16.05.2017, 17:58 Uhr
Botnetz ging im WannaCry-Trubel unter
Im Aufruhr um den Verschlüsselungstrojaner blieb eine ähnliche Schadsoftware komplett unentdeckt. Adylkuzz nutzt offenbar dieselbe Schwachstelle aus wie WannaCry, agiert jedoch im Hintergrund und schliesst befallene Rechner zu einem Botnetz zusammen.
Am Wochenende hat die Schadsoftware WannaCry die gesamte IT-Welt in Atem gehalten. Nun entdeckten Sicherheitsexperten von Proofpoint bereits den nächsten Angriff. Dieser soll aber angeblich schon seit zwei Wochen unbemerkt laufen, schreibt das Unternehmen in einer Medienmitteilung. Infiziert seien weltweit bereits Zehntausende PCs, und die Zahl wachse sehr schnell. Die Adylkuzz genannte Schadsoftware kann gemäss Proofpoint direkt mit dem Verschlüsselungstrojaner in Verbindung gebracht werden. Denn auch sie ziele auf jene Schwachstelle ab, welche der US-Geheimdienst NSA angeblich während längerer Zeit geheim gehalten hatte. Die beiden Schadprogramme unterscheiden sich jedoch grundsätzlich voneinander. «Im Gegensatz zu Wannacry läuft bei Adylkuzz alles im Hintergrund des Systems ab und die Anwender wissen nicht einmal, dass sie unfreiwillig Teil eines Verbrechernetzwerks geworden sind», sagt Monika Schaufler, Regional Director DACH von Proofpoint. Denn die Opfer werden weder erpresst, noch erhalten sie eine Botschaft der Erpresser. Im Vergleich zur neu entdeckten Malware benimmt sich die Ransomware WannaCry, die alle Dateien verschlüsselt und zur Lösegeldzahlung auffordert, also wie der Elefant im Porzellanladen. «Wir vermuten, dass WannaCry mehr oder weniger versehentlich von diesem subtileren Angriff abgelenkt hat», so Schaufler. Auch die Adylkuzz-Hacker sind scharf auf virtuelles Geld Die Hacker hinter Adylkuzz sind laut Proofpoint zwar auch auf Geld aus, bei der neuen Angriffswelle gehe es jedoch um die Krypto-Währung Monero, eine Alternative zu Bitcoin. Die digitale Währung kann auf dem Darknet-Marktplatz Alphabay etwa dazu verwendet werden, Drogen, gestohlene Kreditkarten oder gefälschte Waren zu kaufen. Sobald Rechner mit Adylkuzz infiziert sind, beginnen diese, virtuelles Geld zu erzeugen. Die generierten Summen seien mit wenigen Dollar pro infiziertem Rechner in der Woche gering. «In der Summe ergibt die hohe Zahl der befallenen Rechner allerdings ein erzeugtes Zahlungsvolumen von Zehntausenden oder Hunderttausenden Dollar», präzisiert Monika Schaufler. Deshalb sei dieses Vorgehen wesentlich profitabler als ein Erpresserangriff wie bei WannaCry. Schaufler stellt zudem eine interessante These auf: «Möglicherweise hat Adylkuzz die weitere Ausbreitung von WannaCry sogar verhindert.» Beide Schadprogramme finden ihren Weg durch den IP-Port 445 in ungesicherte Systeme. Adylkuzz blockiert diesen allerdings, sobald er sich im Rechner eingenistet hat und verschliesst so das Einfallstor für WannaCry. «Die Hintermänner sorgen damit dafür, dass ihnen der Rechner exklusiv zur Verfügung steht», sagt Monika Schaufler. Denn das Generieren von Krypto-Währung erfordere sehr viel Rechenleistung. Obwohl ihre Rechner nun fleissig für die Cyber-Kriminellen arbeiten, bekommen die Opfer davon nicht viel mit. «Die Anwender merken lediglich, dass ihre Systeme sehr langsam werden und dass sie auf bestimmte, gemeinsam benutzte Windows-Ressourcen nicht mehr zugreifen können», so Schaufler.