«Uns fehlen die IT-Leuchttürme»

«Uns fehlen die IT-Leuchttürme»

Wann wird es einen Branchenverband geben?

Umso eher, als sich eine eigenständige IT-Industrie entwickelt. Was nicht funktionieren wird, ist eine Fusion der bestehenden Hobbyverbände.

In der Schweiz sind die Informatik, das «I», und die Kommunikation, das «C», immer zusammen organisiert. Macht das überhaupt Sinn?

Man muss diesen Umstand in Frage stellen. Die unabhängige Organisation der Informatik von der Kommunikation stösst aber nicht nur auf Gegenliebe. Das «C» ist stark vom Staat abhängig, weil in diesem Bereich viel reguliert wird und zahlreiche, teils diametrale Interessen hineinspielen. Im Gegensatz hat das «I» viel mehr gemeinsame Interessen gegenüber dem Staat.

Helfen Stadtnetze, wie es die Städte Zürich und St. Gallen planen, der Entwicklung des «I»?

Wenn die Stadt Zürich ein eigenes Netz aufbaut, ist das ausser einem schönen Show Case überhaupt nichts. Die Kommunikationsbedürfnisse machen nicht Halt vor der Stadtgrenze. Die Stadt ist kein Organisationsraum. Andrerseits ist die Art und Weise, wie wir künftig zusammenarbeiten, entscheidend. Die Möglichkeit, jederzeit und überall mit beliebigen Bandbreiten via Video, Sprache oder sonstwie zu kommunizieren, treibt Innovationen an. Die Schweiz braucht eine flächendeckende Infrastruktur auf Basis von Lichtwellenleitern. Diese Investition muss getätigt werden. Als Vergleich: Der Bund gibt 30 Milliarden Franken für zwei Alpentunnel aus, aber nicht einen Rappen, damit wir breitbandiger kommunizieren können. Ich wage zu bezweifeln, ob das die richtigen Prioritäten sind.

Muss die Politik eingreifen, dass es vorwärts geht?

Man schätzt die Investitionen, die Schweiz mit Lichtleiter zu erschliessen, auf zirka 10 Milliarden Franken. Die drei bis vier Player müssen gemeinsam eine Lösung finden. Die Politik braucht es dazu gar nicht. Fakt ist, dass man nicht beides haben kann: als Erster in Europa ein Lichtleiternetz und gleichzeitig einen Infrastrukturwettbewerb.
Zur Person

Ruedi Nose

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Der 1961 in Glarus geborene Ruedi Noser ist seit 1996 Alleininhaber, seit 1997 Verwaltungsratspräsident der Noser-Gruppe. Die auf Telekommunikations-Software spezialisierte Grup-pe mit Firmen in der Schweiz, Deutschland und Kanada hat über 400 Mitarbeiter und war massgeblich an der Entwicklung von Android, Googles Mobile-Plattform auf Linux-Basis, beteiligt. Seit 2003 ist Noser Vizepräsident der FDP Schweiz, seit 2004 gehört er dem Nationalrat an. Zusammen mit dem Schwyzer Ständerat Bruno Frick gründete Noser die Bewegung «ePower für die Schweiz». Sie soll die Anliegen der ICT-Branche in politische Kreise tragen und auf das grosse Potenzial der ICT für den Wirtschaftsstandort Schweiz hinweisen. So soll die Modernisierung der ICT-Infrastruktur des Staates die notwendige Priorität erhalten. Überdies ist Noser seit 2006 im Vorstand von ICTswitzerland. Ruedi Noser ist verheiratet und hat vier Kinder.
Fredy Haag



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