«USM setzt weiter voll auf Digitalisierung»
Storage neu aufgestellt
CW: Herr Geissler, die Storage hat USM jüngst mit Pure Storage neu aufgestellt. Was war der Auslöser?
Johannes Geissler: Die bisherige Storage hatte das Ende des Lebenszyklus erreicht. Schon bei der vorherigen Erneuerung hatte USM ein Auge auf Pure Storage geworfen – insbesondere wegen All Flash. Damals fehlten den Produkten allerdings ein für USM wichtiges Feature: die Spiegelung in Echtzeit. Diesmal erfüllte Pure Storage dieses Kriterium und hat zusätzlich mit geringem Platzbedarf in den Racks und der Managebarkeit über ein intuitives User Interface überzeugt, sodass USM den Wechsel initiiert hat.
Die Migration selbst hat dann im laufenden Betrieb stattgefunden. Die Storage inklusive ERP mit den 2-Terabyte-SQL-Datenbanken liefen ohne Unterbruch weiter. Die User haben nichts vom Wechsel gemerkt.
CW: Haben Sie als Anbieter das Migrationsprojekt allein gestemmt oder hatten Sie externe Hilfe?
Geissler: Die Migration selbst hat BNC erledigt. Die Berner sind der Partner für Netzwerk und Storage, die USM auch auf Pure Storage aufmerksam gemacht hatten.
Der Wechsel bei USM funktionierte grösstenteils remote. Nur bei der physischen Installation im Sommer vergangenen Jahres waren Mitarbeiter von BNC bei USM vor Ort. Beim Ausbau gab es dann mehr zu tun als beim Einbau, denn die neue Lösung braucht noch einen Bruchteil des Platzes. Früher belegte die Storage-Lösung neun Rack-Einschübe, heute sind es noch drei. Dabei kommt Datenkompression zum Einsatz mit dem Faktor 3,2:1. Anstatt der 32 Terabyte braucht USM nun nur noch 10 Terabyte Storage. Das hat natürlich auch positive Auswirkungen auf den Energieverbrauch und die Ökobilanz.
CW: Herr Flügge, welche Projekte stehen in der IT-Infrastruktur von USM derzeit an?
Flügge: Die erwähnte Abschaffung der Server in den Niederlassungen weltweit. Dies ist ein Teilprojekt der «One System World», wie wir das Gesamtvorhaben nennen. Neben den Servern werden in den Aussenstellen noch verschiedene PBX betrieben, einige mit Telefonzentrale, überall unterschiedliche Soft-Clients. Diese Infrastruktur ist über Jahre gewachsen und soll jetzt konsolidiert werden. Die Festnetztelefonie wollen wir in Teams integrieren, die Soft-Clients vereinheitlichen und Office 365 zum Standard machen. Dann haben wir eine gemeinsame Plattform, auf der alle arbeiten können. Jedes Land kann dann selbst entscheiden, wie es die Tools einsetzen will.
Für einige Länder müssen wir dann aber immer noch spezielle Technologien implementieren – beispielsweise Japan. Dort ist Fax die «Goldene Kuh», ohne die unsere Angestellten nicht arbeiten können. «Sorry, Thomas, we need our Fax», bekomme ich dort zu hören.
In den USA wollen wir aufgrund der vielen Zeitzonen Call Queues installieren für die Westküste, für die Mitte und den Osten. Mit der Internet-Telefonie und Teams müssen die Mitarbeiter dann noch nicht einmal ihren Rechner starten, um einen Anruf zu tätigen.
CW: Ist der Hauptsitz in Münsingen quasi ein Versuchslabor für neue IT-Installationen?
Flügge: Das kann man so sagen. Und ich bin das Versuchskaninchen. Ich installiere die Lösung als Erster, teste sie so gut wie möglich und tune sie für den ersten Rollout-Schritt. Dann ist die IT-Abteilung gefragt, in der die Applikation dann wirklich auf Herz und Nieren geprüft wird. Anschliessend holen wir uns Kollegen aus den Abteilungen, deren Puls nicht gleich auf 400 steigt, wenn etwas nicht wie gewünscht funktioniert. Wenn wir das Feedback umgesetzt haben, ist die Lösung parat für den Rollout.
Genauso funktioniert es dann in den Aussenstellen: In Japan fragen wir zwei Personen an, die eine Anwendung zuerst testen. Wenn von dort die Rückmeldung kommt: «Thomas, it’s not quite satisfying», dann wissen wir, dass die Lage ernst ist. Aus Leipzig bekommen wir dagegen direkte und ehrliche Rückmeldungen. Unsere Aufgabe ist es dann, das eine und das andere Land mit der gebotenen Höflichkeit zufriedenzustellen.