27.05.2015, 16:52 Uhr

Massenhaft Compliance-Verstösse in sozialen Medien

Social-Media-Markenseiten der Fortune 100 haben im Schnitt 70 Compliance-Probleme
Die Investitionen von Unternehmen in soziale Medien nehmen zu. Jedoch sind sich die meisten Organisationen heute noch nicht des Umfangs und Schweregrads der Risiken bewusst.

Der Sicherheits- und Compliance-Spezialist Proofpoint hat nun unter dem Titel «State of the Social Media Infrastruktur, Part III» eine Studie veröffentlicht, die offensichtlich Ordnungswidrigkeiten und Vorfälle offenlegt, von denen Social-Media-Konten der Fortune 100 betroffen sind. In der Schweiz zählen beispielsweise Nestlé, Novartis oder Hoffmann-La Roche zu diesen Konzernen.

Probleme bleiben unerkannt

Für die erwähnte Studie hat ein Forschungsteam ein Jahr lang unter Verwendung einer zum Patent angemeldeten Technologie verschiedenste Social-Media-Seiten der erwähnten Konzerne untersucht und analysiert – darunter Facebook, Twitter und LinkedIn – und ermittelt, wie oft vertrauliche Informationen gefährdet sind. Das Ergebnis: Das durchschnittliche Fortune-100-Unternehmen hatte auf seinen Social-Media-Markenseiten rund 70 Compliance-Probleme. Erschwerend kommt hinzu: Sie blieben unerkannt durch das interne Compliance-Personal. Dieses ist offensichtlich damit überfordert, mit dem hohen Tempo der Kommunikation Schritt zu halten und parallell dazu die ständig weiterentwickelten Vorschriften wie FINRA (für Finanzdienstleister) oder FDA (für das Gesundheitswesen) einzuhalten.

Compliance-Experten überfordert

Bei durchschnittlich 320 Marken-Accounts in sozialen Medien, Tausenden von Mitarbeitern und hunderttausenden Anhängern, die in Social-Media-Diskussionen interagieren, nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. So schaffen es die Compliance-Experten schlichtweg nicht, den Compliance-Prozess den sozialen Medien anzupassen. Das Problem der schnelllebigen Diskussionen in sozialen Medien bestehe hauptsächlich darin, dass Mitarbeiter und Kunden viel eher ungewollt missverständliche Aussagen machen und Daten teilen, die eigentlich nicht zur Freigabe vorgesehen waren. Von den 70 erwähnten Verstössen stammten über 50 von öffentlichen Kommentatoren, mehr als 10 wurden durch die Marke selbst verursacht. Mit über 5000 Risiken – über 250 pro Firma – waren Finanzdienstleister die Urheber eines Grossteils der Verstösse. Dabei «stellen Compliance-Verstösse eine besondere Bedrohung dar, da sie schwerwiegende finanzielle und rechtliche Folgen haben», weiss Devin Redmond, Vice President und General Manager der Marke Nexgate von Proofpoint.

Kaum Kontrollen

Die Studie brachte auch zutage, dass nicht einmal die Hälfte der von Marken veröffentlichten Posts durch Marketing- und Content-Publishing-Plattformen verteilt wurden. Obwohl die meisten Fortune-100-Marken Eigentümer dieser Tools sind. Die Studienverfasser schliessen daraus, dass manche Mitarbeiter den genehmigten Publishing-Workflow entweder nicht wahrnehmen, ihn ignorieren oder ihn absichtlich umgehen. Mitarbeiter sollten bereits vor dem Posting vor Compliance- und PR-Rechtsverstössen gewarnt werden. Und auch eine verstärkte Aufklärung und Rechtsdurchsetzung ist erforderlich.



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