Green IT
24.10.2019, 14:33 Uhr
Das Rechenzentrum nachhaltig gestalten
Im Meer versenken oder im Windrad verbauen - Data-Center werden umweltfreundlicher. Unter anderem kann zum Beispiel die Abwärme zum Heizen verwendet werden.
Die digitale Welt ist eigentlich eine überaus praktische Sache: zentrale Datenspeicher und Anwendungen in der Cloud, moderne Produktion dank Industrie 4.0 oder mit dem Smartphone von überall aus auf relevante Informationen zugreifen.
Einen grossen Nachteil hat die Digitalisierung allerdings. Die vielen Dienste verschlingen weltweit Milliarden Kilowattstunden Strom. So verbrauchten etwa Server und Rechenzentren in Deutschland im vorletzten Jahr mehr als 13 Milliarden Kilowattstunden, wie das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit errechnete. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa dem Jahresenergiebedarf einer Metropole wie Berlin.
Und ein Ende des wachsenden Stromhungers ist erst einmal nicht in Sicht. So erhöhte sich der Energiebedarf in deutschen Rechenzentren zwischen 2010 und 2017 um 25 Prozent. Auch die Server werden immer mehr: 2017 wurden hierzulande rund 2,4 Millionen Server betrieben - 18 Prozent mehr als sieben Jahre zuvor.
Dieses enorme Wachstum wird in erster Linie vom Cloud-Markt getrieben. Laut «Global Cloud Index (GCI)» des Netzwerkausrüsters Cisco kommen 2021 bereits 95 Prozent des Datenverkehrs in Rechenzentren aus der Cloud. Die Cloud-Anbieter bauen ihre Ressourcen in Deutschland immer weiter aus. Das liegt nicht zuletzt auch an den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Sie veranlasst viele Unternehmen dazu, Daten nur noch in Deutschland beziehungsweise innerhalb der Europäischen Union abzulegen. Dementsprechend stocken vor allem die grossen Cloud-Anbieter wie Amazon, Google oder Microsoft ihre Ressourcen hierzulande deutlich auf.
“Es werden immer mehr Daten erzeugt, die in immer mehr und größeren Rechenzentren verarbeitet werden. Dabei steigen nicht nur die Leistungsdichten exponentiell, sondern auch die Energiebedarfe.„
Konstantin Kleinichen, Marketing Manager bei Cloud & Heat Technologies, www.cloudandheat.com
Interessant dabei: Vor allem im Grossraum Frankfurt wächst der Stromhunger von Servern. In und um die hessische Metropole haben zahlreiche Rechenzentrumsbetreiber eine Dependance - hauptsächlich wegen des bedeutenden Internetknotens DE-CIX. Und das hat Folgen: Bereits vor mehr als einem Jahr haben die dort ansässigen Data-Center den Frankfurter Flughafen von seiner Position als Strom-Hauptkonsument verdrängt. Anderthalbmal so viel Strom wie an den Airport liefert der städtische Energieversorger an die diversen Rechenzentren.
Eines ist aber trotz steigendem Energiebedarf klar: «Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten: Immer mehr Daten werden erzeugt, die in immer mehr und grösseren Rechenzentren verarbeitet werden. Dabei steigen nicht nur die Leistungsdichten exponentiell, sondern auch die Energiebedarfe weltweit», betont Konstantin Kleinichen, Manager beim Dresdener Rechenzentrums-Spezialisten Cloud&Heat Technologies. Alle Unternehmen, Rechenzentrumsbetreiber und auch Kunden trügen dabei die Verantwortung, einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Zukunft unseres Planeten zu leisten.
Vor allem hinsichtlich des Klimawandels sollte daher das Ziel sein: Einsatz energieeffizienter Hardware, Nutzung regenerativer Energien und eine möglichst effiziente Verwendung der Rechenzentrums-Abwärme.
Die gute Nachricht: Es gibt bereits eine Menge Möglichkeiten, wie sich Rechenzentren energieeffizienter betreiben lassen, Stichwort Green IT. Unter dem Begriff Green IT werden sämtliche umwelt- und ressourcensparenden Massnahmen im Bereich IT und Kommunikation zusammengefasst. Im Wesentlichen zielt Green IT darauf ab, den Energieverbrauch zu senken, CO2-Emissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz zu steigern.