10.02.2017, 10:45 Uhr

Niederlande fordert zehn Jahre Haft für Cyber-Stalker

In ihrem Plädoyer forderte die Niederländische Staatsanwältin zehn Jahre und acht Monate Haft für den 38-jährigen Angeklagten, weil er Dutzende Mädchen zu Nacktaufnahmen verleitet und die Teenager dann damit erpresst haben soll.
In einem Aufsehen erregenden Fall von Internet-Erpressung hat die niederländische Staatsanwaltschaft eine hohe Haftstrafe verlangt: In ihrem Plädoyer forderte die Staatsanwältin am Donnerstag in Amsterdam zehn Jahre und acht Monate Haft für den 38-jährigen Angeklagten, weil er Dutzende Mädchen zu Nacktaufnahmen verleitet und die Teenager dann damit erpresst haben soll. Die Opfer hätten noch lange Zeit unter der Erpressung zu leiden, begründete sie die Strafforderung. Der Angeklagte habe sich im Internet als junge Frau ausgegeben und ein Vertrauensverhältnis zu 34 Mädchen aufgebaut. Anschliessend habe er sie dazu gebracht, nackt vor der Webcam zu posieren. Seine Opfer stammten unter anderem aus Grossbritannien, den USA, Norwegen und Kanada. Der Niederländer habe die Mädchen dann mit den Aufnahmen erpresst, um sie zu sexuellen Handlungen vor laufender Kamera zu zwingen. «Es geht hier um ein sehr schweres Verbrechen, das viele Opfer betroffen hat und das sie in den kommenden Jahren weiter betreffen wird», sagte Staatsanwältin Janneke Weeling. Die ebenfalls beteiligte Staatsanwältin Annet Kramer forderte, «der Verdächtige muss so lange wie möglich von der Gesellschaft ferngehalten werden.» Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Er war 2013 nach einem Hinweis des Online-Netzwerks Facebook festgenommen worden.

Suizid nach Nacktfoto-Publikation

Der Mann soll auch in den Suizid der 15-jährigen Kanadierin Amanda Todd im Jahr 2012 verwickelt sein. Die Jugendliche hatte in einem millionenfach angeklickten YouTube-Video geschildert, wie sie nach der Veröffentlichung eines Nacktfotos im Netz gemobbt wurde. Wenige Wochen später nahm sie sich das Leben. Ein Gericht in Amsterdam entschied im Juni, den Angeklagten nach dem Prozess in den Niederlanden zur weiteren Strafverfolgung nach Kanada auszuliefern. Todds Mutter Carol wohnte dem Amsterdamer Prozess in dieser Woche bei. Sie wolle anderen Internet-Opfern und deren Eltern eine Botschaft der Unterstützung senden, sagte sie dem niederländischen Sender NPO.



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