15.05.2009, 11:25 Uhr
IT-Frauen verdienen 25 Prozent weniger
Für gleichwertige Arbeit verdienen Frauen weniger als Männer - nicht etwa weil sie weniger leisten, sondern weil sie für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden, oft in Teilzeit und in schlechter entlöhnten Branchen arbeiten. Ausserdem stehen ihre Chancen durch den Familienknick von Beginn weg schlechter.
Computerworld unterhielt sich mit Sabine Schmelzer, Zentralpräsidentin von Business & Professional Women (BPW) Switzerland, über die aktuelle Lage und Zukunftsaussichten im Kampf um die Lohngleichheit zwischen den beiden Geschlechtern.
CW: Aus der Lohnstrukturerhebung (LSE) 2006 geht hervor, dass in der IT-Branche ein Mann im Mittel 7432 Franken und eine Frau 5612 Franken verdient. Das ist ein jährlicher Betrag von 21840 Franken! Ist die IT-Branche bei Frauen vielleicht deshalb so uninteressant?
Schmelzer: Nein, das denke ich nicht. Die Lohndifferenzen ziehen sich ja durch alle Branchen durch. Dass Frauen in der IT-Branche untervertreten sind, hat nichts mit dem Lohnmissverhältnis zu tun. In der Finanzbranche beispielsweise beträgt der Unterschied sogar 30 Prozent.
Schmelzer: Nein, das denke ich nicht. Die Lohndifferenzen ziehen sich ja durch alle Branchen durch. Dass Frauen in der IT-Branche untervertreten sind, hat nichts mit dem Lohnmissverhältnis zu tun. In der Finanzbranche beispielsweise beträgt der Unterschied sogar 30 Prozent.
CW: Sie sagen, dass Frauen über alle Branchen hinweg durchschnittlich 19 Prozent weniger verdienen als Männer. Was sind die Ursachen, die Lohnmissverhältnisse entstehen lassen?
Schmelzer: Diese Zahl stammt nicht von uns, sondern vom Bundesamt für Statistik. Zum einen fordern die Frauen zu wenig Lohn. Sie verhandeln anders als Männer und geben sich eher bescheiden. Zum anderen stecken viele Frauen auch wegen den Kindern oft zurück und arbeiten nur Teilzeit. Das bedeutet meist nicht nur den Karriereknick, sondern Frauen werden dadurch auch bei Lohnerhöhungen und Weiterbildungsmöglichkeiten weniger berücksichtigt.
Schmelzer: Diese Zahl stammt nicht von uns, sondern vom Bundesamt für Statistik. Zum einen fordern die Frauen zu wenig Lohn. Sie verhandeln anders als Männer und geben sich eher bescheiden. Zum anderen stecken viele Frauen auch wegen den Kindern oft zurück und arbeiten nur Teilzeit. Das bedeutet meist nicht nur den Karriereknick, sondern Frauen werden dadurch auch bei Lohnerhöhungen und Weiterbildungsmöglichkeiten weniger berücksichtigt.
CW: Bei dieser Lohndifferenz gehen Sie aber von der identischen Qualifikation von Männern und Frauen aus? Oder sind Frauen schlicht weniger gut qualifiziert und verdienen deshalb weniger?
Schmelzer: Jein, denn Teilzeit bedeutet auch weniger Fortbildungsmöglichkeiten. Arbeitgeber investieren grundsätzlich nicht so viel in Arbeiternehmer die Teilzeit angestellt sind. Deshalb sind rund 60 Prozent der durchschnittlichen Lohndifferenz auch objektiv zu betrachten: Durch weniger Erfahrung, schlechtere Ausbildungen und die Ausübung unterschiedlicher Tätigkeiten der Frauen können die 19 Prozent auf einen diskriminierenden Faktor reduziert werden. Dieser beträgt noch etwa 9 Prozent.
Schmelzer: Jein, denn Teilzeit bedeutet auch weniger Fortbildungsmöglichkeiten. Arbeitgeber investieren grundsätzlich nicht so viel in Arbeiternehmer die Teilzeit angestellt sind. Deshalb sind rund 60 Prozent der durchschnittlichen Lohndifferenz auch objektiv zu betrachten: Durch weniger Erfahrung, schlechtere Ausbildungen und die Ausübung unterschiedlicher Tätigkeiten der Frauen können die 19 Prozent auf einen diskriminierenden Faktor reduziert werden. Dieser beträgt noch etwa 9 Prozent.
