25.08.2017, 07:00 Uhr
Flut von Werbeanrufen erweckt «tote» Prepaidkunden zum Leben
Durch Werbeanrufe von Callcentern werden inaktive Prepaidkunden reaktiviert. Alleine Sunrise tauchen so 100'000 Kunden mehr in den Statistiken auf.
Die zunehmende Flut an unerwünschten Werbeanrufen durch Callcenter erweckt viele «tote» – das heisst inaktive – Prepaidkunden zum Leben, die seit langem ihr Handy nicht mehr benutzt haben und deswegen eigentlich aus der Kundendatei geflogen sind. Alleine bei Sunrise waren davon im zweiten Quartal mehrere zehntausende Kunden betroffen. Die Spamanrufe durch Callcenter hätten in der letzten Zeit massiv zugenommen, sagte Sunrise-Finanzchef André Krause am Donnerstag. «Das war in Vergangenheit ein Grundrauschen, das relativ irrelevant war.» Wegen des massiven Anstiegs dieser Spamanrufe habe man deshalb entschieden, solche Besitzer einer Prepaid-SIM-Karte nicht mehr zu den aktiven Kunden zu zählen. Sunrise hatte bisher alle Prepaidnutzer zu den Kunden gezählt, die in den vergangenen drei Monaten Anrufe oder SMS bekommen oder getätigt hatten. «Denn wenn ein Kunde einen Anruf annimmt, konnte man davon ausgehen, dass er aktiv ist», sagte Krause. Durch die Masse an Spamanrufen sei aber die Zahl solcher Kunden signifikant angestiegen. «Das ist aber nur ein Aufwecken der Kunden, die eigentlich keine Aktivität haben», sagte Krause.
113'000 Prepaidkunden weniger
Deshalb rechne man neu diese Nutzer nicht mehr zu den Kunden. Sunrise wolle nur die aktiven Kunden zählen, die Umsatz bringen würden. Ende Juni waren dies bei Sunrise noch 805'000 Prepaidkunden. Nach der alten Zählung wären es 918'000 Kunden gewesen. Auf die Frage, ob es einen Filter gegen Spamanrufe von Callcentern gebe, sagte Krause: «Der Einfallsreichtum dieser Anrufer ist relativ gross.» Da seien Computer am Werk, die ganze Nummernblöcke abtelefonieren würden. Die Nummern der Callcenter, die auf dem Telefondisplay der Angerufenen erscheinen, würden ständig wechseln zwischen Schweizer und internationalen Nummern. «Wir können zwar die Nummern blockieren. Das ist aber ein Rattenrennen», sagte Krause.
Filter fürs Festnetz
Die Swisscom zählt anders: Beim «blauen Riesen» muss ein Kunde einen kostenpflichtigen Anruf oder SMS in den letzten 12 Monaten gemacht haben, damit die Prepaidkarte aktiv bleibt. Nach 18 Monaten kann die Nummer anderweitig vergeben werden, wie Sprecherin Sabrina Hubacher erklärte. Allerdings stellt auch die Swisscom eine deutliche Zunahme unerwünschter Anrufe durch Callcenter in der letzten Zeit fest. Festnetzkunden können einen Anruffilter aktivieren. Im Mobilfunk gibt es einen solchen noch nicht. Er sei aber in Arbeit, sagte Hubacher. Bei Salt hiess es, es gebe keine besondere Häufung von Beschwerden über unerwünschte Werbeanrufe.