Samsung 04.12.2012, 10:56 Uhr

Skandale prägen die Erfolgsgeschichte

Heute feiert Samsung-Chef Lee Kung-hee sein 25-jähriges Firmenjubiläum. Er formte einen Weltkonzern – die Mittel waren dabei nicht immer über alle Zweifel erhaben.
So sah der Samsung-Hauptsitz in den 30er Jahren aus.
Vor 25 Jahren wurde Lee Kun-hee Vorsitzender von Samsung, damals bereits ein führendes Unternehmen in Südkorea. Er übernahm damit das Zepter seines Vaters Lee Byung-chull, der nur zwei Wochen zuvor starb und Samsung 1938 als ein Lastwagen-Unternehmen gründete. Doch auch wenn der Vater den Grundstein für den Erfolg der Südkoreaner legte, es war der Sohn, der es zu einem der grössten Unternehmen der Welt machte.
So war eine seiner ersten Entscheidungen, das Logo zu ändern. Samsung ist ein koreanischer Name, der aus den chinesischen Schriftzeichen ?? geformt wird und «drei Sterne» bedeutet. Entsprechend war das Logo, doch Lee ersetzte es schnell durch die blaue Ellipse, die bis heute gültig ist. Das war Teil seines Plans, Samsung nicht nur in Südkorea, aber auch in der ganzen Welt bekannt zu machen. Dazu begann er ab 1993, ausländische Arbeiter zugunsten Einheimischer anzustellen und schaute sich bei der japanischen Konkurrenz ab, wie man erfolgreich ins digitale Zeitalter investiert. Dass es gelang, beweisen die Zahlen: Samsung macht heute 39-mal mehr Umsatz als noch 1987 und ist für 20 Prozent des südkoreanischen BIP verantwortlich. Davon profitiert auch Lee, der als reichster Mann Sdkoreas gilt. Forbes schätzt das Vermögen seiner Familie auf 7,4 Milliarden Dollar.

Viele Skandale

Doch wie so oft: solche Erfolgsgeschichten haben auch ihre Schattenseiten. 1997 publizierte ein Journalist ein Gespräch von Lee mit dem koreanischen US-Botschafter, dass man für 3 Milliarden Dollar die Präsidentschaftskandidaten bestechen möchte. Hong musste zurücktreten, Lee bekam zwei Jahre bedingt, wurde vom damaligen südkoreanischen Präsident aber kurz darauf begnadigt. Im Frühling 2008 wurde Lees Haus durchsucht, weil die Firma verdächtigt wurde, Politiker, Richter und weitere einflussreiche Leute zu bestechen. Lee gab es zu und wurde wegen finanziellen Unregelmässigkeiten und Steuerhinterziehungen verurteilt. Die Strafe fiel mit 3 Jahren Gefängnis und 109 Millionen Dollar Busse verhältnismässig tief aus, die Anklage hatte das Doppelte gefordert. Und es kam noch besser für Lee: am 29. Dezember 2009 wurde er von der südkoreanischen Regierung ein zweites Mal begnadigt, am 24. März 2010 war er bereits wieder Samsung-Chef. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Zu mächtig, um fallen zu können

Zu mächtig, um fallen zu können

Um diese Geschichten in den Kontext zu rücken muss man wissen, dass Samsung ein sogenanntes Jaebol ist, ein Mischkonzern, der sich in Familienhänden befindet und sich durch autokratische Entscheidungssysteme auszeichnet. Ein in Südkorea beliebtes Modell, weitere Beispiele sind LG, Hyundai und SK. Diese Jaebols haben grossen Einfluss auf die südkoreanische Politik, sie gehören zu den wichtigsten Spendern der Regierung und setzen immer wieder Familienmitglieder in politische Ämter ein. Lee Kun-hee selber ist Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und war mitverantwortlich, dass die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang abgehalten werden.  Darum war es für ihn auch nicht weiter schädlich, als 2010 das Buch «Think Samsung» erschien, in dem ein früherer Samsung-Anwalt detailliert berichtet, wie korrupt Lee gewesen sein soll. Er soll ungefähr 10 Milliarden Dollar von Samsung-Angestellten geklaut, Beweise zerstört und Behörden bestochen haben, um seinen Sohn als Nachfolger installieren zu können. Doch die Sympathie für Lee in Korea ist nach wie vor gross, zu wichtig ist das Unternehmen für die Industrie. Und zu viele Leute sind abhängig von den Lees. Sein Sohn ist Präsident und COO von Samsung Electronics, seine älteste Tochter Präsidentin und CEO einer Luxushotelkette und dem «Samsung Everland», einem Freizeitpark. Der älteste Sohn seines Bruders ist Vorsitzender der CJ Gruppe, einer Holding-Gesellschaft mit Geschäften in der Nahrungsmittel- und Unterhaltungsindustrie. Eine seiner Schwestern ist mit dem ehemaligen LG-Verantwortlichen verheiratet, der heute eine der grössten Nahrungsmittelkonzerne Südkoreas leitet. Und Lees jüngere Schwester ist Vorsitzende der Shinsegae Gruppe, dem grössten Detailhändler Koreas. Und das sind nur die Verbindungen, die bekannt sind. Durch diese Familienbande gestärkt kann der 70-Jährige Lee noch viele Tiefs überstehen. So auch die Niederlage gegen Apple vor Gericht oder die immer wiederkehrenden Ausbeutungsvorwrfe seiner Mitarbeiter. Erst gestern hat das Unternehmen der Nachrichtenagentur Reuters  übrigens bestätigt, dass manche Arbeiter bis zu 32 Überstunden pro Woche leisten mussten. Dieser Artikel wurde in Anlehnung an eine Geschichte auf The Verge geschrieben.



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