CW: Also ist die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen doch nicht so gross?
Schmelzer: Wenn man nur den Anteil betrachtet, der wirklich durch Diskriminierung zustande kommt, ist sie geringer. Aber auch 9 Prozent sind 9 Prozent zu viel.
Schmelzer: Wenn man nur den Anteil betrachtet, der wirklich durch Diskriminierung zustande kommt, ist sie geringer. Aber auch 9 Prozent sind 9 Prozent zu viel.
Lesen Sie auf der nächsten Seite wo die Schweiz im weltweiten Vergleich steht
CW: Gibt es in der Schweiz regionale Unterschiede im Lohnniveau?
Schmelzer: Ja, aber leider wird es nicht von allen Kantonen erfasst. Zürich macht beispielsweise eigene Erhebungen, und von dort weiss ich, dass es 23 Prozent sind. In der Romandie beträgt der Lohnunterschied nur zwischen 9 und 14 Prozent.
Schmelzer: Ja, aber leider wird es nicht von allen Kantonen erfasst. Zürich macht beispielsweise eigene Erhebungen, und von dort weiss ich, dass es 23 Prozent sind. In der Romandie beträgt der Lohnunterschied nur zwischen 9 und 14 Prozent.
CW: Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich?
Schmelzer: In Sachen Gleichstellung holt die Schweiz auf. Gemäss dem aktuellen Gender Gap Report 2008 des World Economic Forums belegen wir nun den Platz 14. Mit dem Platz 26 waren wir letztes Jahr noch deutlich schlechter.
Schmelzer: In Sachen Gleichstellung holt die Schweiz auf. Gemäss dem aktuellen Gender Gap Report 2008 des World Economic Forums belegen wir nun den Platz 14. Mit dem Platz 26 waren wir letztes Jahr noch deutlich schlechter.
CW: In welcher Branche ist die Lohndiskrepanz zwischen Männern und Frauen am höchsten und wo am niedrigsten?
Schmelzer: Gemäss der Lohnstrukturerhebung 2006 (LSE) beträgt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in der Finanzbranche über 37000 Franken pro Jahr. Im Gastgewerbe fällt die Differenz mit knapp 4000 Franken pro Jahr am geringsten aus.
Schmelzer: Gemäss der Lohnstrukturerhebung 2006 (LSE) beträgt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in der Finanzbranche über 37000 Franken pro Jahr. Im Gastgewerbe fällt die Differenz mit knapp 4000 Franken pro Jahr am geringsten aus.
CW: Fakt ist, dass über 60 Prozent der Frauen in Teilzeit arbeiten und dadurch auch automatisch bei Fortbildungen, Aufstiegsmöglichkeiten und Lohnerhöhungen weniger berücksichtigt werden. Ausserdem zeigen sich unzählige Frauen mit ihrem Lohn zufrieden bzw. fordern gar nicht mehr. Diskriminieren sich die Frauen damit nicht auch selber?
Schmelzer: Ja, leider. Aus diesem Grund bieten wir vom BPW auch Lohnverhandlungsworkshops, Mentoring, IDP Leadership-Trainings an. Wir wollen damit die Entwicklung des beruflichen Potenzials der Frau unterstützen.
Schmelzer: Ja, leider. Aus diesem Grund bieten wir vom BPW auch Lohnverhandlungsworkshops, Mentoring, IDP Leadership-Trainings an. Wir wollen damit die Entwicklung des beruflichen Potenzials der Frau unterstützen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite ob eine Lohndifferenz von 0 Prozent überhaupt zu erreichen ist
CW: Eine Lohndifferenz von 0 Prozent zwischen Männer und Frauen. Ist das nicht illusorisch?
Schmelzer: Ich habe neulich gelesen, dass bis im Jahr 2040 die Lohngleichheit erreicht werden kann. Das sind noch 21 Jahre, aber immerhin.
Schmelzer: Ich habe neulich gelesen, dass bis im Jahr 2040 die Lohngleichheit erreicht werden kann. Das sind noch 21 Jahre, aber immerhin.
CW: Kinder oder Karriere? Kürzlich haben Sie die Frage gestellt, ob es sich unsere Gesellschaft heute überhaupt noch leisten kann, Frauen vor diese Entscheidung zu stellen. Haben Sie sich damit nicht ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt, oder wie stellen Sie sich das vor?
