23.03.2015, 13:28 Uhr
So präsentierte sich die Schweiz an der CeBIT
An der CeBit zeigte sich die Schweizer ICT-Branche von Ihrer innovativen Seite. Doch es hat noch viel Luft nach oben.
Zum zweiten Mal hat der Branchenverband ICTswitzerland eine Delegationsreise der Schweizer ICT-Branche an die weltgrösste IT-Messe organisiert, die CeBIT in Hannover. Das Ziel, zwei Flüge zu chartern, hat der Verband knapp erreicht. Die 170 Teilnehmer aus Schweizer Anbieter- und Anwenderunternehmen füllten den Flieger aus Bern ganz, in dem aus Zürich wären noch Plätze frei gewesen. Mitgeflogen sind einige CEOs, viele CIOs, IT- und Projektleiter, aber auch Sales-Verantwortliche. Denn die CeBIT ist primär dazu da, Geschäfte zu machen. Das machte Nationalrat Ruedi Noser, Präsident des Initiators ICTswitzerland, in seiner Eröffnungsrede zum Networking Lunch vor rund 380 Teilnehmern deutlich: Die Schweizer ICT-Branche müsse exportieren, um zu überleben. Wohin die Experto gehen sollen machte der Verbandspräsident auch gleich deutlich: «Unser nächster Markt ist Deutschland». Noser nutzte auch gleich die Gelegenheit, das Thema Fachkräftemangel – von dem die ICT-Branche in besonderem Mass betroffen ist – vor den Branchenvertretern zu erörtern. Als Lösung schlug er zwei Wege vor: Erstens selbst Nachwuchs auszubilden und zweitens auch ältere Mitarbeitende einzustellen: «Auch in der IT kann man mit 50 Jahren und mehr noch arbeiten». Trotzdem sein man zusätzlich auch auf Nachwuchs aus dem EU-Raum angewiesen. Innovativ heisse hier eben auch, Ausländer nicht nach dem «Morgarten-Prinzip» willkommen zu heissen und ihnen einen Baumstamm an den Kopf zu werfen.
Die Beziehungen zum Nachbarland – Stichwort Masseneinwanderungsinitiative – waren auch Thema des Grussworts der Gesandten der Schweizerische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Marion Weichelt Krupski, die darüber hinaus die «bescheidene Präsenz der Branche in der Politik» angesichts der grossen Wirtschaftskraft der ICT-Branche bemängelte. Auf der nächsten Seite: Innovationskraft im Fokus
Innovationskraft im Fokus
Zu zeigen, was die Schweizer ICT zu bieten hat, war vorrangiges Ziel der Swiss Pavillons. Am Stand «Research & Innovations» zeigte zum Beispiel die ETH Zürich einen mobilen 3D-Scanner auf dem Smartphone. Die ETH Lausanne (EPFL) war unter anderem mit einem digitalen Safe vertreten und die Universität Zürich zeigte eine Roboterdrohne, die mit nur einer Kamera Oberflächen in 3D erfassen kann. Zudem zeigten Schweizer Start-ups, wie vielfältig Schweizer Erfindungsgeist ist: von selbstentwickelten, in der Schweiz gefertigten Industrie-Steuerelementen (radiar) über Besucherströme- (Visiosafe) und interaktives Kunden-Tracking (Konduko), bis zur Deployment-Automatisierung (Crossingtech), kostensparenden Briefversandlösung für KMU (Pingen) und mobilen Dashboard für Verwaltungsräte (Sherpany). Auch die Parking-App Parku, die freie Parkplätze in den überfüllten Innenstädten anzeigt und bei so manchen Verwaltungen damit auf wenig Gegenliebe stösst, weil sie Parkbussen verhindern hilft, war zu sehen. Für Zürich als Standort der Schweizer ICT-Branche und damit zugleich für etwaige Interessenten des Bauvorhabens «The Circle» warb die Flughafen Zürich AG mit einem Modell der Dienstleistungszentrums, das ab 2015 am Flughafen gebaut werden soll und neben Hotel, Konferenzcenter und Shopping auf 75000 qm Bürofläche insbesondere um IT-Firmen wirbt.
Am Business-Security-Stand, werbewirksam bewacht von zwei Männern im Schweizer-Gardisten-Kostüm, zeigten u.a. Ruag, Ergon und AdNovum ihre aktuellen Entwicklungen. Vertreten war die Schweiz auch noch an zwei weiteren Pavillons, «Communication & Networks» (mit Fastlink, Fastopticom, Alcatel, aarenet, Patton, WBe und newVoice) und am SIPPO-Gemeinschaftsstand.
Partnerland 2016?
Insgesamt zeigten sich die Firmenvertreter an den Ständen recht zufrieden mit der Resonanz. Potenzial nach oben hat die Präsenz der Schweizer ICT an der CeBIT aber noch. Der Wunsch, offizielles Partnerland zu werden (in diesem Jahr ist es China) ist noch unerfüllt. Dazu bedarf es mit Sicherheit noch einiger – auch finanzieller – Anstrengungen mehr.