«Uns fehlen die IT-Leuchttürme»
«Uns fehlen die IT-Leuchttürme»
Was schlagen Sie vor?
Was uns in der Schweiz fehlt, sind Firmen wie SAP, Cisco oder Oracle. Wenn wir erst einmal solche «IT-Leuchttürme» haben, wird die Jugend auf die Schweizer IT-Branche aufmerksam. Novartis und Roche sind Beispiele für Leuchttürme der Pharma-Branche. Sie ziehen einen grossen Nachwuchs nach sich. In der IT fehlt ein solcher Leuchtturm. Alle Vorträge der Welt können so einen Leuchtturm nicht ersetzen.
In welchem Bereich der Informatik sehen Sie am ehesten einen solchen Leuchtturm?
Wenn Avaloq mit ihrer Bankenlösung den internationalen Durchbruch schafft, könnte sie zum Leuchtturm werden. Day Interactive und Crealogix agieren ebenfalls sehr erfolgreich. Welche der vielen Firmen sich aber zu einem Leuchtturm entwickeln wird, kann ich nicht sagen. Wie eine erfolgreiche Firma auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen wird, haben wir selbst erfahren, als wir als kleine Firma das Google-Betriebssystem für das Mobilphone entwickelten. Solche Erfolge braucht es. Das geht aber natürlich nicht von einem Tag auf den anderen.
Welchen Beitrag kann das Jahr der Informatik, die informatica08, leisten?
Das Jahr der Informatik ist für die Jungen eine gute Initiative. Die Industrie bekennt sich dazu, für den Nachwuchs etwas zu tun. Das ist wichtig. Doch die informatica08 allein wird keine Änderung herbeiführen.
Im Rahmen der informatica08 soll auch der IT-Unterricht mit neuen Lehrmitteln in den Schulen gefördert werden. Was bringt das konkret?
Mit dem Lehrmittel behebt man ein aktuelles Problem. Wenn ein Lehrer Lust hat, IT zu vermitteln, steht im künftig ein Lehrmittel zur Verfügung. Das ist sehr konkret und auch zu begrüssen. Das Lehrmittel ist ein wichtiger handwerklicher Beitrag, doch auch dieser vermag die fehlenden Informatik-Leuchttürme nicht zu ersetzen. Aber trotzdem, das Lehrmittel ist ein wichtiger erster Schritt. Unsere Branche braucht jedoch mehr.
Was braucht die Branche konkret?
Ich plädiere für einen Branchenverband. Die Maschinenindustrie hat die Swissmem, die chemische Industrie die Chem und die Finanzindustrie die Bankiervereinigung. Einen IT-Branchenverband gibt es nicht. Die Kernaufgaben eines solchen Verbandes wären Nachwuchsförderung sowie Aus- und Weiterbildung.
Haben wir nicht schon genug IT-Verbände?
Was wir haben, sind mehr als 20 ehrenamtliche Hobbyverbände. Aber ein Branchenverband wie die Swissmem, in den ein bestimmter Promillesatz der Lohnsumme fliesst, und der für eine professionelle Aus- und Weiterbildung sorgt, gibt es in der IT nicht. Ohne ihn bekommt die IT in den Volksschulen und Gymnasien aber nicht den Stellenwert, den sie eigentlich verdient.