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24.06.2022, 09:00 Uhr
Komax legt mit Cloud-ERP Grundstein für innovative Kundenservices
Digitalisierung bedeutet für die Schweizer Technologiegruppe Komax die Transformation vom Maschinenbauer zu einem Lösungsanbieter. Damit dies gelingt, hat der Marktführer der automatisierten Kabelverarbeitung jetzt seine ERP-Landschaft grundlegend modernisiert.
Kabel sind die Nervenbahnen von Maschinen und Geräten. 1.500 Stück allein befinden sich in einem modernen Elektro-Kfz mit einer Gesamtlänge von dreieinhalb Kilometern. Die Verkabelungen sind dabei genauso individuell wie die Kundenwünsche, nach denen Neuwagen heute gebaut werden. Für einen Mittelklassewagen ergeben sich daraus 50 Millionen Varianten mit je 2.800 Verbindungen. Jede einzelne muss absolut fehlerfrei funktionieren. Das Resultat: ein Kabelbaum von rund 40 Kilo Gewicht.
Lösungen für die Kabelverarbeitung, wie diese, sind die Kernkompetenz von Komax. Der Hersteller mit Sitz in Dierikon im Schweizer Kanton Luzern sorgt mit seinen Maschinen für dauerhafte und sichere Kabelverbindungen zur Übermittlung von Strom und Daten. Das Know-how von Komax kommt ausser im Automotive auch in weiteren Bereichen wie der Industrie, im Flugzeugbau und in der Tele- und Datenkommunikation zum Einsatz.
Automatisierte Kabelverarbeitung steigert die Qualität
Die Fertigung der Kabelbäume erfolgt teilweise automatisiert. Dadurch sinkt die Fehlerquote, die Produktionszeit verkürzt sich und die Sicherheit nimmt zu. «Dank unserer innovativen Maschinen haben wir uns in unserem Segment über viele Jahre als Markt- und Technologieführer behauptet» erläutert Tobias Rölz, Executive Vice President Market & Digital Services bei Komax. «Doch um diese Position halten zu können, müssen wir uns weiterentwickeln: In Zukunft wird es darauf ankommen, die ganze Wertschöpfungskette beim Kunden im Blick zu haben – vom Design des Kabelbaums bis hin zu den Services beim Einsatz unserer Maschinen.» Es genüge nicht mehr, innovative Maschinen zu entwickeln, sondern es werde darum gehen, innovative Lösungen anzubieten.
Cloud-basiertes ERP-System als Basis für innovative Folgeprojekte
Aus technologischer Sicht kann dies für Komax nur eines bedeuten: Das Erstellen eines digitalen Zwillings, um alle Informationen zu den Maschinen mit ihren Bauteilen und Prozessen jederzeit digital verfügbar zu haben. «Uns war klar, dass dies nur mit einer hochmodernen internen Systemlandschaft machbar war», erklärt Rölz. Deshalb rief Komax in kurzer Folge gleich zwei digitale Transformationsprogramme ins Leben:
- Den Beginn machte die SMART FACTORY by KOMAX, das externe Transformationsprojekt zur Realisierung innovativer vernetzter Lösungen für die Komax-Kunden.
- Darauf aufbauend folgte das interne Transformationsprojekt Smart Digital Komax. Ziel dieses Programms ist, die Systemlandschaft der Komax grundlegend zu modernisieren «Das ERP ist der Dreh- und Angelpunkt für alle Prozesse», führt Rölz aus. «Denn alle Maschinendaten – von der Konfiguration bis zu den verwendeten Bauteilen sind dort hinterlegt.»
Ganz wichtig für die Komax und ihren Executive Vice President Tobias Rölz: Das neue System sollte Cloud-basiert sein: «Wir wollten mit der Zeit gehen, auf eine innovative Lösung setzen und unsere Systemlandschaft marktführend aufstellen – und dabei die operationellen Kosten reduzieren», so der Komax-Manager. Die Entscheidung fiel dann für SAP S/4HANA. «Es war durchaus eine enge Entscheidung», erläutert Rölz. Zwei Punkte hätten dann aber den Ausschlag gegeben: «Erstens: Die Funktionalitäten von SAP S/4HANA haben die Prozesse unseres Unternehmens als Maschinenbauer insgesamt besser abgebildet als andere Lösungen. Aber vor allem hat uns, zweitens, die standardisierte Vorgehensweise von SAP Activate überzeugt.»
