Swiss Venture Capital Report 14.07.2020, 09:55 Uhr

Startup-Finanzierung bleibt trotz Corona-Krise auf hohem Niveau

Die Corona-Krise tangierte die Finanzierungstätigkeit von Schweizer Start-ups offenbar kaum. Gemäss dem aktuellen «Swiss Venture Capital Report» blieben die Investments in hiesige Jungunternehmen im ersten Halbjahr 2020 nach wie vor auf hohem Niveau.
(Quelle: Unsplash / Sharon McCutcheon)
Die Finanzierungen von Schweizer Start-ups sind trotz der Coronakrise auf hohem Niveau geblieben. Zwar nahmen die Engagements von ausländischen Investoren ab, allerdings sprangen Schweizer Kapitalgeber in die Bresche. Die investierte Gesamtsumme fiel wegen ausgebliebener «Megafinanzierungsrunden» allerdings unter dem Rekordjahr 2019 aus.
In den ersten sechs Monaten wurden insgesamt gut 760 Millionen Franken in Schweizer Startups investiert, wie dem am Dienstag publizierten «Swiss Venture Capital Report» der Investorenvereinigung Seca und des Newsportals «startupticker.ch» zu entnehmen ist. Das war mehr als in den Vergleichszeiträumen der Jahre 2016 bis 2018, lag aber rund 36 Prozent unter dem Wert des starken Jahres 2019. 

Mehr Finanzierungsrunden 

Zudem nahm die Anzahl der Finanzierungsrunden im erstem Semester 2020 ungeachtet der Coronavirus-Pandemie klar zu: Insgesamt gab es von Januar bis Juni 105 solcher Runden und damit 20 mehr als noch im gleichen Vorjahreszeitraum. Der mittlere Wert (Median) der Investments lag bei 3,9 Millionen Franken und lag damit gut 20 Prozent über dem Vorjahr. 
Die Schweiz habe sich damit gegen den internationalen Trend mit abnehmenden Summen und weniger Finanzierungsrunden gestemmt, erklärte Stefan Kyora von «startupticker.ch» an einer Medienpräsentation. Laut internationalen Erhebungen hat die Zahl der Investments in Nord- und Westeuropa im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 40 Prozent abgenommen, die Gesamtsumme des investierten Kapitals ging um etwa 18 Prozent zurück. 

Schweizer Investoren legen zu

Deutlich rückläufig war bei den Schweizer Finanzierungen insbesondere der Anteil der US-Gelder, wie Co-Autor Thomas Heimann von der Seca erklärte: Die USA waren in den vergangenen zehn Jahren mit über einem Drittel der Gesamtsumme bedeutendster Investor gewesen, im ersten Halbjahr 2020 lag der Anteil der US-Investoren nur noch bei 25 Prozent. 
Derweil entwickelten sich die Schweizer Kapitalgeber im ersten Halbjahr 2020 zur bedeutendsten Investorengruppe mit fast der Hälfte der investierten Gelder, nachdem dieser Anteil in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt nur bei knapp einem Viertel gelegen hatte. Die zunehmende Bedeutung der Schweiz sei wohl mit den in den letzten Jahren entstandenen neuen Risikokapital-Fonds zu erklären, sagte Heimann. 

Weniger Megafinanzierungen 

Die Zurückhaltung der internationalen Investoren dürfte auch mit dem Ausbleiben der «Megafinanzierungsrunden» zusammenhängen, bei denen gerade die US-Investoren in der Vergangenheit sehr bedeutend waren. Im ersten Semester 2019 hatte es noch drei Finanzierungsrunden im dreistelligen Millionenbereich gegeben. Im ersten Halbjahr 2020 kam die schweizweit grösste Finanzierungsrunde dagegen noch auf 77 Millionen: Es handelte sich um das Zürcher IT-Unternehmen Scandit. Fast ebenso viel Geld (73 Millionen) wurden in die auf CO2-«Filterung» spezialisierte Climeworks investiert. 
Spürbar waren die Auswirkungen von Lockdown und Reisebeschränkungen dagegen bei den «Exits» – Firmenverkäufe oder Börsengänge seien in den Monaten April und Mai wegen des Lockdowns und der Reisebeschränkungen fast zum Erliegen gekommen, so Heimann. Dank eines guten Starts ins Berichtsjahr gab es aber immer noch 21 «Exits» – 20 Verkäufe und ein IPO - und damit so viele wie im Schnitt der Vorjahre. 

Investoren optimistisch 

In einer Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern gaben die Schweizer Investoren ebenfalls an, ihre Investmenttätigkeit trotz Corona-Krise fast ungebremst aufrechterhalten zu haben. Gleichzeitig erklärten drei Viertel der Investoren aber auch, dass die Bewertungen der Startups im Vergleich mit den «Vor-Pandemie»-Niveaus gefallen seien. 
Insgesamt rechnen die befragten Schweizer Investoren damit, im laufenden Jahr keine Abstriche bei ihrer geplanten Investitionstätigkeit zu machen. Zudem war die klare Mehrheit der Befragten der Auffassung, dass die Startup-Finanzierung in der Schweiz schon 2021 auf das Rekordniveau von 2019 zurückkehren werde.



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