist nicht die Höchstleistung, sondern der Massenmarkt.». Mit «Dawning 5000A» im Shanghai Supercomputer Center auf dem 15. Weltranglistenplatz beweise Microsoft, dass Windows aber auch in der Spitzengruppe mithalten kann.