Cyber-Kriminellen soll es an den Kragen gehen
28.04.2015, 18:58 Uhr
Spezielle Ausbildung für Schweizer Polizisten
Schweizer Polizisten werden dieses Jahr in Sachen Cyberkriminalität geschult. Bisher sind die Beamten oft überfordert, wenn sie mit Fällen von Hacking Phishing oder Online-Betrug konfrontiert werden.
Dieses Jahr werden circa 100 Schweizer Polizisten darin geschult, Phänomene von Cyberkriminalität zu erkennen und entsprechend handeln zu können. Das wurde an der zum dritten Mal durchgeführte «Cyber-Landsgemeinde» des Sicherheitsverbundes Schweiz (SVS) beschlossen, an der rund 70 Vertreter von Bund und Kantonen teilgenommen haben. Ursprünglich war es das Ziel der Veranstaltung, eine Übersicht der Cyberkriminalitätsfälle in der Schweiz zu schaffen, sagte uns André Duvillard, Delegierter des SVS. Doch man musste feststellen, dass dies derzeit nicht möglich sei. Denn es gäbe noch nicht einmal eine Liste der hufigsten Phnomene von Cyberkriminalitt, weswegen zuerst diese erarbeitet werden musste. Darauf befinden sich nun unter anderem:
- Phishing
- Hacking (Eindringen in Webseiten, Verunstaltung von Webseiten, Account Hijacking)
- Malware (Ransomware, Kryptoransomware, Scareware, Spyware, EbankingTrojaner)
- Botnet (DDOS)
- Betrug (diverse)
- Finanz,- Paketagenten Cybersexualdelikte
Heute wenden sich viele Bürger wegen solcher Vorfälle an die Polizei, sagte Duvillard. Teilweise nehmen sie offenbar den ganzen Computer mit aufs Revier und fragen die Beamten, was zu tun sei. Die Polizisten wüssten dann oft nicht, worum es genau gehe, geschweige denn, wer dafür zuständig ist.
Vom Schüler zum Lehrer
Durch einen eintägigen Weiterbildungskurs, der unter anderem vom Bundesamt für Polizei (fedpol), Kantonspolizeien und der Staatsanwaltschaft geleitet wird, soll dieses Jahr alles besser werden. 1-3 Personen pro Polizekorps ? insgesamt rund 100, gut 60 Prozent davon aus der Deutschschweiz ? sollen lernen, was Hacking und Phishing ist und wie Cyberkriminalität bekämpft werden kann. Anschliessend kehren die Polizisten in ihre Korps zurück und vermitteln das Wissen weiter. Ist dieses Wissen vorhanden, sollen sich die Kantone untereinander austauschen und sich unterstützen können, beispielsweise bei der Suche nach einem Ebay-Betrüger, der nicht nur in einem Kanton Opfer gefunden hat. Was in der Theorie gut klingt, dürfte in der Praxis etwas schwieriger sein, der Förderalismus lässt grüssen. Duvillard sagte darum auch: «Es muss ein Gentlemans-Agreement auf Ebene Staatsanwaltschaft in Fragen der Kompetenz geben. Das ist noch eine Herausforderung.» Und er ist sich bewusst, dass durch einen eintägigen Kurs die Zahl der Cyberkriminalitätsfälle kaum abnehmen wird: «Das ist eine Sofortmassnahme. Später müssen wir handfestere Methoden ausarbeiten. Doch zusammen mit der Übersicht der Straffälle kann das etwas bewirken.» Besonders in kleinen Kantonen seien die Polizeistellen heute oft überfordert, wenn sie mit Cyberkriminalität zu tun hätten. Vorzeigemodell ist für Duvillard übrigens der Kanton Zürich: Dort wurde ein Kompetenzzentrum für Cyberkriminalität aufgebaut, in welchem Polizisten, Informatiker und Staatsanwälte in den gleichen Räumlichkeiten vereint sind. Für die meisten anderen Kantone geht es aber erst einmall darum, Grundlagenarbeit zu betreiben.