08.09.2006, 10:49 Uhr

Führungszirkel von HP bediente sich unlauterer Mittel

Die Schlammschlacht des Verwaltungsrats von Hewlett-Packard (HP) ist an die Öffentlichkeit gelangt.
Immer wieder waren Informationen über die Strategie von HP an verschiedene Presseorgane wie das "Wall Street Journal" durchgesickert. Diese Fakten waren allerdings nur einem kleinen Kreis von Top-Managern bekannt. Im vergangenen Jahr hatte Patricia Dunn, Vorsitzende des HP-Boards, deshalb externe Dienstleister beauftragt, den Maulwurf an der Firmenspitze aufzuspüren. Im Mai 2006 wurden dem Vorstand die Ergebnisse der Untersuchung vorgelegt: Demnach konnte über Verbindungsnachweise von Telefongesprächen ermittelt werden, dass Vorstands-Mitglied George Keyworth mit Medien in Kontakt gestanden hatte. Keyworth stritt die Anschuldigungen nicht ab. Allerdings lehnte er die Aufforderung ab, seinen Posten aufzugeben.
Mittlerweile hat der interne Board-Skandal jedoch eine eigene Dynamik entwickelt und sich von der Person Keyworth entfernt. Es geht nur noch um die Fragen, wie der externe Dienstleister in den Besitz der Verbindungsnachweise des privaten Anschlusses von Keyworth gelangt ist, ob die Vorgehensweise strafbar ist und welche Konsequenzen sich daraus für die HP-Vorstandvorsitzende Dunn ergeben. HP hat zugegeben, dass die Informationen in einigen Fällen unter Vorspiegelung falscher Angaben zur Person gesammelt wurden. Das Verfahren nennt sich in den USA "Pretexting".
In den USA ist es möglich, bei einer Telefongesellschaft wie AT&T anzurufen, sich mit einer privaten Telefonnummer und den letzten vier Ziffern der Sozialversicherungsnummer zu identifizieren, um einen Einzelverbindungenachweis anzufordern beziehungsweise einen Online-Account zu eröffnen. Die Sozialversicherungsnummern seiner Board-Mitglieder sollten HP bekannt sein.
Allerdings ist nicht geklärt, ob Dunn von der Vorgehensweise gewusst hat. Nach Angaben eines HP-Sprechers seien die Dienstleister angewiesen worden, nur legale Methoden zur Informationsgewinnung zu verwenden. Die Namen der beiden Dienstleister nannte der Konzern indes nicht.
Die Untersuchungsmethode hatte aber noch für Tom, Perkins, ein weiteres Board-Mitglied, Konsequenzen. Perkins erklärte im Mai nach Bekanntgabe der internen Untersuchung seinen Rücktritt aus dem HP-Board. Späterinformierte er die Börsenaufsicht SEC über die Vorgänge, die wiederum eine Untersuchung einleitete.
Am 31. August hat das HP-Board entschieden, dass Keyworth für die kommende Wahl des Gremiums im Frühjahr 2007 nicht mehr nominiert wird.



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