01.11.2011, 09:12 Uhr
«Wir unterstützen iPhone-Integration in Firmen»
Computerworld.ch sprach mit dem Schweizer Länderchef von BlackBerry-Hersteller Research in Motion (RIM). Im Interview verrät Arnaud Bret die Pläne in Consumer-Markt und warum seine Firma jetzt Firmen bei der Integration fremder Smartphones unterstützt.
England ist das BlackBerry-Land Nummer eins. In der Schweiz ist die Durchdringung hingegen viel kleiner. Was sind die Unterschiede zwischen den beiden Ländern?
Wir sind nicht nur in England die Nummer eins, sondern auch in Holland, Spanien, im mittleren Osten und Südafrika.
Das ist schön für Sie, beantwortet aber nicht meine Frage.
In der Schweiz haben wir eine riesige Anzahl Business-Kunden, die seit Jahren sehr loyal zu RIM sind. Darüber hinaus versuchen wir jetzt auch im Consumer-Markt Fuss zu fassen. Dort arbeiten wir stark mit Swisscom zusammen. Ein grosser Treiber soll dabei unsere Kommunikations-App BlackBerry-Messenger sein.
Mit WhatsApp und iMessage gibts sowohl auf Android als auch iOS eine ähnliche App wie der BlackBerry-Messenger. Der Unterschied ist verschwindend klein.
Doch, ich sehe sogar einen sehr grossen Unterschied. BlackBerry-Nutzer können Apps über den BlackBerry-Messenger (BBM) empfehlen. Ausserdem lässt sich Musik mit anderen Nutzern teilen. Zudem ist der BBM in Apps integriert. Unsere Kunden können also beispielsweise einen Link einer News-App direkt über BBM verschicken.
Welche Konsumenten zählen zu Ihrem Zielpublikum? Adressieren Sie alle oder nur die Jüngeren?
Wir fokussieren uns auf Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Geschlecht und Einkommen spielen dabei keine Rolle. Unser Portfolio an Geräten mit oder ohne Tastatur und Touch-Display bietet für jeden etwas.
Wie hoch ist Ihr Marktanteil in Consumer-Bereich?
Aufgrund einer internen Regelung veröffentlichen wir keine lokalen Zahlen. Aber glauben Sie mir: Wir wachsen derzeit in Consumer-Markt.
Nicht ohne handfeste Beweise. Wie stark hat Ihnen der Server-Ausfall vor einigen Wochen geschadet? Wie war das Feedback bestehender Kunden?
Wir möchten uns zunächst entschuldigen für das, was passiert ist. Die Kunden sprachen uns aber trotz des Ausfalls ihr Vertrauen aus. Sie hatten Verständnis, verlangten aber von uns, dass etwas Ähnliches nie mehr passieren darf.
Im Business-Bereich führen Sie unangefochten. Können Sie dort überhaupt noch wachsen?
Wie Sie sicher wissen, ist Consumerization ein grosser Trend. Wir als RIM wollen Firmen dabei unterstützen, zahlreiche Gerätetypen in ihrem Unternehmen zu verwalten und kontrollieren. Um das zu ermöglichen, haben wir im Mai diesen Jahres die Firma Ubitexx aquiriert.
Das heisst konkret: Sie unterstützen Firmen beispielsweise bei der Integration von iPhones ins eigene Netzwerk?
Genau. Die Software namens Multi-Plattform BlackBerry Enterprise Solution ist ausserdem mit Android-Geräten und Tablets kompatibel. Der bislang fehlende Support von Windows Phone wird womöglich in der Zukunft integriert.
Bleibt damit der Service-Bereich die einzige Möglichkeit zu wachsen oder ist dies auch noch im klassischen Smartphone-Markt möglich?
Wir können auch dort noch wachsen, weil die Smartphone-Penetration in den Firmen noch nicht allzu hoch ist. Häufig statten Unternehmen nur Führungspersonen mit Smartphones aus. Da gibt es noch Potential.
Das tönt nach einer schwierigen Aufgabe, sowohl Consumer- als auch Businessmarkt gleichzeitig zu bedienen. Wie schaffen Sie den Spagat?
Wir arbeiten sehr stark mit den Telkos zusammen und haben starke Partnerschaften. In der Schweiz sind dies Swisscom, Orange und Sunrise, die jeweils einen Consumer- und Business-Bereich haben. Wie wir operieren, verkaufen und werben hängt auch sehr stark von Swisscom & Co. ab.
Also war die Marketing-Aktion, den BlackBerry-Internet-Service für Kunden unter 26 kostenlos anzubieten, die Idee von Swisscom?
Diesen Business-Plan haben wir zusammen erarbeitet. Dies war nötig, um den Massenmarkt anzusteuern und letzlich profitieren auch beide Parteien von der Aktion.
Wie viele Kunden hat BlackBerry mit dieser Aktion gewinnen können?
Leider darf ich Ihnen keine Zahlen nennen. Wir sind aber mit der Anzahl Abschlüssen sehr zufrieden - vor allem seit Beginn des Monats September.
Dürfen Sie wenigstens etwas zum Nutzerprofil sagen? Handelt es sich um Smartphone-Neukunden oder wechselten die Nutzer die Plattform?
Es ist eine Kombination. Mit der angesprochenen Offerte kreierten wir einen neuen Markt für Jugendliche. Also dürften die meisten Smartphone-Neubesitzer sein. Das ist besonders reizvoll. Denn künftig wechseln diese die Plattform womöglich nicht mehr.
Als Abschlussfrage: Was macht den Schweizer Markt einzigartig? Gibt es wichtige Unterschiede zum restlichen Europa und zur Welt?
Der Schweizer Markt ist ein guter Markt für uns. Es gibt zahlreiche Grosskonzerne, die den Sitz hier haben. Darüber hinaus mögen die Konsumenten High-End-Geräte und können sich diese leisten.
Die Frage zielte auf etwas anderes ab. Die Schweiz ist ein iPhone-Land mit einem Apple-Marktanteil von über 50 Prozent. Wie schwierig ist es, sich hier in Consumer-Bereich zu behaupten?
Es ist nicht schwieriger als in anderen Märkten. Auch hier wollen Konsumenten eine Auswahl an Geräten mit verschiedenen Betriebssystemen. Wir bieten ein Teil davon an und überlassen den Kunden die Wahl.