16.02.2006, 19:23 Uhr
Selbst ist das System
Mit Autonomic Computing sind IT-Systeme in der Lage, sich selbst zu verwalten und zu optimieren. Scheduling-Lösungen wenden dieses Konzept nun auf die IT-Prozesse an und erreichen so eine effizientere Prozesssteuerung.
Detlev Schmitz ist Leiter Zentraleuropa bei Orsyp.
Die Administration von IT-Systemen ist in den letzten Jahren schwieriger geworden. Die Zusammenführung heterogener Landschaften, die Herstellung direkter IT-Verbindungen zwischen den Unternehmen, die umfassenden Web-Anbindungen, die Integration der Unternehmenskommunikation: all das hat dazu geführt, dass die Systeme erheblich komplexer geworden sind. Dabei hat sich die Rolle der IT im Unternehmen im letzten Jahrzehnt verschoben, von deren reibungslosen Funktionieren ein Unternehmen heute als Ganzes abhängig ist. Damit sind auch die Anforderungen an die Qualität der IT-Prozesse gewachsen: früher hat man sie notfalls manuell substituiert. Konnte die EDV etwa Lieferscheine nicht erstellen, musste man sie eben anders schreiben. Solche Behelfe funktionieren heute nirgends mehr: Lieferscheine enthalten beispielsweise Barcodes, ohne die die Verbuchung des Warenausgangs nicht erfolgen kann - und möglicherweise auch nicht der Wareneingang beim Kunden. Die gewachsene Bedeutung einzelner IT-Prozesse für die Unternehmen, aber auch für die gesamte Wirtschaft, hat im Übrigen auch in den übergreifenden Vorschriften zu IT-Compliance und -Governance ihren Ausdruck gefunden. Dabei stellen Regelwerke wie Basel II oder Sarbanes-Oxley an den IT-Betrieb erhebliche zusätzliche Anforderungen hinsichtlich Zuverlässigkeit, Dokumentation und Nachvollziehbarkeit.
Zugleich werden die IT-Budgets aber nun schon seit Jahren kurz gehalten und eine Entspannung ist nicht absehbar. Für die IT-Administration bedeutet das, dass sie in einem technisch zunehmend schwieriger werdenden Umfeld höhere Anforderungen hinsichtlich der Prozessqualität mit tendenziell geringeren Ressourcen nachkommen muss. So war bis vor einigen Jahren die durchgängige Besetzung von Rechenzentren eine Selbstverständlichkeit; nur bei Anwesenheit von Administratoren liess sich ein kontinuierlicher 24-Stunden-Betrieb aufrechterhalten. Dies ist heute nur noch in Ausnahmefällen gegeben, die Mannschaften wurden reduziert, Reserven für Nacht- und Wochenendbetrieb oder die Urlaubszeit bestehen meist nicht mehr. Sogar Hochverfügbarkeitssysteme kommen ohne Anwesenheit des Bedienerpersonals aus. An die Stelle der physischen Anwesenheit sind aufwändige Fehler-Management-Systeme, automatische Alert-Verfahren per E-Mail oder SMS sowie der Remote-Zugriff von Mitarbeitern getreten.
Dass solche Lösungen die Komplexität der Systeme weiter erhöhen, mag man, solange sie funktionieren, noch hinnehmen. Grundsätzlich kann die Lösung des RZ-Dilemmas - mit immer geringeren Ressourcen muss eine immer höhere Prozessqualität bereitgestellt werden - jedoch nicht durch die Verlagerung von klassischen Verfahren zur Fehlerbehebung in die Remote-Sphäre bestehen. Es muss vielmehr eine Veränderung der betreffenden IT-Prozesse selbst erfolgen: Sie sollen sich in Zukunft um ihre Komplexität selber kümmern und so für einen effizienten, administrationsfreien IT-Betrieb sorgen.