Schmelzer: Der eine Schritt ist Kinderbetreuungsplätze schaffen, der zweite Schritt flexible Arbeitszeiten für Männer und Frauen. Inzwischen wollen nämlich auch immer mehr Väter weniger arbeiten und mehr Zeit für Ihre Kinder aufwenden. Doch diese Entscheidung bedeutet auch für Männer den Karriereknick. Zudem werden Sie von unserer Gesellschaft belächelt und als Weicheier abgetan. Es sind also nicht nur die Frauen die unter dieser Entscheidung leiden, sondern auch die Männer. Mehr Flexibilität durch Home-Office, mobile Arbeitsplätze oder von unterwegs arbeiten - dies ist ja heute mittlerweile alles möglich. Aber dafür erfordert es dringend ein Umdenken in der Gesellschaft und vor allem auch in den Unternehmen!
Schmelzer: Der eine Schritt ist Kinderbetreuungsplätze schaffen, der zweite Schritt flexible Arbeitszeiten für Männer und Frauen. Inzwischen wollen nämlich auch immer mehr Väter weniger arbeiten und mehr Zeit für Ihre Kinder aufwenden. Doch diese Entscheidung bedeutet auch für Männer den Karriereknick. Zudem werden Sie von unserer Gesellschaft belächelt und als Weicheier abgetan. Es sind also nicht nur die Frauen die unter dieser Entscheidung leiden, sondern auch die Männer. Mehr Flexibilität durch Home-Office, mobile Arbeitsplätze oder von unterwegs arbeiten - dies ist ja heute mittlerweile alles möglich. Aber dafür erfordert es dringend ein Umdenken in der Gesellschaft und vor allem auch in den Unternehmen!
CW: Je höher die Position, desto grösser die Differenz. Warum gibt es vor allem bei den höheren Einkommen so eklatante Lohnunterschiede?
Schmelzer: Das liegt daran, dass vielen Frauen die Aufgabe wichtiger ist als das Geld. Wenn Sie in einer höheren Position befinden, geht es Ihnen vor allem darum die Sache voranzutreiben und etwas zu erreichen. Das Geld ist dabei für einige nur zweitrangig. Frauen haben eine andere Einstellung zur Arbeit und fordern von sich aus zu wenig Lohn.
Schmelzer: Das liegt daran, dass vielen Frauen die Aufgabe wichtiger ist als das Geld. Wenn Sie in einer höheren Position befinden, geht es Ihnen vor allem darum die Sache voranzutreiben und etwas zu erreichen. Das Geld ist dabei für einige nur zweitrangig. Frauen haben eine andere Einstellung zur Arbeit und fordern von sich aus zu wenig Lohn.
CW: Was für Ansatzpunkte sehen Sie, um die noch immer existierende Lohnschere zwischen Männern und Frauen anzugehen?
Schmelzer: Da gibt es sicher die individuelle persönliche Ebene, auf der jede Frau etwas für sich selber tun kann. Frauen müssen mehr Lohn fordern und das Thema auch im eigenen Unternehmen zur Sprache bringen. Die andere Schiene sind die Unternehmen selber. Mit Tools wie z. B. Equal Salary oder Logib, kann ein Unternehmen nachprüfen ob sie Lohnunterschiede haben und das dann auch intern korrigieren sowie kommunizieren. Lohngleichheit ist für die Attraktivität eines Unternehmens sehr wichtig und darauf reagieren auch die Frauen.
Schmelzer: Da gibt es sicher die individuelle persönliche Ebene, auf der jede Frau etwas für sich selber tun kann. Frauen müssen mehr Lohn fordern und das Thema auch im eigenen Unternehmen zur Sprache bringen. Die andere Schiene sind die Unternehmen selber. Mit Tools wie z. B. Equal Salary oder Logib, kann ein Unternehmen nachprüfen ob sie Lohnunterschiede haben und das dann auch intern korrigieren sowie kommunizieren. Lohngleichheit ist für die Attraktivität eines Unternehmens sehr wichtig und darauf reagieren auch die Frauen.
Weblinks zum Thema
BPW Switzerland
Equal Pay Day
Fairplay - Lohngleichheit jetzt!
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG)
WEF - Gender Gap Report
BPW Switzerland
Equal Pay Day
Fairplay - Lohngleichheit jetzt!
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG)
WEF - Gender Gap Report
Manuela Amrein