17.09.2014, 17:12 Uhr

Banken wollen PayPal & Co. paroli bieten

Banken in der Schweiz und in aller Welt wollen vermehrt über digitale Kanäle mit Kunden Geschäfte abwickeln. Doch die Konkurrenz und der Handlungsbedarf ist gross
Ben Robinson von Temenos sieht die Digitalisierung des Bankings als erfolgskritisch an
Schweizer Banken erkennen die Digitalisierung des Geschäfts vermehrt als Investitionsfeld. Das gilt auch für Finanzdienstleister jenseits der Grenzen. Die digitalen Kundenkanäle wie Mobile und Web haben heute die zweithöchste Priorität bei den IT-Investitionen sowie den Anforderungen des Geschäfts an die Informatik. Das sind Ergebnisse einer weltweiten Studie des Technologie-Anbieters Temenos, die an einem Anlass in Zürich präsentiert wurde. Die befragten 198 leitenden Bankangestellten nennen unter anderem das veränderte Kundenverhalten und neue Wettbewerber im Finanzumfeld als Gründe. Die höchste Priorität bei den IT-Ausgaben hat aber die Compliance. Das Erfüllen von Regulierungsanforderungen ist für 36 Prozent der Banker die erste Aufgabe der Informatik. Immerhin schon 30 Prozent sehen durch schwindende Kundenloyalität die Notwendigkeit, mehr Geld in Computersysteme zu stecken. Sonst befürchten die Bankangestellten, dass besser informierte Kunden in grösserer Zahl zu anderen Anbietern wechseln. Anbieter sind heute nicht mehr nur Kreditinstitute, das wissen auch die Befragten. So wird der Druck von branchenfremden Wettbewerbern als mindestens genauso gross eingeschätzt, wie der der Konkurrenz aus der Finanzwirtschaft. Von 23 Prozent werden Technologieanbieter wie Apple, eBay (PayPal) und Google als ernsthafte Wettbewerber angesehen. Frederic Brunier, Managing Director bei Accenture, teilte an dem Anlass die Meinung der Banker: «In den vergangenen zehn Jahren haben Start-ups Innovationen in der Finanzindustrie gebracht, in den nächsten zehn Jahren werden es die Digitalen Giganten wie Google oder PayPal sein, die durch Zukäufe und Partnerschaften die Innovationen treiben», sagte er.

Geringe Kundenzufriedenheit

Wie Temenos-Chefstratege Ben Robinson an dem Anlass sagte, haben die Banken die Zeichen der Zeit erkannt. Die Budgets werden analog zu den identifizierten Herausforderungen gesprochen: Die IT-Ausgaben steigen für Kernbankensysteme (25 Prozent), digitale Kanäle wie Mobile und Web (23 Prozent) sowie Analytik (16 Prozent). Brunier und Robinson waren sich einig, dass die Digitalisierung für Banken zu einem geschäftskritischen Merkmal werden kann. Offenbar herrscht hier Nachholbedarf. Accenture-Berater Brunier zitierte eine Umfrage seines Unternehmens, laut der nur 18 Prozent der Schweizer Kunden zufrieden mit den Digital-Angeboten ihrer Bank sind. Zum Vergleich: EU-Finanzinstitute haben 25 Prozent zufriedene Online-Kunden. Allerdings: Beide Werte sind sehr tief. Für Brunier stehen die traditionellen Banken am Scheideweg: Entweder sie werden reine Prozessoren von Finanztranstransaktionen oder sie finden einen Weg, zum Mittelpunkt des Finanzlebens ihrer Kunden zu werden. Der Idealfall sei die Bank-Homepage als Browser-Startseite, von der aus eingekauft, Reisen gebucht und Geld überwiesen werden kann.



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