Neuartige, agile Methodik beschleunigt SAP S/4HANA Cloud-Einführung
SAP Activate ist eine agile Implementierungsmethodik für die Umsetzung und Bereitstellung von SAP-Lösungen. Sie verfolgt einen iterativen Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung und schrittweisen Bereitstellung, um die Qualität und den Erfolg des Projekts zu steigern. Dazu Rölz: «Der Vorteil von SAP Activate ist die klare Vorgehensweise, die beispielsweise immer wieder Quality Gates vorsieht – Meilensteine, an denen die Qualität des Erreichten überprüft wird.»
Ein weiterer Vorteil der Methodik sei der frühe Go-live. Tobias Rölz ist überzeugt, dass es effektiver ist, mit einer Lösung live zu gehen, die zu 80 Prozent fertiggestellt ist und anschliessend sukzessive Verbesserungen vorzunehmen. «Durch den frühen Go-Live haben wir schnell User-Feedback erhalten und konnten früh gegensteuern.»
Sinkende Betriebskosten durch Cloud-ERP
Das SAP-ERP-System läuft seit dem 1. Oktober 2019 produktiv und wurde inzwischen – (Stand Februar 2022) – in sechs Länder und sieben Organisationen ausgerollt. Auf dem Weg dorthin hat die SAP Services Schweiz das Projekt als Partner von Beginn an eng begleitet. Aktuell steht der Go-live in den USA und in Ungarn bevor. Für die Komax ist damit die Strategie, auf den Standard zu setzen, in mehrfacher Hinsicht aufgegangen:
- Die standardisierte Vorgehensweise mit SAP Activate führte zu einer sehr stringenten und damit schnellen Einführung von SAP S/4HANA: «Ohne die standardisierte Vorgehensweise der Activate Methodologie wären wir vermutlich in vielen Ländern noch nicht live», sagt Rölz.
- Durch die Wahl des Cloud-Modells liessen sich zudem die operativen Kosten für den ERP-Betrieb beträchtlich reduzieren. Dadurch wurden Ressourcen für strategische Projekte frei.
- Die Cloud ist ausserdem der ideale Hub, um Maschinendaten aus dem ERP über standardisierte Schnittstellen (APIs) zur weiteren Nutzung beispielsweise in eine Kundenapp zu transferieren.
- Und schliesslich: Der Go-live des Cloud-ERP mit seinen standardisierten Prozessen bringt wenige Überraschungen mit sich, so auch bei Komax: Dazu Tobias Rölz: «Es gab schlicht keine technischen Herausforderungen nach dem Go-live.»
Allerdings: Herausforderungen anderer Natur gab es selbstverständlich. Ganz oben sieht Rölz dabei das Thema Datenmanagement: «Die Cloud nimmt einem ein sauberes Datenmanagement nicht ab», betont Rölz. «Saubere Daten sind vielmehr die Voraussetzung dafür, dass das Cloud-ERP bestimmungsgemäss funktioniert.» Auf Platz zwei der Herausforderungen, aber keinesfalls zweitrangig, befindet sich ein Thema, dem sich Projektteams aus Sicht von Rölz ausgiebig widmen sollten: Change Management. «Eine transparente Kommunikation ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für ein solches Projekt. Wir haben von Tag eins daran gearbeitet, den Anwendern die Vorteile einer standardisierten Cloud-Lösung nahezubringen», so der Komax-Manager.
Praxistipp: «Kleiner» ERP-Start am Aussenstandort
Eine ERP-Einführung sei nie «ein Spaziergang» – auch nicht in der Cloud. Die Komplexität der damit verbundenen Prozesse erfordere immer höchsten Einsatz für alle Mitarbeitende, nicht nur für die involvierten Projekt-Teams. Für Unternehmen, die ein ähnliches Projekt planen, hat der Digitalisierer folgenden Tipp aus eigener Praxis: Beginnen Sie, wenn möglich, mit einem kleineren Aussenstandort. Testen Sie SAP Activate, prüfen Sie, wo die Vorteile der Methodologie für Ihre Organisation liegen und wie Sie die Mitarbeitenden am Besten auf die Reise mitnehmen können. «Damit bereiten Sie sich bestens vor für die Einführung in grösseren Einheiten oder im Headquarter.»